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Debatte Religion und TerrorismusDie rechristianisierte Republik

Kommentar von Michal Bodemann

Der Koran hat mit dem islamistischen Terror so viel zu tun wie die Bibel mit Auschwitz. Die Quelle der Gewalt liegt in den realen Verhältnissen.

Was sind die Quellen muslimischer Wut? Demo in Falludscha, Irak. Bild: dpa

I m Gegensatz zu Frankreich werden in Deutschland gesellschaftliche Prozesse gern in ein religiöses Idiom umgegossen. Dafür gibt es Vorläufer. Schon zu Zeiten Konrad Adenauers in der frühen Bundesrepublik finden wir eine markante Verschiebung in der politischen Nomenklatur. Die „Verfolgten des Nazi-Regimes“ repräsentierten sich in Ost und West als eine diverse Gruppe von Juden, Kommunisten, Sinti und Roma und anderen Verfolgten. Doch im Milieu des Kalten Krieges und der Rechristianisierung in der Bundesrepublik reduzierte sich der Verfolgtenstatus alsbald auf die jüdischen Opfer.

Ob gewollt oder nicht, waren Juden zwar als rassische Kategorie verfolgt worden, doch in der Adenauerzeit wurden sie nun als „Volk Gottes“, also als eine religiöse Gemeinschaft adressiert. Dieses Muster sollte sich wiederholen.

Zur Zeit der „Gastarbeiter“ in den 1960er Jahren und auch später waren Türken in Deutschland: Türken. Erst seit 9/11 und nicht zuletzt auch aufgrund des Regimewechsels in der Türkei hat das religiöse Idiom das ethno-nationale abgelöst. Nun sind Türken Muslime. Diese semantische Verschiebung ist nicht zu unterschätzen. Zuvor konnten sich die Mehrheitsdeutschen im Zusammenhang mit „Türken“ zwar über die PKK und das Kopftuch erregen.

privat
Michal Bodemann

geboren 1944, ist emeritierter Soziologieprofessor der Universität von Toronto, Autor zahlreicher Bücher über Juden in Deutschland nach 1945 und selbst Mitglied der Jüdischen Gemeinde zu Berlin.

Doch nun, da „Türken“ zu „Muslimen“ geworden sind, werden sie global assoziiert mit islamistischen Attentätern und Terroristen, von New York über London bis hin nach Syrien und dem Sudan. Damit wurde die Idee von der Islamisierung der deutschen Gesellschaft wie etwa bei Thilo Sarrazin oder AfD auch in Deutschland massenfähig und demagogisch einsetzbar, als Kernbegriff im jüdisch-christlichen und abendländischen Diskurs. Es entstand die Frage nach der Verbindung von Islam und Islamisten.

Der Bilderkrieg

Vom Focus bis zur Zeit fragte man sich auch im Anschluss an das Attentat gegen Charlie Hebdo besorgt, ob der islamistische Terror nicht doch etwas mit dem Islam zu tun habe, und rief nach einem islamischen Luther. Wenn schon nicht die Welt, so könnte doch wenigstens der Islam am deutschen Wesen genesen. Genauso könnten wir fragen, ob nicht Auschwitz etwas mit dem Christentum zu tun hat, und zwar mit oder ohne Luther. Angemessen wäre es zu diskutieren, ob die dem Nazi-Hetzblatt Der Stürmer ähnlichen, orientalisierenden Karikaturen des Propheten Mohammed, die 2006 zunächst von Jyllands Posten publiziert wurden und in Europa in einem obsessiven Bilderkrieg verbreitet werden, ein Problem sind. Sind diese Karikaturen nicht auch eine Form von Gewalt?

