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Kommentar jüdische DiasporaNetanjahus purer Fundamentalismus

Kommentar von Micha Brumlik

Die jüdische Diaspora nach den Wahlen: Die Distanz zu der noch stärker nationalreligiös orientierten Regierung in Jerusalem wird nicht geringer.

In den USA lebt die größte jüdische Diaspora. Bild: dpa

N ach seinem unerwarteten Wahlsieg vollzog Benjamin Netanjahu zwei symbolische Handlungen, die wenig Gutes verheißen. Er besuchte die Klagemauer in Jerusalem und ließ sich dabei filmen, wie er einen Zettel in die Außenmauer des Herodianischen Tempels steckte. Fromme Juden hinterlassen hier persönliche Bitten, manche auch politische Wünsche. Eine abergläubische, götzendienerische Praxis.

Noch schwerwiegender dürfte eine bislang kaum beachtete Äußerung des Premiers anlässlich dieses Besuchs sein: „Here in this place“, so Netanjahu, „I am awed by the historical significance of a people renewing itself in its homeland after 4.000 years.“

Indem er seinen Wahlsieg, den er auch seiner eindeutigen Ablehnung jeder Zweistaatenlösung verdankte (die er jetzt gegenüber amerikanischen Medien in Teilen wieder revidierte), mit einer Erneuerung des jüdischen Volks gleichsetzte, beschwor er nicht nur einen nationalreligiösen Mythos, sondern untermauerte damit seine Absicht, die besetzten palästinensischen Gebiete nicht mehr zurückzugeben. Auch sonst nahm er in vielen Reden Bezug auf die Geschichte des im Herzen des Westjordanlands gelegenen Hebron und der biblischen Erzväter.

Das aber ist mythische Politik. Netanjahus Mythos wird dabei von keiner historischen Forschung gedeckt, sondern erweist sich als purer Fundamentalismus: Als „Juden“ sind Juden keine 4.000 Jahre lang bekannt. Ausweislich der biblischen Bücher, vor allem Jeremia (44,1) sowie des Buchs Ester (3,6), waren „Juden“ die dem Gott Israels verpflichteten exilierten Bewohner der persischen Provinz Jehud. Es war der Prophet Jeremia, der als Erster eine Theologie und Theorie der jüdischen Diaspora artikulierte. Diese aber ist heute aktueller denn je.

Denn mit seinen Plänen, Israel per Gesetz zum Staat der jüdischen Nation zu erklären, hat Netanjahu gezielt die universalistischen, moralischen Werte des Judentums aufgekündigt. Im Buch Exodus (23,9) werden die Kinder Israels ermahnt, Fremde nicht zu bedrängen, waren sie doch selbst Fremde in Ägypten! Entsprechend hat die israelische Sozialdemokratin Shelly Jachimowicz über Netanjahus Warnungen vor den israelischen Arabern bemerkt, dass kein westlicher Politiker sich je trauen würde, derart rassistisch daherzureden.

taz am wochenende

Die Männer vom Islamischen Staat sind Bestien, oder? Unsere Autorin berichtet seit vier Jahren aus Syrien und sieht das anders. Warum, lesen Sie in der taz.am wochenende vom 21./22. März 2015. Außerdem: Manche Impfgegner bezweifeln, dass es Masern überhaupt gibt. Wir haben einige der schärfsten Kritiker besucht. Und: Martin Walser wird 88 Jahre alt. Ein großer Romancier, bei uns mal ganz knapp und präzise im Gespräch. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo.

Entweder hat Bibi gelogen oder er lügt jetzt

Was für die aufgeklärten Bürger Israels gilt, gilt allemal für die größte jüdische Diaspora, die USA. Zwar ist nicht zu bezweifeln, dass sich ein stetig wachsender Anteil jüdischer Amerikaner den konservativen Republikanern angenähert hat; gleichwohl stehen die Juden in den USA traditionell den Demokraten näher und werden daher dem Staat Israel in seiner jetzigen politischen Verfassung langsam, aber sicher ihre Solidarität entziehen.

