Australien will wilde Katzen töten: So ein Katzenjammer

Wilde Katzen bedrohen die Artenvielfalt in Australien. Deswegen will der Umweltminister nun zwei Millionen von ihnen umbringen lassen.

Mörderisch: Katzen in Australien sind mitverantwortlicht für das Aussterben zahlreicher Arten. Foto: dpa

CANBERRA taz | Wer durch die Weiten des australischen Outbacks fährt, muss nicht lange warten, bis er sie sieht: verwilderte Hauskatzen oder ihre Nachkommen, oftmals doppelt so groß wie eine normale Hauskatze, huschen über die Straße und verschwinden rasch im Gebüsch. Oft tragen sie einen Vogel oder andere Beute im Maul. Damit könnte es bald vorbei sein.

Die meisten sind Nachkommen von Hauskatzen, die erstmals vor rund 200 Jahren mit den weißen Siedlern nach Australien gebracht wurden. Die Eindringlinge fordern von der australischen Fauna einen hohen Zoll. „Wir stehen am Rande der Ausrottung etwa der Hälfte der einheimischen australischen Fauna“, sagt Michael Archer, bekannter Wissenschaftler und früherer Direktor des Australischen Museums in Sydney. Er ist einer von vielen Experten, die seit Jahren ein entschiedeneres Vorgehen gegen die Räuber fordern.

Jetzt will die Regierung ernst machen. In den kommenden fünf Jahren sollen rund zwei Millionen Katzen getötet werden, so Umweltminister Greg Hunt am Donnerstag. Ein Tropfen auf den heißen Stein, glauben Kritiker: Rund 30 Millionen wilde Katzen sollen frei in der australischen Wildnis leben.

Die meist gestreiften Tiere gleichen eher einem Tiger als einem typischen Hauskätzchen – langbeinig, muskulös, aggressiv. Generationen in der Wildnis haben sie zu Wildtieren lassen werden. Laut Hunt sind Katzen für das Aussterben von 27 Tierarten mit verantwortlich, 120 weitere seien bedroht.

Hungrige Wildtiere

Vor der Ankunft der Räuber gab es auf dem australischen Festland über Tausende von Jahren keine bodenbewohnenden Raubtiere. Damit konnten sich verschiedene Arten von kleinen Säugern entwickeln. Gegen die Katzen hatten sie aber keine Chance.

Forschern zufolge frisst eine wilde Katze in Australien pro Nacht bis zu fünf Beutetiere. Oft sind es viel mehr. Michael Archer bringt den Beweis: das Bild des Mageninhalts einer Katze, die nach einer Nacht des Jagens erschossen worden war. „50 einheimische Säugetiere und Reptilien fanden wir im Bauch, die meisten waren ganz geschluckt worden“, so Archer.

Viele Experten machen allerdings nicht nur wilde Katzen für das Blutbad verantwortlich, sondern auch die vielen Familienkatzen, deren Besitzer erlauben, dass die Tiere nachts unterwegs sind. Das sei nicht nur eine zusätzliche Belastung für einheimische Tierarten, die geliebten Familienmitglieder seien ebenfalls gefährdet, sagt der Wildnisexperte Rodney Falconer.

Natürliche Fressfeinde

„Die Hauskatzen können von wilden Tieren getötet werden. Oder sie werden durch sie mit Krankheiten infiziert“. Die meisten Fachleute glauben, dass das Erschießen von wilden Katzen, das Vergiften oder das Aufstellen von Fallen nicht genügt, um dem Problem Herr zu werden.

Man müsse die Verbreitung natürlicher Fressfeinde wie dem Wildhund Dingo oder dem fleischfressenden Tasmanischen Teufel fördern. „Nicht, dass wir Katzen hassen“, erklärt Gregory Andrews, der Beauftragte für bedrohte Arten. „Wir wollen nur den Schaden, den sie in unserer Tierwelt anrichten, nicht dulden.“

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