Stellen wir uns vor, Muslime in Deutschland würden Jesus in einer obszönen Pose darstellen, oder wie wäre es mit Witzen über Auschwitz oder einer aktualisierten Wiederauflage des Stürmers? Da wäre doch auch für viele Freie-Meinungs-Äußerer der Spaß zu Ende. Vergessen wir nicht, dass antisemitische Witze und Ähnliches in der arabischen Welt gang und gäbe sind, doch das legitimiert keine antimuslimische Hetze in Europa. Bezeichnend ist, dass die Mohammed-Karikaturen zu Zeiten erhöhter antiislamischer Stimmungen erschienen – nämlich zunächst unter der rechtslastigen Rasmussen-Regierung in Dänemark. Satire hört dort auf, wo Hetze beginnt.

Natürlich haben die spezifischen Ausdrucksformen dieser suizidalen islamistischen Gewalt mit dem religiös-kulturellen Umfeld des Islams zu tun, so wie Auschwitz ohne das Christentum und israelische Siedlungspolitik ohne das Getto nicht voll zu deuten sind. Aber durch den Koran erklären lässt sich dieser Terror nicht. Das Gleiche gilt für das Neue Testament oder die Thora.

Die wirkliche Erklärung für den islamistischen Terror liegt stattdessen in den real existierenden Verhältnissen: den repressiven, autoritären, verkrusteten Strukturen fast aller arabischen Länder, ein Immobilismus, der nicht zuletzt auch aufgrund ihrer Kolonialisierung durchs westliche Abendland besteht und einen wirklichen Arabischen Frühling, also Demokratisierung, fast überall verhindert.

Da stirbt König Abdullah von Saudi-Arabien, begleitet von tiefem Mitgefühl seitens der Kanzlerin und gepriesen von Präsident Obama als ehrlicher und mutiger Führer – ein Land, in dem Bürgerrechte vor allem für Hunderttausende Gastarbeiter mit Füßen getreten und ein Blogger mit tausend Peitschenhieben in wöchentlichen Raten zu Tode gebracht werden soll. Obama wird zu einem Kondolenzbesuch anreisen. Dieser interne Terror, vom Westen weitgehend ignoriert, geht also zunächst einmal von den reaktionären Staaten der arabischen Welt aus und erst danach von Milizen wie dem IS, über dessen Brutalität wir sattsam informiert worden sind.

Kniefall vor Saudi-Arabien

Weiterhin ist der islamistische Terror nicht erklärbar ohne die gewalttätigen Interventionen des Westens: ohne den Umsturz Europa- und USA-feindlicher Regime, allen voran George Bushs Krieg gegen den Irak und eine erschreckend einfältige und desaströse Politik danach unter Obama. Nicht ohne US-Drohnen, vermittels deren unschuldige Zivilisten als Kollateralschaden wie Ungeziefer mit lokalen Kämpfern zusammen vernichtet werden.

Oder nehmen wir das nicht enden wollende Schauspiel in Israel, wo Palästinenser an Grenzposten schikaniert und gedemütigt werden, wo wie in Silwan nahe Jerusalem und anderswo die israelische Landnahme Haus um Haus betrieben wird, von den vielen toten Zivilisten in Gaza nicht zu reden. Diese Erfahrungen oder Nachrichten aus der globalisierten Ferne werden noch konkreter durch rassistische Diskriminierung zu Hause in Frankreich, Deutschland und andernorts, sei es in der Job- und Wohnungssuche oder durch individuelle Erfahrungen mit der Polizei. Das alles hat mit Religion, egal welcher, nicht viel zu tun.

Die Philosophin Seyla Benhabib bringt es auf den Punkt: „Nicht Frömmigkeit oder Unfrömmigkeit müssen wir verstehen, sondern die Quellen muslimischer Wut und Verzweiflung müssen wir entziffern, denn Wut und Verzweiflung werden weiterhin neue angreifbare Bilder finden, bis deren Ursprünge verheilt sind.“

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35 Kommentare

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  • GLAUBEN DURCH GEWISSHEIT ERSETZEN!

    "Al Kaida", "Boko Haram", "IS-Terror", um nur einige Stichwörter nach zeitlicher Erscheinungsfolge zu benennen, die zu den schwärzesten noematischen Begriffskonstrukten der neuersten Menschheitsgeschichte avancierten, sind Träger einer sich exponentiell entfaltenden, verheerenden Terrorkultur. Falls man aber dem Ariadnefaden des mittlerweile fast täglichen schizophrenen menschenverachtenden Hasslabyrinths dieser äußersten Brutalität folgt, kommt man an der Urquelle jenes bestimmten Bösen an. Man kommt an einem zivilisatorisch und kulturell zerstörerischen Glauben an.