So Peter Beinart, Politologe und prominenter Kritiker der israelischen Regierung in der Zeitung Haaretz über die Bedeutung der Wahl: „It means loving Israel more than ever, and opposing its government more than ever. It means accepting that, for now at least, the peace process is over and the pressure process must begin.“ An diesem Befund können Netanjahus jüngste Äußerungen, wonach eine Zweistaatenlösung unter von ihm definierten Bedingungen doch möglich sei, nichts ändern. Entweder hat er gelogen oder er lügt jetzt.

Entzug der Solidarität mit einer Ausnahme: den möglichen iranischen Nuklearwaffen. Juden haben nach Hitlers frühen Ankündigungen leidvoll erfahren müssen, dass Vernichtungsdrohungen nicht nur leeres Geschwätz darstellen, sondern ernsthafte Vorhaben. Daher steht die jüdische Diaspora auch dort, wo sie sich mit dem Antisemitismus in ihren jeweiligen Ländern auseinandersetzt, in einer paradoxen Situation: So sehr viele, keineswegs alle Juden der Diaspora Netanjahus nationalistische, verbal-rassistische Politik ablehnen, so sehr sind sie doch nach den Erfahrungen des Holocaust mit Blick auf Leben und Überleben mit dem israelischen Staat solidarisch.

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Autor und Kolumnist
1947 in der Schweiz geboren, seit 1952 in Frankfurt/Main. Studium der Philosophie und Pädagogik in Jerusalem und Frankfurt/Main. Nach akademischen Lehr- und Wanderjahren von 2000 bis März 2013 Professor für Theorien der Bildung und Erziehung in Frankfurt/Main. Dort von 2000 bis 2005 Direktor des Fritz Bauer Instituts – Studien- und Dokumentationszentrum zur Geschichte des Holocaust. Forschung und Publikationen zu moralischer Sozialisation, Bildungsphilosophie sowie jüdischer Kultur- und Religionsphilosophie. Zuletzt Kritik des Zionismus, Berlin 2006, Sigmund Freud. Der Denker des 20. Jahrhunderts, Weinheim 2006 sowie Kurze Geschichte: Judentum, Berlin 2009, sowie Entstehung des Christentums, Berlin 2010.Darüber hinaus ist er Mitherausgeber der „Blätter für deutsche und internationale Politik.“
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31 Kommentare

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  • Netanyahu hat bisher die Zweistaatenlösung nur deshalb nicht öffentlich abgelehnt, weil er der internationalen Gemeinschaft und dem internationalen Recht damit ins Gesicht schlägt. Allerdings hat er durch die massive Siedlungstätigkeit die Zweistaatenlösung faktisch und ganz offensichtlich abgelehnt.

  • Netanjahu führt sein Volk immer mehr ins politische Abseits, schreckt noch nicht einmal davor zurück die bisher bedingungslos unterstützenden USA grob zu brüskieren.

     

    Wenn man sich den brodelnden Nahen Osten anschaut und sieht wie Israels Regierung auf die Palestinenser eindrischt, bekommt man den Eindruck, dass das nicht mehr lange gut geht.

     

    Ich habe den Eindruck in Wirklich ist die rechte Regierung Israels in ihrer Selbstüberschätzung und Ignoranz, die größte Bedrohung des Landes.

    • @Ariel Rozenbaum:

      Der "brodelnde Nahe Osten" ist am Anfang seines 30-jährigen Krieges. Nur dank Netanyahus Realpolitik ist der Irrsinn bislang nicht auf Israel übergeschwappt (wenn man von den medizinischen Behandlungen hunderter Kriegsopfer absieht, die über den Golan ins Land gelassen wurden). Hoffentlich hält die kommende Koalition länger als zwei Jahre, denn bislang hat das Lager der Peaceniks (Rabin, Barak, Olmert) und Sharon nur Unglück gebracht. Oslo und Camp David sowie die Preisgabe von Gaza an die Hamas hat zehntausende von Opfern auf beiden Seiten gefordert. Diese Art irrlichternde Politik ist nun vom vielgeschmähten Netanyahu nicht zu erwarten, weshalb man ihn durchaus als einen der größten Staatsmänner unserer Zeit bezeichnen kann.

