piwik no script img

Kolumne PressschlagFußball-Doping bringt was. Punkt!

Kommentar von Markus Völker

„Doping im Fußball bringt nichts“, behaupten Fußballer und Trainer gern. Das ist nicht nur Unsinn, sondern grenzt an Volksverdummung.

Rannten diese Beine durch Doping besser? Möglich ist's! Bild: dpa

A lso irgendwann reicht’s auch mal. Nachdem jetzt Jürgen Klopp, Mehmet Scholl, Ewald Lienen, Robin Dutt und andere Größen des Fußballs den Unsinn verbreiten durften, Doping im Fußball bringe nichts, weil da vor allem koordinative Fähigkeiten gefragt seien, legte nun auch Guido Buchwald nach. Doping? Nö. Das habe es beim VfB Stuttgart, wo der ehemalige Nationalspieler kickte, niemals gegeben. Bringe ja eh nichts.

Ach nein? Für wie dumm wollen die Herren das Fußballpublikum eigentlich verkaufen? Wie dreist wollen sie die Behauptung, der Fußball sei per definitionem ein dopingfreier Sport und schotte sich ab gegen die Versuchungen, denen die Pedaleure im Radsport erliegen, noch unters Volk bringen?

Das Klopp’sche Diktum, die Scholl’sche These, die Dutt’sche Annahme, sie sind nicht mehr als ziemlich blöde Schutzbehauptungen von Leuten, die es eindeutig besser wissen. Aber in der Szene hält man dicht. Man schwärzt niemanden an, man stellt auch niemanden an den Pranger, weil man Teil der Gemeinschaft bleiben will – oder einfach zu viel zu verlieren hat.

Oft wird von mafiaähnlichen Zuständen im Radsport gesprochen – und einer Omertà, einem Schweigegelübde. Doch dieses Mauern haben die Helden der Landstraße nicht exklusiv, auch im Fußball hält man mit der Wahrheit hinterm Berg, manchmal hilft dabei sogar die Staatsanwaltschaft. Nur wenn die Ermittler besonders hartnäckig sind und sich nicht von der Fußballlobby einschüchtern lassen, dringt mal etwas durch. So war es in Italien, Frankreich und Spanien.

Natürlich bringt Doping etwas

taz.am wochenende

Hure. Mutter. Schöne. Opfer. Frauen spielen Rollen. Wir haben mit ihnen das Spiel besprochen. Zehn Stunden Streiten, Plaudern und Sinnsuche zum Frauentag - mit Schauspielerin Maren Kroymann, Feministin Anne Wizorek, Rapperin Sookee und Femenaktivistin Zana Ramadani. Das ganze Gespräch lesen Sie in der taz.am wochenende vom 7./8. März 2015. Außerdem: Wie der Kampf um Windkraftanlagen Ökos gegen Ökos in Stellung bringt. Und: Warum Madonnas neues Album "Rebel Heart" begeistert. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo.

Nun ist auch klar, dass deutsche Klubs, der VfB Stuttgart und der SC Freiburg, wohl systematisch dopen ließen und andere Spitzenkicker auch dem Sirenenruf des Alchemisten Armin Klümper aus Freiburg erlagen. Sie ließen sich so manches Serum in die müden Gelenke spritzen, sie warfen so manche verbotene Tablette ein, um besser als der Gegner zu sein. Nicht umsonst hieß es: „Läufst du wie ein Stümper, musst du mal zum Klümper.“

Natürlich bringt Doping etwas, wie 2012 auch der Sportwissenschaftler Perikles Simon auf fussballdoping.de klarstellte: „Wenn ein Spieler konditionell nicht stark genug ist, zum Beispiel für ein internationales Turnier, aber am Ball besonders begabt, ist die Dopingversuchung groß.“ Hier wäre das Blutdopingmittel Epo sicherlich die erste Wahl. Bei Verletzungen bringt der Einsatz von muskelaufbauenden Anabolika eine Menge. „Mit Peptidhormonen könnten sie das Doping rein theoretisch bis in die Spielphasen hinein am Laufen halten“, mutmaßt Simon. Mit dem Aufputschmittel Captagon machten sich die Profis in den 70er und 80er Jahren munter. 1977 sagte Franz Beckenbauer im Stern: „Es wird gespritzt und geschluckt.“ Die Helden von Bern waren gedopt, Maradona war es.

Die gesamte Palette von Dopingsubstanzen ist für Fußballer von Interesse. Es gibt keinen vernünftigen Grund, warum sie ausgerechnet im Fußball nichts bringen sollten. Vereine und Spieler sind obendrein viel finanzkräftiger, als es Radrennställe je sein können. Man kann es auf die einfache Formel bringen: Wo die Beanspruchung hoch und obendrein viel Geld im Spiel ist, wird gern mal gedopt. Was Klopp und Co. indes betreiben, ist nichts anderes als Volksverdummung.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Redakteur
Seit 1998 mehr oder weniger fest bei der taz. Schreibt über alle Sportarten. Und auch über anderes.
Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • Das Thema für den Fußballsport galt vermutlich eher nur für die Vergangenheit! Doch genau da hat man die einzelnen Warnzeichen von Aktiven (u.a. Toni Schumacher) nicht für voll genommen.

     

    Erst durch die besonders bekanntgewordenen Versuche der "Freiburger Dopingschmiede" um Prof. Klümper mit den Radsportlern wusste die Sportwelt, dass es in ganz Deutschland hierbei nicht mit rechten Dingen zugehen konnte! Diese schädliche Welle zog sich wie ein großes Netz über die scheinbar "sauberen " Vereine aller Art, die gegenwärtig nur durch zeit- und kostenaufwendige Kontrollmaßnahmen zu stoppen sind.

     

    Wer aber glaubt, dass in einer Mannschaftssportart wie z. B. Fußball, dieses verpönte „Dopen“ nichts bringt und deshalb unpassend ist, kann sich sehr schnell getäuscht haben. Für alle unterschiedlichen Komponenten, egal ob es der Schnellkraft, Ausdauer, Kompaktheit oder Konzentration gilt, sind doch einzig und allein die Dosierungen entscheidend!

     

    Bleibt zu hoffen, dass diese erkannte Möglichkeit einer Ausbreitung in dieser besonders beliebten Sportart sofort vom unterschriftsreifen „Anti-Dopinggesetz“ des DFB aufgehalten wird, der bereits im letzten Jahr mit über 2000 Trainings- und Wettkampfkontrollen mit Unterstützung der NADA unterwegs war!

  • Ein deutscher Fußballer dopt nicht, der weiss gar nicht wie das geht, der ist SAUBER!

    .

    Das wusste schon der alte Sepp H. Fiegelschokolade und so, alles nur dumme Zeug.

    .

    glaubt ganz fest (das ist gewisslich wahr)

    Sikasuu