    Man sollte diesen hasserfüllten Glauben, mit der absoluten Nächstenliebe ersetzen können. Am besten durch einen mentalen kurzen Prozeß, durch eine sofortige Gefühlsumprogrammierung. Die Chancen für diese Utopie stehen nicht schlecht!

    Ich zumindest habe es selbst erlebt. Als gläubige Christin verlor ich abrupt meinen Glauben, deswegen weil er durch die absolute Gewissheit ersetzt wurde. Grund dafür war die Lektüre eines vor kurzem erschienenen Sachbuches mit dem Titel: "Ω - Der Logos - Der Gottes Beweis". Anfangs hatte ich diesbezüglich meine Bedenken, aber in logischer Folge wurde mir schnell klar, dass im bestimmten Fall, der renommierte deutsche Sachbuchverlag, entweder seine Reputation und viele Klagen mit diesem Buchtitel riskierte, oder recht haben müsste...

    Heute kann ich hier und jetzt bezeugen, dass er recht hat wenn er durch dieses Sachbuch verlautet, dass "die Existenz Gottes nun wissenschaftlich bewiesen ist!"

    P.S. Ich appelliere diesen Beitrag nicht wegen unterschwelliger Werbung zu kürzen, denn im speziellen Ausnahmefall handelt es sich um einen die gesamte Menschheit dringend angehenden “wissenschaftlichen Beweis“, der notwendiger Weise nur als literarisch-geometrisch-mathematisches Skriptum existiert, und nicht als bloße “Buchware“ verkannt werden darf!

  • Brillante Analyse, schonungslos auf den Punkt gebracht: Die Verhältnisse also sind es, die schuld sind. Immerhin befindet er sich damit in einer Reihe von Denkern wie Fontane bzw. einer seiner Romanfiguren, die schon vor 150 Jahren befanden, dass die Armut von der Povertät kommt.

  • Und mal wieder wird Auschwitz im Vorbeigehen mit der israelischen Politik gleichgesetzt. Der Jude ist mal wieder selbst schuld am Antisemitismus. Erbärmlich.

    • @meierj:

      Ich lese im Artikel:

       

      "...so wie Auschwitz ohne das Christentum und israelische Siedlungspolitik ohne das Getto nicht voll zu deuten sind..."

       

      Inwiefern wird da Auschwitz mit der israelischen Politik gleichgesetzt?

  • wer weiterdenken (+handeln) will, liest Seyla Benhabib

    http://www.hannaharendtcenter.org/wp-content/uploads/2015/01/Piety-or-Rage.pdf

    wer lieber weiter rumpoppert, läßt's bleiben....

  • Hei Leute,

    Freundet euch an mit den Genossinnen und Genossen, die gegen die Diktaturen kämpfen.

    Diese Woche wurden 13 Menschen in Kairo erschossen von der Militärpolizei, weil sie an die Revolution erinnerten, die sich zum 4. mal jährt.

     

    Immer raus aus der Identitätsdebatte. Die bringt nichts.

    http://egyptianstreets.com/2015/01/25/tahrir-square-shut-down-on-fourth-anniversary-of-egypts-revolution/

     

    Je mehr die Überlebenden in Syrien Unterstützung von außen erfahren, desto weniger Tote im Zweifrontenkrieg.

  • "in der Bundesrepublik reduzierte sich der Verfolgtenstatus alsbald auf die jüdischen Opfer."

     

    War das so? In Neuköln ging die Antifa 1945 mit folgendem Transparent auf die Straße: "Das war die Neuordnung Europas. 4,5 Millionen Antifaschisten (!) wurden allein im KZ Auschwitz grausam ermordet!"

     

    Jüdische Opfer finden dort keine Erwähnung.