       

      Amerikas verbohrtes Beharren auf der Zweistaatenlösung und Europas fatale Komplizenschaft mit der Arabischen Liga und der Organisation für islamische Zusammenarbeit wird eines Tages geschichtlich als grandioser Irrtum abgehakt werden. Es wird Zeit, daß der Verstand in die Politik zurückkehrt.

      • @L'Occitane:

        leicht amüsiert stelle ich fest, dass nach dieser logik nicht nur der teilungsplan von '47 sondern bereits die umsetzung von Sykes-Picot irrsinn+verbohrt war, der 30-jährige krieg also 1920 mit u.a. dem völkerbundmandat für Palästina in die region hineingetragen wurde und mittlerweile ins 95. jahr geht.

        ob dann jedoch Netanyahus politik "Realpolitik" genannt werden kann, das darf bezweifelt werden.

         

        ps: wen die nicht "irrlichternde Politik" Netanyahus in Syrien unterstützt und u.a. in Safed behandelt, ist schon lange kein geheimnis mehr. es sind die kämpfer von al-nusra&co.

        • @christine rölke-sommer:

          Was Sie natürlich auch beweisen können. Sicher haben Sie neben den Hubschraubern und Krankenwagen gestanden, als die Verletzten ins Krankenhaus von Safed gebracht wurden. Muss ja so gewesen sein, weil niemand sonst definitiv sagen kann, wer die Verletzten sind.

           

          Sykes-Picot war eine direkte Folge des 1. Weltkriegs und der Rivalität Englands und Frankreichs. England brauchte Öl für die Schiffe seines Imperiums, das sie nicht von den Amis kaufen wollten. Wie dem auch sei, die von Sykes-Picot aufgeteilten Gebiete des Nahen Ostens sind ja letztlich unabhängig geworden. Der osmanische Kuchen wurde schön verteilt, was Ihre obige Rückdatierung willkürlich aussehen lässt. Die Frage ist doch eher, wie der Libanon, Syrien, der Irak und Jordanien unter ausländischer verdeckter Intervention (und damit ist auch der Iran gemeint!), dem vorherrschenden religiösen Wahn, ethnischen Konflikten, sich auflösenden gesellschaftlichen Zusammenhängen, Youth bulge und Diktatur nach Art des 30-jährigen Kriegs zugrundegehen.

           

          Merkwürdig, warum wird nur Israel unter Netanyahu nicht direkt von diesen Phänomenen erfasst?

          • @L'Occitane:

            sind Sie sicher, dass Israel nicht schon längst von "diesen Phänomenen", nämlich "dem vorherrschenden religiösen Wahn, ethnischen Konflikten, sich auflösenden gesellschaftlichen Zusammenhängen, Youth bulge und Diktatur nach Art des 30-jährigen Kriegs" erfaßt ist?

            ich fürchte nämlich, dass ja, und zwar ganz ohne verdeckte iranische intervention.

            aber das nur am rande.

            wie auch mein ps nur eine randbemerkung war.

             

            immer noch leicht amüsiert stelle ich fest, dass Sie Ihre logik historisch nicht zuendedenken mögen.

            ich kann's ja verstehen, find's aber ausgesprochen hasenherzig.

            mutiger wäre, sich klarzumachen, dass die leutz in dem gebiet, welches Palästina genannt wurde, alle miteinander zusammenbleiben wollten, notfalls unter us-amerikanischem mandat. nur die zionisten wollten eine extra-wurst für sich alleine gebraten haben - im unterschied zum alten jishuv.

            dass sich Sykes-Picot durchsetzte, hatte weniger mit öl zu tun als mit der hoffnung, die politik der kapitulationen als offene kolonialpolitik fortsetzen zu können. solche ambitionen hatten die usa in der region (noch) nicht (und das ding mit dem öl haben sie bekanntlich auf anderem wege hingekriegt).

