piwik no script img

EU bestraft Einfuhr von invasiven ArtenKampf gegen die Grauhörnchen

Fremde Tiere und Pflanzen bringen Europas Ökosysteme durcheinander. Sie einzuschleppen, ist künftig strafbar. Eine Liste soll bis Ende 2015 stehen.

Ami, go home! Bild: dpa

BERLIN taz | Das Grauhörnchen ist ein possierliches Tierchen. Doch es ist eine Art, die nicht nach Europa gehört und damit eine Gefahr für die Biodiversität, das Ökosystem, die Gesundheit oder die Wirtschaft darstellt. Und solchen sogenannten invasiven Arten sagt die Europäische Union jetzt den Kampf an.

Am Mittwoch beschloss das EU-Parlament in Straßburg, ihre Verbreitung nach dem Verursacherprinzip zu bestrafen. Zudem sollen Mitgliedstaaten eingeschleppte Pflanzen und Tieren gegebenenfalls mit „humaner Keulung“ bekämpfen. Eine Liste, welche Arten konkret gemeint sind, muss allerdings noch erstellt werden.

Etwa 12.000 gebietsfremde Tier- und Pflanzenarten leben in Europa. 10 bis 15 Prozent davon sind als invasiv eingestuft: Dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) zufolge sind sie die Hauptursache des Artensterbens. Einige lösen Krankheiten oder Asthma aus. Die Schäden, die sie jedes Jahr verursachen, beziffert die EU mit 12 Milliarden Euro, Tendenz steigend. Deshalb gibt sie jährlich 40 bis 100 Millionen Euro zur Bekämpfung aus.

Von den 800 gebietsfremden Arten in Deutschland hat das BfN nur 26 auf seiner nationalen Schwarzen Liste als gefährlich eingestuft. Auch deren Erstellung dauerte Jahre, sodass es durchaus ein berechtigtes Anliegen ist, wenn das EU-Parlament für die übergreifende Liste auf einer Frist von 18 Monaten besteht.

Viel ändern wird sich in Deutschland allerdings ohnehin nicht. Bereits seit 2010 sieht das Bundesnaturschutzgesetz vor, dass bestraft wird, wer vorsätzlich oder fahrlässig eine gebietsfremde Art einschleppt.

Die neue EU-weite Regelung soll nun in Zukunft verhindern, dass eine in einem Land erfolgreich bekämpfte Spezies aus dem Nachbarland einfach wieder einwandern kann. Pavel Poc, der für das Europäische Parlament die Verhandlungen geleitet hat, erklärte in Brüssel: „Die Bekämpfung der invasiven Arten wird durch die neue Regelung einheitlicher, umfasst die gesamte EU, ist besser koordiniert und damit insgesamt effektiver.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • Ein schwieriges Thema. Artenwanderungen /Veränderungen gehören seit je her zur Natur dazu. Natürlich hat der Mensch einen großen Einfluss auf diese Vorgänge, aber letztlich gehören auch wir zur Natur. Diese komplette Differenzierung Natur - Mensch kann man zumindest mal in Frage stellen, finde ich. Und dann kann man sich auch auf den Standpunkt stellen: "Survival of the fittest"...den grauen Eichhörnchen gehört die Zukunft.

     

    Mir fallen viele Gegenargumente zu diesem Standpunkt ein. Aber man kann ihn zumindest einmal einnehmen und die Welt von dort aus betrachten, finde ich.

    • @Jan Jansen:

      Finde ich auch.

       

      Passt zum Themenkomplex: TC Boyle "Wenn das Schlachten vorbei ist"

  • 8G
    889 (Profil gelöscht)

    „humaner Keulung“

     

    Eigentlich sollte es "Tötung" heißen, aber: "Der Begriff „Tötung“ ist in diesem Zusammenhang nicht geeignet, da er häufig für die Tötung von Tieren gebraucht wird, wenn diese der menschlichen Ernährung oder der Pelzindustrie zugeführt werden; er sollte durch „humane Keulung“ ersetzt werden."