     

    http://de.wikipedia.org/wiki/Antifaschismus#mediaviewer/File:Bundesarchiv_Bild_183-2005-0901-517,_Berlin-Neuk%C3%B6lln,_Anti-NS-Transparent.jpg

  • Ich empfehle als Kontrast einen Blick auf diesen Artikel zu werfen: http://www.migazin.de/2015/01/15/islamforscher-ucar-pariser-terrorakte-unterbau/

    • @AnZweifler:

      Toll Herr Anzweifler,

      das ist so als würde ein Antifa einen Artikel über Nazis schreiben.

      Beide sind Christen nur leben es anders aus.

      Bülent Ucar ist Alevite und die sind nicht gerade gut auf Sunniten zu sprechen.Dann kommt auch so eine Aussage heraus wie sie jetzt in diesem migazin steht.

      • @liros:

        Toll Frau Liros,

         

        anstatt sich mit den Aussagen auseinanderzusetzen gibt es einen Hinweis dass der Autor ein Alevite ist (schauen Sie sich einmal hier um: https://de.wikipedia.org/wiki/Argumentum_ad_hominem)

         

        Ansonsten sind meines Wissens Aleviten durch dem islamischen Glauben zuzuordnen und im gesamten Artikel von Herrn Ucar kommt das Wort "Sunnit" nicht einmal vor - nein es ging eher um darum, dass es im Islam durchaus theologische Grundlagen für Gewalt gibt.

         

        Das ist glaube ich auch unbestritten:

        Als der Herr M. sich damals in Medina "eingerichtet" hat (mit dem Schwert) hat er das eben entsprechend mit "vermerkt" (medinensisch Suren). Es verwundert kaum, dass sich das dann etwas *radikaler* liest.

         

        Was soll ich also von Ihrem Kommentar halten?

        • @AnZweifler:

          EgaL wie Sie es sich zusammenstellen oder zurecht Reden wollen. Ein Alevite wird nie in seinem Leben gut über den ISLAM (der von dem Propheten Mohammed gezeigt und gelebt wurde)schreiben. Das ist Fakt.Weil wenn er das täte, würde er seinen Alevitischen Glauben dadurch in Frage stellen.Also nicht einfach was Lesen und Denken das man im Bilde ist und die Wahrheit vor Augen hat.Das nämlich ist das Problem der nichmuslime, weil ihr nicht wissen ausgenutzt wird von sogenannten Islamexperten.Am besten sie suchen Direkt das gespräch mit einem Muslim, und mit Muslim meine ich auch einen Praktizierenden Muslimen.

          • @liros:

            aha - und mit welchem Muslim darf ich dann reden? Mit dem Aleviten ja scheinbar nicht - müsste ich dann nicht mit Vertretern aller Lager reden?

             

            Ziemlich mühselig nicht war?

             

            Oder ich könnte einfach in das "Buch" sehen und genau das finden, was Herr Ucar da erwähnt.

             

            Ansonsten kann man für seine Meinung natürlich immer Argumente oder Zitate finden - das ist mir auch klar.

             

            Mir geht es auch nicht um die Personalie Ucar sonder darum, dass Sie die Argumente gar nicht erwähnen oder beachten - Sie stützen sich auf die Herkunft der Person, die die Argumente vorbringt - die Argumente können nicht richtig sein, weil sie von der falschen Person kommen.

             

            Und das ist einfach keine Grundlage für eine sinnvolle Diskussion - sorry.

             

            Wie auch immer - für mich ist an dieser Stelle Schluss - im Internet streiten ist lustig aber letztlich fruchtlos.