            mit Sykes-Picot hielten allerlei 2-staat-lösungen einzug. und die zionisten wurden zum gegenstand von klientel-politik neben anderen protégés, was sie zähneknirschend hinnehmen mußten.

            dass sich in der region außer zionisten auch andere immer wieder zusammenfinden, um der willkürlichen aufteilerei die stirn zu bieten, wundert mich nicht. vor allem nicht vor dem hintergrund, dass man Israel die herstellung von ethno(theo)kratie in einem groß-israel tatsächlich oder scheinbar immer wieder durchgehen läßt.

             

            wenn man sich all dies klarmacht, versteht man besser, was es mit der 2-staat-lösung auf sich hat. und mit dem 30-jährigen krieg, der mittlerweile ins 95.jahr geht.

  • brumlik analysiert vollkommen richtig: entweder netanjahu lügt jetzt oder vorher.

    netanjahu hat seiner wiederwahl das höchste gut eines politiker`s geopfert; seine glaubwürdigkeit.

    wer soll bibi jetzt noch irgendetwas glauben?

     

    in dem von brumlik angesprochenen artikel von peter beinhart in der " haaretz " - with netanjahu`s reelection peace process is over and pressure process must begin - http://www.haaretz.com/opinion/.premium-1.647682 - zitiert peter beinhart den abolotionisten frederick douglas mit: " power condeeds nothing without a demand "

    und fordert deshalb einen " pressure process " :

    zitat

    "... That means backing Palestinian bids at the United Nations. It means labeling and boycotting settlement goods. It means joining and amplifying nonviolent Palestinian protest in the West Bank. It means denying visas to, and freezing the assets of, Naftali Bennett and other pro-settler leaders. It means pushing the Obama administration to present out its own peace plan, and to punish — yes, punish — the Israeli government for rejecting it...".

     

    beinhart schlussfolgert vollkommen richtig, dass das ende der 2 staaten lösung die

    1 staaten lösung gebiert. doch damit würde sich der staat israel, als staat der juden, in einem bi-nationalem staat selbstauflösen.

    zitat

    " ...We know that if Israel continues on its current path, our children will one day live in a world without a Jewish state...".

     

    interessanter artikel von herrn brumlik, den ich gerne mit seiner rezension von stephan grigat?s buch " die einsamkeit israel`s " hier in der taz verlinken möchte - taz.de/Neues-Buch-ueber-Israels-Linke/156667/ - da hier die lange verleugneten historischen gründe des konflikts; die vertreibung und enteignung der palästinenser durch den staat israel, offen zugegeben werden.

    • @p.maxwell:

      Beinart macht sich etwas vor. Israel ist ein bi-nationaler staat, schon immer gewesen.

      die frage ist nur, ob und was sich an den lebensbedingungen der 2.nation ändert.

  • Die Behauptung, daß Netanjahu vor den Wahlen die Zweistaatenlösung grundsätzlich abgelehnt hätte ist nachweisbar unwahr - vermutlich sogar eine besonders dreiste Lüge

    • @Werner W.:

      According to the Times of Israel, during an interview with Israeli website NRG, Netanyahu was asked: “If you are prime minister, there will be no Palestinian state?” He answered: “Indeed.”

       

      “I think anyone who is going to establish a Palestinian state and to evacuate territory is giving radical Islam a staging ground against the State of Israel,” Netanyahu said, according to the Times of Israel’s translation of his remarks.

       

      Read more: http://www.politico.com/story/2015/03/benjamin-netanyahu-palestine-116103.html#ixzz3V103rvis

      • @Ella:

        Einen Widerspruch zwischen den vor der Wahl und danach abgegebenen Statements von Netanyahu kann man eigentlich nur konstruieren, wenn man seine Bar-Ilan-Rede von 2009 nicht kennt. Er hat darin glasklar zwei Bedingungen für einen palästinensischen Staat genannt:

        1. Anerkennung Israels als jüdischen Staat und

        2. verifizierbare Demilitarisierung eines solchen Staatswesens und kein Einbezug in einen Militärpakt.

