Joachim Króls letzter „Tatort“: Steier, ein Abschied
Am Sonntag spielt Joachim Król ein letztes Mal den Frankfurter „Tatort“-Kommissar Steier. Das Langfilm-Debüt von Regisseur Marka überzeugt.
Manchmal, ja, manchmal weiß man schon nach drei Minuten und 45 Sekunden, dass das ein Spitzending wird. Wenn in Ruhe ein schmerbäuchiger Kerl porträtiert wird, ohne dass er auch nur einen Piep sagt, im Dunkeln in seiner Wohnung rumschlurft, dabei AB-Nachrichten abhört, eine aggressiver als die andere, er kurz innehält, eine kleine Flasche Klaren ext, das Gewehr aus dem Schrank holt, den AB zertrümmert, sich den Lauf an die Kehle hält – und nicht abdrückt. Da merkt man, stimmt, das ist kein Geringerer als Armin Rohde.
Die Kamera zischt rückwärts aus der Tür in die Nacht, schwenkt auf den Rest der Siedlung, in Kill-Bill-gelber Schrift mittenrein der Titel, „Das Haus am Ende der Straße“. Schnitt. Kommissar Steier (Joachim Król) als Zeuge vor Gericht. Wieder Schnitt, zurück zu der Tat, die er sah, eine der bedrückendsten Mordszenen aller „Tatorte“ ever. Voilà – was für ein Ab-so-lu-ter-ham-mer-auf-takt!
Kaum zu glauben: Das ist das Langfilm-Debüt von Regisseur Sebastian Marka. Die Rückblenden, der Schnitt, die Musik, alles umwerfend, das Buch ist von Erol Yesilkaya und Michael Proehl (von ihm war der unvergleichliche HR-Murot-„Tatort“ „Im Schmerz geboren“ mit Tukur und Matthes neulich), da wundert nix mehr. Król hat das sehr verdient.
aus Frankfurt: „Das Haus am Ende der Straße“; So., 20.15 Uhr, ARD
Es ist sein letzter Auftritt als Steier, so fertig und liebenswert hat er ihn lange nicht gespielt. Der hat keinen Bock mehr, kündigt und zieht los in einer Vendetta, Selbstjustiz, weil der Mörder freikam. Wegen Steier. Der Krimi wird zum dichten Kammerspiel, als er, der Mörder samt Kumpels (Maik Rogge, Vincent Krüger, Janina Schauer) auf den Expolizisten Poller kurz vorm Durchknallen treffen, den Armin Rohde mit einer Wucht spielt, die ihresgleichen sucht. „Ich will wieder Held in meinem eigenen Film sein“, so Steier. Nur nicht mehr Sonntag abends. Was. Für. Ein. Verlust.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Grundsatzpapier des Finanzministers
Lindner setzt die Säge an die Ampel und an die Klimapolitik
Kritik an Antisemitismus-Resolution
So kann man Antisemitismus nicht bekämpfen
Bundestag reagiert spät auf Hamas-Terror
Durchbruch bei Verhandlungen zu Antisemitismusresolution
Höfliche Anrede
Siez mich nicht so an
Steinmeiers Griechenland-Reise
Deutscher Starrsinn
Kränkelnde Wirtschaft
Gegen die Stagnation gibt es schlechte und gute Therapien