  • Es wir so oft erzählt, wie es auch hier durchklingt, dass nicht etwa die Religionen schlecht seien, sondern was die Menschen daraus machen. Das gilt dann wohl auch für andere Ideologien. Nicht der Kommunismus ist schlecht, sondern was die Menschen daraus machen etc (beliebig fortführbar) .Nein, manchmal sind auch einfach die Ideologien, die als Grundlage menschlichen Zusammenlebens dienen sollen, schlecht. Und dann ist es auf die Dauer besser, wenn falsche Ideen sterben, statt Menschen. Unmittelbar sind die Religionen natürlich Auslöser der weltweiten religiösen Gewalt, aktuiell vor allem der Islam, aber nicht nur. Im Mitterlalter sah es im christlichen Europa nicht anders aus. Die Islamisten berufen sich nicht nur darauf, sondern handeln aus ideologischer Verblendung. Das ist doch nicht von der Hand zu weisen. Und der Koran gibt die ideologische Grundlage, wenn man die passenden Stellen dazu nimmt. Nimmt man andere Stellen, kann man auf Grundlage des Korans auch ein gutes Leben führen, keine Frage. Es ist aber gerade diese Beliebigkeit, die niemals eine sichere Grundlage sein kann. Für die Bibel allein gilt i.ü. das gleiche. Dass Auschwitz so gar nichts mit dem Christentum zu tun hat, stimmt ja auch nicht. Die Judenverfolgung in Europa ist viele Jahrhunderte alt und war ursprünglich seitens der Christen religiös motiviert. Martin Luther war einer der ersten, der von der religiösen Komponente auf die Rassenkomponente gewechselt hat. Sein Antisemitismus ist legendär und fast wahnhaft gewesen. Nicht umsonst war die Reichskristallnacht auf seinen Geburtstag gelegt. Auch wenn die Nazis sicher keine religiöse Motivation hatten, so haben ursprünglich religiöse Gründe die Ressentiments gelegt. Im übrigen steht das auch in der Bibel.

    • @Human:

      "Auch wenn die Nazis sicher keine religiöse Motivation hatten, so haben ursprünglich religiöse Gründe die Ressentiments gelegt. Im übrigen steht das auch in der Bibel."

      Zur Bibel und deren "Verantwortung" für Ausschwitz. Ihnen ist schon klar, das die Bibel, das alte Testament, Teil des Judentums ist und sie mit ihren obigen Sätzen dem Judentums eine Selbstverantwortlichkeit für den Holocaust in die Schuhe schieben?

      • @Arcy Shtoink:

        Warum auch nicht? Wenn die Logik dies zuläßt, kann man es nicht abstreiten, es sei denn mit Unlogik.

      • @Arcy Shtoink:

        Das haben die "Deutschen Christen" tatsächlich gemacht, also die Gruppe der Kirche, die sich an die Nazis rangeschmissen haben und die überwältigende Mehrheit bei den Katholiken und lutherianischen Protestanten war. ("Die Juden haben unseren Herren Jesus Christis umgebracht"".Es gab sogar Studien, warum Jesus im Rahmen der Völkerwanderung arischen Ursprungs gewesen wäre.)

        • @Age Krüger:

          Herr oder Frau Human schrieb nicht von den "Deutschen Christen"-Nazen. Er nannte speziell auf die auch jüdische Bibel als angeblicher Mitgrund für die Judenverfolgung ("Im übrigen steht das auch in der Bibel").

  • Ein sehr interessanter und sachlich auf den Punkt und das Kernproblem Fokussierter Artikel.

    Menschen wie Sie Herr Bodemann sollten Politik machen und nicht die Leute von heute, die uns von Krieg zu Krieg führen.

  • Zitat:

    "Die wirkliche Erklärung für den islamistischen Terror liegt stattdessen in den real existierenden Verhältnissen: den repressiven, autoritären, verkrusteten Strukturen fast aller arabischen Länder".

    Zitat Ende.

     

    Und genau dies ist eben Ausdruck der islamischen Kultur, die eben auf Autoritarismus basiert. Es ist nicht zufällig so, dass die islamischen Länder von Autokraten regiert werden, es ist einfach der Ausdruck der vorherrschenden Weise zu denken.

    Der König von Saudi-Arabien herrscht in einem Land, in dem die Scharia ungebrochen die Gesetzgebung darstellt.

    Was sieht man: Autoritarismus, der eigentlich schon Totalitarismus ist.

    So herum ergibt es einen Sinn.