        Hierzu ist kein palästinensischer Politiker auch nur ansatzweise bereit, ergo gibt es keinen Palästinenserstaat.

        https://www.youtube.com/watch?v=NY6fGMC0VtQ (20:30)

        • @L'Occitane:

          ich kenne auch sonst niemanden, der sich einen 'verifizierbar demilitarisierten' staat als souveränen neben einer nuklearmacht Israel vorstellen kann.

          mit anderen worten: Netanyahu wollte noch nie einen souveränen staat Palästina. er sagt das nur mit immer mal etwas anderen worten.

          • @christine rölke-sommer:

            "ich kenne auch sonst niemanden, der sich einen 'verifizierbar demilitarisierten' staat als souveränen neben einer nuklearmacht Israel vorstellen kann.

            mit anderen worten: Netanyahu wollte noch nie einen souveränen staat Palästina. er sagt das nur mit immer mal etwas anderen worten."

            Das kann schon sein. Dann sollte man aber auch darüber nachdenken ob die 2009 genannten Vorbedingungen wirklich so unvernünftig sind.

             

            @L'Occitane hat es ja schon angesprochen. Ein wirklich souveräner Palästinenserstaat ist eigentlich nichts wirklich erstrebenswertes - auch und besonders für die Palästinenser nicht.

            Die Befürworter einer 2-Staaten Lösung jagen da einem Phantom nach.

            • @Werner W.:

              wenn sie auch für die medine geltung bekämen, wären sie ganz+gar nicht unvernünftig.

              nur: zu dieser vernunft ist zionismus als national-religiöse bewegung (in die ich linke/säkulare ausdrücklich einschließe) nicht in der lage.

              zumindest noch nicht.

    • @Werner W.:

      Da würde mich ihre Quelle sehr interessieren. Ohne eine solche hat ihre Behauptung und die Anschuldigung der Lüge kein Gewicht.

      • @Manuel:

        "Da würde mich ihre Quelle sehr interessieren. Ohne eine solche hat ihre Behauptung und die Anschuldigung der Lüge kein Gewicht."

        Überhaupt kein Problem:

        Natürlich lügt die antiisraelische Presse (auf die Brumlick sich bezieht) in dieser Frage.

        2009 hat Netanjahu in seiner Bar Illan Rede sich zur 2-Staaten Lösung unter diesen Nebenbedingungen bekannt:

        "if we receive a guarantee for security arrangements needed for Israel and if the Palestinians recognize Israel as the home of the Jewish people, we will be willing in a future peace deal to reach a solution of a demilitarized Palestinian state side by side with the Jewish state."

        Und diese Bedingungen wurden in den bisheringen Verhandlungen nicht erfüllt und es ist auch nicht erwartbar, daß dis in nächster Zeit passiert.

        Und auf nichts anderes hat Netanjahu kurz vor den Wahlen - pointiert - hingewiesen.

        Nachzulesen in:

        http://legalinsurrection.com/2015/03/media-distorts-bibis-statements-then-claims-hes-walking-them-back/

        http://www.thetower.org/1779-netanyahu-i-want-a-sustainable-peaceful-two-state-solution/

        http://www.algemeiner.com/2015/03/19/in-first-post-election-interview-netanyahu-says-he-supports-%E2%80%98sustainable%E2%80%99-two-state-solution-never-changed-his-policy/

        http://www.msnbc.com/msnbc/5-things-know-netanyahu-first-post-election-interview

        http://www.timesofisrael.com/netanyahu-no-palestinian-state-under-my-watch/

         

        Es ist ja auch nicht weiter merkwürdig, daß die üblichen Israelhasser lügen.

         

        Natürlich hat Netanjahu Unrecht wenn er - halt im Wahlkampfmodus - behauptete, daß die linken Parteien sich ohne diese Nebenbedingungen auf die Zweistaatenlösung einlassen würden. Das würden die nämlich auch nicht machen und haben das auch in der Vergangenheit nicht gemacht.

