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Ali Ahmad über Lampedusa-Flüchtlinge„Wir sind nicht geteilt“

Die Lampedusa-Gruppe wehrt sich gegen die Darstellung der Innenbehörde, es gebe nur noch 50 registrierte Flüchtlinge vor Ort.

Sind noch ziemlich da: Lampedusa-Flüchtlinge Bild: dpa
Friederike Gräff
Interview von Friederike Gräff

taz: Wie ist die Lebenssituation der Hamburger Lampedusa-Flüchtlinge zur Zeit, Herr Ahmad?

Ali Ahmad: Wir leben an unterschiedlichen Orten. Wir haben ein paar kleinere Probleme, aber die Gruppe ist nicht geteilt. Einige Medien sagen, dass Teile von uns das Angebot der Behörde angenommen haben oder nach Italien zurückgegangen sind, aber das ist nicht wahr.

Die Innenbehörde sagt, dass es nur noch 50 registrierte Flüchtlinge in Hamburg gebe und die in Unterkünften der Kirche versorgt seien.

Wir sind 385 Menschen und leben in verschiedenen Stadtteilen: Altona, St. Pauli, Dehnhaide, Barmbek. Wir haben politische Unterstützer, die uns helfen. Bis Ende April können wir dort bleiben, wo wir jetzt sind.

Wie funktioniert die Versorgung mit Essen und Kleidung?

Teils über die Unterstützer, teils über die Caritas.

Im Interview: Ali Ahmad

44, ist Teil der Lampedusa-Gruppe. Er kommt aus dem Sudan, wo er Lehrer war. Seit einem Jahr lebt er in Hamburg.

Zu Beginn gab es sehr viel Unterstützung für die Lampedusa-Gruppe. Wie sieht das jetzt aus?

Die Unterstützung hat zugenommen. Man sieht es an den Demonstrationen und an den Leuten, die zu uns kommen.

Gibt es noch Polizei-Kontrollen?

Zurzeit nicht.

Lampedusa in Hamburg

Zunächst war von rund 300 Flüchtlingen aus dem libyschen Bürgerkrieg die Rede, die nach ihrer Flucht nach Lampedusa in Hamburg gestrandet sind.

Organisiert melden sie sich als Gruppe "Lampedusa in Hamburg" seit Mai 2013 zu Wort und verlangen ein humanitäres Bleiberecht.

Der SPD-Senat lehnt ein kollektives Bleiberecht ab und gewährt nur Einzelprüfungen, die wahrscheinlich zur Abschiebung führen werden, wie aus dem letzten Sachstandsbericht der Innenbehörde hervorgeht.

Ein Sprecher der Innenbehörde sagte der Hamburger Morgenpost, alle 50 registrierten Flüchtlinge seien in Wohnunterkünften der Kirche versorgt. Die anderen hätten wohl die Stadt verlassen. Die Behörde sei nie von 300 Betroffenen ausgegangen, sondern allenfalls von 150.

Wie gut sind die Flüchtlinge untereinander vernetzt?

Die meisten, die das Angebot der Behörde angenommen haben, gehören nicht zu unserer Gruppe. Sie kommen aus Griechenland, Spanien, Portugal.

Bei der Demonstration am Wochenende hieß es, dass der Kampf für ein kollektives Bleiberecht lang werden wird. Was erwarten Sie?

Wir werden die Genehmigung bekommen. Unsere Anwälte sagen das. Wir haben keine Gewalt unterstützt, wir haben keine Gesetze gebrochen.

Am 1.  2. findet im Gemeindezentrum Barmbek Basch eine Konferenz mit dem Titel „Warum verlassen Menschen ihre Heimatländer – Wir sind hier, weil ihr unsere Länder zerstört“ statt

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17 Kommentare

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  • B
    Blub

    "Ich bin nicht dafür da, Sie zu überzeugen."

     

    Nein, das habe ich auch nicht behauptet. Sie aber stützen hier unhaltbare und durch nichts belegte Gerüchte und zieren sich dann, mit Fakten Beweise zu erbringen. So nach dem Motto: Irgendwas wird schon hängen bleiben.