    Es macht entsprechend nicht viel Sinn, Diktatoren zu stürzen, wenn man nicht vorher die autoritäre Denkensweise abgelegt hat, sonst kommen nur wieder neue Diktatoren, in welchem Gewand auch immer.

    Die Aufklärung kommt eben vor der Revolution.

    Sonst kommt nur sinnloses Blutvergießen.

  • 3G
    3784 (Profil gelöscht)

    Vielen Dank dafür, das Ergebnis dieser wissenschaftlichen Arbeit lesen zu können. Es war sehr aufschlussreich.

    Im aufgeregten und lauten Geschnatter der Gänse eine Stimme zu vernehmen, macht jeden Gänsestall erträglich. Halte jede Wette, dass das Ergebnis dieser gestochen scharfen Analyse keinerlei Auswirkungen auf das Geschnatter haben wird.

    • @3784 (Profil gelöscht):

      Wenn das Für Sie "Wissenschaf" ist, sollten Sie dringen mal Popper lesen.

  • "Natürlich hat islamischer Extremismus immer mit dem Islam zu tun..."

    genau das habe ich oben im artikel auch gelesen: "Natürlich haben die spezifischen Ausdrucksformen dieser suizidalen islamistischen Gewalt mit dem religiös-kulturellen Umfeld des Islams zu tun..."

  • herr Bodemann schent wenig ueber den Islam zu wissen. "Stellen wir uns vor, Muslims wuerden Jesus in einer obszoenen Pose darstellen" - Jesus wird m.W. nach Im Koran auch als ein Prophet des wahren Gottes beschrieben. Eine "obszoene Darstellung" wuerde also den Koran, mithin den Islam selbst, beleidigen. Uebder den Rest des Artikels braucht man keine weiteren Worte verlieren ausser dass evtl. die Soziologen mal Forschung betreiben, und etwas mehr als Zeitungen lesen sollten.

  • Auschwitz hat sehr wohl etwas mit dem Christentum zu tun. Nicht der idealisierten reinen Lehre, sondern dem real existierenden Christentum. Judenhass war zentraler Bestandteil und das lebt bis heute fort. Die christlichen Kirchen haben Aktiv an der Judenverfolgung teilgenommen, sowohl vor als auch während des Holocaustes.

     

    Wer etwas anderes behauptet ist geschichtsblind.

    Hier mal anhand der katholischen Kirche gezeigt.

    http://www.hagalil.com/antisemitismus/christentum/goldhagen.htm

     

    Noch heute ist Antisemitismus in den Kirchen weit verbreitet. Siehe z.B. diesen Fall von Holocaustleugnung.

    http://www.zeit.de/online/2009/06/papst-holocausleugner

  • Vielen Dank für diesen Artikel! Er ist das beste, das ich bisher zum Thema gelesen habe.

     

    Und eben: "Satire hört dort auf, wo Hetze beginnt."

  • Kein Wunder das die Soziologie einen schlechten Ruf hat!

     

    Wenn , mal wieder, ein Soziologe Meinung und Befindlichkeit an die Stelle sorgfältiger wissenschaftlicher Arbeit stellt, kommt unweigerlich solcher Unfug heraus.

     

    Natürlich hat islamischer Extremismus immer mit dem Islam zu tun, da darf man nicht versuchen die Rechtfertigungsgründe und die Rechtfertigungsgrundlage für extremitische Gewalttäter hinwegerklären zu wollen.

     

    Und auch die Schuldfrage beantwortet nicht die Soziologie sondern Kriminologie und Rechtspflege.

     

    Schuld hat immer noch der Täter, die Farge an die Gesellschat kann nur dahingehend gestellt werden: "Welche Rechtfertigungsgründe für Gewalt lassen wir zu?".

     

    Geschmacksfragen, Befindlichkeiten und nicht objektivierbare "religiöse" Zwansforstellungen sind eine denkbar schlechte Basis zur Wahrung des gesellschaftlichen Friedens.

     

    Das ungerechtfertigte Beharren oder Fordern von positiven Sonderrechten für Anhänger von "Bekenntnissen" ist das Kernproblem.

