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Kolumne Fußball-WissenschaftEher so eine Möglichkeit

Kolumne
von Johannes Kopp

Die argentinische Offensive arbeitet nur ungern mit nach hinten. Dabei braucht die Abwehr Unterstützung. Gegen den Iran wird man aber mutig sein.

Nicht der Mann für die Defensivarbeit: Lionel Messi. Bild: ap

E s ist und bleibt auch nach dem Auftaktspiel gegen Bosnien und Herzegowina ein Dilemma. Stabilisiert Argentiniens Trainer Alejandro Sabella seine Verteidigung numerisch mit einer Fünferkette, weil er nur über wenige gute Abwehrspieler verfügt, so verliert Lionel Messi als Einzelkämpfer im gelichteten Mittelfeld seine Wirkung. Stellt der Coach aber neben seinem Ausnahmekönner auch noch alle anderen offensiven Freigeister auf – also Ángel di Maria, Sergio Agüero, Gonzalo Higuain und Ezequiel Lavezzi – dann öffnen sich dem Gegner bei Ballgewinn viele Wege zum argentinischen Tor. Denn das Zurücklaufen erachten diese Herren nicht als Muss, sondern eher als eine Möglichkeit.

Deshalb hat es Sabella auch in der Partie gegen Bosnien und Herzegowina sicherheitshalber erst einmal mit seiner Fünferkette versucht, um dann wegen mangelnder Durchschlagskraft in der zweiten Hälfte wieder die Offensive zu stärken. Am Samstag gegen den Iran dürfte endlich Schluss sein mit diesem Hin und Her. Sabella wird sich wahrscheinlich für die mutigere Variante entscheiden.

Da bei dieser WM das risikofreudigere Spiel bislang häufiger zum Erfolg führte, ist dies eine gute Gelegenheit, die dafür nötigen Automatismen besser einzustudieren. Im Falle eines Erfolgs hätte man gar noch einmal ein Übungsspiel gegen Nigeria. Die Vorrunde als Testphase – im Unterschied zu den Spaniern haben die Argentinier das Glück, noch nachjustieren zu können.

Vielleicht kann Sabella seine Mittelfeld-Granden noch davon überzeugen, dass ein früheres Pressing durchaus von Vorteil sein könnte. Es war schon erstaunlich, mit welcher Zurückhaltung die Argentinier dem Team von Bosnien und Herzegowina begegnete, wenn dieses gerade dabei war, sein Spiel aufzubauen. Der mühselige erste WM-Auftritt hat zumindest die Wachsamkeit bei den Südamerikanern erhöht. Messi warnte: „Wir müssen einige Dinge verbessern.“ Bei einer der Trainingseinheiten vor dem Iran-Spiel wurden selbst für die Anfangsviertelstunde die Medienvertreter ausgeschlossen.

(Argentinien – Iran, Samstag, 18 Uhr, Gruppe F, ARD)

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taz-Sportredakteur
Jahrgang 1971, bis Ende März 2014 frei journalistisch tätig. Seither fest mit dem Leibesübungen-Ressort verbunden.
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