    Wenn man schon Gerüchte stützt, dann bitte mit stichhaltigen Beweisen. Und das sind Sie bislang schuldig geblieben.

     

    Und dann kommen Sie mit einem Link zu einem Artikel von Innensenator Neumann! Befangener gehts ja wohl nicht.

    Mal so nebenbei:

    In dem Artikel finde ich keine Belege für die Behauptungen von "Redrose".

    • L
      Lemmy
      @Blub:

      Tja, wenn Sie weder mir, noch dem Innensenator glauben, dann ist das halt so.

      Glauben Sie was Sie möchten.

      Herr Neumann beschreibt doch auch, dass bereits vor 2011 (da war Gaddafi noch nicht gestürzt) einige Flüchtlinge bereits Asyl beantragt hatten. Sie können also nicht nach Gaddafis Sturz geflohen sein.

      Daher bin ich der Meinung, jeder Flüchtling muss seine Geschichte erzählen und sie muss geprüft werden. Dann kann auch großzügig ausgelegt über ein Bleiberecht entschieden werden.

      • B
        Blub
        @Lemmy:

        Nein, dem Innensenator glaube ich bei diesem Thema gar nichts mehr. Wer das Verhalten Neumanns in den vergangenen Monaten mitbekommen hat, dürfte wissen warum.

         

        Zu der Thematik dass angeblich MANCHE (wieviele genau, bleibt der Artikel schuldig!) der über 300 Flüchtlinge vor 2011 in anderen Staaten Asyl beantragt haben:

         

        Laut dem verlinkten Bericht ist das im Zuge des racial profilings heraus gekommen ("Kontrollen"). Und in genau diese "Kontrollen" sind ausschließlich Menschen mit dunkler Hautfarbe geraten.

        Das darunter auch welche waren, die nicht zur Lampedusa-Gruppe gehören, dürfte klar sein.

        Die Polizei stand auf dem Kiez oder in St. Georg, nicht direkt vor der St. Pauli Kirche.

        Dementsprechend kann es durchaus sein, dass bei den Kontrollen eben auch Flüchtlinge registriert wurden, die nicht zur Lampedusa-Gruppe gehören.

        Das war übrigens auch einer der Hauptkritikpunkte am racial profiling:

        Dass wahllos alle Menschen mit dunkler Hautfarbe "kontrolliert" wurden.

        Von daher taugt diese "Statistik" überhaupt nichts.

        Und von wegen Prüfung der "Geschichte": Ohne je auch nur eine "Geschichte" der Lampedusa-Flüchtlinge gehört zu haben, haben Scholz und neumann bereits im Sommer ein Bleiberecht für diese Menschen kategorisch ausgeschlossen.

        Kein Wunder, dass diese dann den Hamburger Behörden mißtrauen.

        Neumann selbst bezeichnet die Flüchtlinge übrigens bis heute pauschal als Arbeitsmigranten, nicht als Flüchtlinge!

        Wie oben bereits geschrieben: Neumann kann man in dieser Geschichte absolut nicht über den Weg trauen.

  • Kollektives Bleiberecht ohne jegliche Prüfung? Das heißt, wenn sich, sagen wir mal, in Strozioni 100 Leute mit Schengen-Visum in Aldos betagten Reisebus setzen und eine Kaffeefahrt nach Hamburg machen ist das kollektive Bleiberecht zukünftig mitenthalten? Nur Garni, oder mit Vollpension? Ich frage deshalb, weil Hamburg händeringend neue touristische Vermarktungskonzepte sucht. Da könnte so ein kollektives Bleiberecht inklusive Inkognito, aber mit Vollpension, schon ein Knüller sein. Schließlich ist es doch egal, wer da kommt.

  • L
    Lemmy

    @Blub: Behörde für Inneres und Sport.

    Mehr kann ich dazu nicht sagen.

    Wurde aber auch in der Presse so berichtet.

    • B
      Blub
      @Lemmy:

      Das ist aber mehr als dürftig! Hatte ich aber auch nicht anders erwartet.

      Und mit so einem (nichtmal!) Halbwissen wollen Sie Diskussionen führen, bzw. Beweise erbringen?

      Peinlich, peinlich...