    • @KarlM:

      Genau, Sie haben recht"Schuld hat immer noch der Täter".

      Also müssen wir uns neu reformieren und damit aufhören zu behaupten das der Westen das gute repräsentiert.

      Wir,"der Westen" müssen endlich aufhören von ober herab auf den Rest der Welt zu schauen. Erst dann kann eventuell Frieden auf der Welt herrschen.

      • @liros:

        auf solche Appeasement-sprüche hab ich schon gewartet; NICHT.

  • 3G
    3618 (Profil gelöscht)

    Kluger Artikel.

    Vielen Dank.

  • Sehr gut auf den Punkt gebracht, dass die Religionen nicht die Ursache sondern lediglich Werkzeuge für Hetzerei sind. In der heutigen angespannten Lage gießt man mit derlei Karikaturen natürlich Öl ins Feuer. Mord ist selbstverständlich viel schlimmer. Aber deswegen muss man noch lange nicht Charlie sein.

  • Die meisten Muslime in Deutschland sind extrem zufrieden mit der Demokratie und Rechtssstaatlichkeit. Und nur 0,1 Prozent würden auf eine Demo gegen die Titanic oder eine andere Publikation gehen. Viele 'Türken' haben überhaupt erst in Deutschland ihre Version ihrer Religion ausleben können. In den Medien wird das 0,1 Prozent-Grüppchen aber so dargestellt, als seien sie 40 bis 60 Prozent. Alleine der Focus macht sich einen Gaudi daraus, falsch, unsachlich und überzogen über den 'Islam' zu berichten. Die Expertise von 'normalen' Islamwissenschaftlern ist in allen Medien praktisch nicht vertreten. Man ignoriert die echten Experten und hält sich mit sonstwas für Leuten auf. Am liebsten kriminelle Jugendliche, ISIS, Jihadis, Salafisten und so weiter. Die Finanziers am Golf, in Kuwait, Katar und Saudi Arabien werden von Wirtschaftsverbänden hingegen umworben. Ex-Kanzler Schröder ist hier aktiv und allerlei andere ilusstre, reiche, potente, mächtige und gut-vernetzte Personen. Denen ist es herzlich egal, wie extrem die Ideen sind, die die Kasse am Golf klingen lassen. Selbst in Frankreich ist das Kernproblem nicht der Islam, sondern die abgehängten Hochhausburgen in den Vorstädten, die von Nordafrikaner, aber auch armen Franzosen bewohnt werden.

  • "Der Koran hat mit dem islamistischen Terror so viel zu tun wie die Bibel mit Auschwitz."

    Da sind gleich zwei Denkfehler in einem Satz, die jedem, selbst atheistischen Kenner wie mir beider "heiligen" Bücher auffallen muss. Der Islamterrorismus bezieht sich ausdrücklich auf den Koran und kann diesen Anspruch begründen. Die Ausschwitztäter haben sich nie auf die Bibel berufen und könnten dort auch weder Begründung noch Handlungsanweisung finden.

    Wer von falschen, aber ihm und seiner Argumentation genehmen Voraussetzungen ausgeht, kann alles "beweisen", was er will

    • @Ernst Tschernich:

      Stimme zu. Der Vergleich mit der Bibel ist abwegig. Denn: die Nazis waren dezidierte Christenhasser. Die KZs (nicht: Vernichtungslager) waren voll mit Priestern (vorwiegend katholischen), "Bibelforschern" (Nazi-Jargon für Zeugen Jehovas u.ä.). Zentrallager dafür war Dachau, in dem mehr Priester umkamen als Menschen jüdischen Glaubens.

      Daß es im Nazireich sog. "Deutschchristen" gab, die das Regime anbeteten und von ihm gepflegt wurden, hat wohl eher etwas mit dem protestantisch-preussischen Nationalheros Martin Luther zu tun, den man auch als Braunhemd akzeptieren konnte: schließlich hat er ja gegen "Rom" agiert und war prominenter Doitschmann.