      • L
        Lemmy
        @Blub:

        Eben kein Halbwissen, sondern selbst erlebt. Daher sagte ich auch, mehr kann und darf ich dazu nicht sagen.

        In Ordnung? Aber wie gesagt, es wurde in der Hamburger Presse darüber bereits berichtet. Google könnte helfen...

        • B
          Blub
          @Lemmy:

          "Eben kein Halbwissen, sondern selbst erlebt. Daher sagte ich auch, mehr kann und darf ich dazu nicht sagen."

           

          Aaaaach so, haha!

          Ich finde bei Google nichts. Nennen Sie doch mal einen Link!

  • R
    Redrose

    @Achim: Gerüchte wären es in der Tat, wenn sie nicht bewiesen sind. Es ist aber bewiesen, dass einige Flüchtlinge nicht aus Libyen kommen und Lampedusa selbst allenfalls von Google Earth kennen.

    Daher sollte bei einem Bleiberecht auch genau geprüft werden, woher dieses Menschen kommen.

    Verfolgte sollten unbedingt Asyl erhalten, aber Menschen, die auf diesen Zug aufspringen, sollte dieses Recht nicht durch eine Kollektivlösung ermöglicht werden.

    • B
      Blub
      @Redrose:

      Dann nennen Sie mal Beweise, bzw. Quellen!

  • R
    Redrose

    Es gibt kein kollektives Bleiberecht.

    Jeder kann sich dem normalen Verfahren stellen, wie alle anderen auch.

    Das gefällt wahrscheinlich nicht jedem, womöglich auch, weil die Kontrollen ergaben, dass viele der angeblichen "Lampedusa Flüchtlinge" gar nicht von dort kommen, sondern bereits vor 2011 in EU Ländern Asyl beantrag hatten.

    Für mich hinterlässt das einen schalen Nachgeschmack...

    • A
      achim
      @Redrose:

      Dein Kommentar hinterlässt auch einen "schalen Nachgeschmack", weil Du Gerüchte streust, für die es überhaupt keine(!) Belege gibt. Die normalen Verfahren würden die sofortige Abschiebung nach Italien und damit ins Elened zur Floge haben. Deshalb will man diesen Weg nicht gehen- verständlicherweise.

       

      Und zum kollektiven Bleiberecht:

       

      §32 ist möglich.

      • AO
        Anne Onym
        @achim:

        Was hindert die Leute denn dran, in Italien - wo sie ja definitiv bleiben dürfen - für beste Lebensbedingungen zu kämpfen? All die Energie, die sie in Hamburg in ein nahezu absolut aussichtsloses Unterfangen stecken - denn der Bundesinnenminister wird NIE den Weg des §32 eröffnen - könnten sie dort in viel realistischere Ziele investieren. WAS ist an Deutschland denn soviel besser als an Italien?

        • B
          Blub
          @Anne Onym:

          Ich gebe Ihnen mal einen Tipp:

           

          Vergegenwärtigen Sie sich bitte, warum die Flüchtlinge hier sind.

           

          Im Übrigen:

           

          Wie zynisch ist es eigentlich, Leuten, die seit Jahren ums Überleben kämpfen, auch noch den "guten Rat" zu geben, wo sie bitte schön kämpfen sollen?!

          Wie wäre es denn, wenn all diejenigen (inkl. Ihnen), die ihre Energie gegen ein Bleiberecht der Flüchtlinge in einen Kampf FÜR die Flüchtlinge investieren würden?

          • AO
            Anne Onym
            @Blub:

            Warum sind die denn hier? Sie erzählen es ja nicht! Das ist doch der Punkt, sie sagen einfach, daß sie politisch verfolgt sind in ihrer Heimat, wo immer die auch sein soll (sagen sie ja auch nicht), und vom "NATO-Krieg in Libyen" (den Deutschland nicht mitgemacht hat) von dort "vertrieben" wurden.

             

            Und nochmal: warum muss es unbedingt Deutschland sein? Schützt Italien nicht vor politischer Verfolgung? Oder geht es da nicht doch vielleicht nicht ganz umplausibel um rein wirtschaftliche Interessen?