        • @Werner W.:

          Weshalb legal insurrection nun wesentlich glaubwürdiger sein soll, als die von ihnen so sehr kritisierte antiisraelische Presse, erschließt sich mir nicht direkt, aber gut…

          Auch ihre Quellen gehen hauptsächlich auf die bekannte Bar Ilan Rede von 2009 ein, was aber offensichtlich nichts an Netanjahus Äußerungen während des Wahlkampfes beim Fischen im ultrarechten Lager ändert (das Fischen wurde ja offensichtlich von Erfolg gekrönt).

          Es ist folglich keine Lüge der „antiisraelischen Presse“, dass Bibi Netanjahu sich während des Wahlkampfes gegen eine Zwei-Staaten-Lösung positioniert hat (aus welchen Gründen auch immer).

          Auch ich bezeichne mich als pro-israelisch, gerade in Anbetracht dessen, was jüdische Bevölkerungsgruppen über Jahrhunderte in ganz Europa, und insbesondere in Deutschland haben erleiden müssen, was einen aber nicht blind vor den Fehlern gerade der israelischen Rechten machen sollte.

          Mir kommt es häufig so vor, als seien Konservative bedingungslose Israel Supporter nicht minder offen für gewalttätige Lösungen des Nahostkonfliktes als es dummdämliche Antisemiten und Israel Hasser sind… Gewalt wird keine Früchte tragen in diesem Konflikt, aber mit rechten Israelis und der terroristischen Hamas wird es nie zu einem gangbaren Friedensprozess und einer Zwei-Staaten-Lösung kommen (ohne die Frieden nicht denkbar ist). (Und nein ich habe rechte Israelis und die Hamas nicht gleichgesetzt, bevor dieser Vorwurf direkt noch erhoben wird)

          • @Manuel:

            "Auch ihre Quellen gehen hauptsächlich auf die bekannte Bar Ilan Rede von 2009 ein"

            Strenggenommen kann man schon die Bar-Illan Rede als Ablehnung eines Palästinenserstaates interpretieren.

            Was soll auch an einem kriegslüsternen und antisemitischen Nachbarstaat Israels so toll sein, der noch nicht mal auf dem Papier die Anerkennung Israels leisten will?

            Und diese Vorbehalte hat eben nicht nur die israelische "Rechte" sondern genau so das linke - eben zionistische - Lager.

             

            "einer Zwei-Staaten-Lösung kommen (ohne die Frieden nicht denkbar ist)"

            Eine Zwei-Staaten-Lösung bringt nur Frieden wenn alle Beteiligten den auch wollen und keiner den Holocaust anstrebt.

            Und da kann man sogar Brumlick kritisieren der Netanjahu so nebenbei Götzendienerei vorwirft und lässig feststellt, daß es Juden erst(!) seit 4000(!) Jahren gibt.

            Wer erst so kurz auf diesem Planeten ist und dann noch keine Zettel in alte Mauern steckt hat dann wohl keinen anspruch auf Nachbarn, die ihn nicht vernichten wollen. Das ist doch die Meinung der meisten Kommentatoren hier.

        • @Werner W.:

          ihr kommentar erinnert mich an den autofahrer der im verkehrsfunk vor einem geisterfahrer gewarnt wird und entgeistert ausruft: " einer? hunderte. "

           

          sie unterstellen also, dass der autor micha brumlik und alle anderen, die nicht ihrer meinung sind, unter einer massenpsychose leiden und durch die " lügen der antiisraelischen presse " indoktriniert werden?

          und überhaupt lügen alle anderen.

           

          doch egal wie sie die sache betrachten, netanjahu ist in den augen vieler ein

          " flip flopper ", der für seine glaubwürdigkeit dem wahlsieg geopfert hat.

          • @p.maxwell:

            Wie wäre es damit einfach nur die von mir mitgelieferten Links zu lesen?

             

            "

            doch egal wie sie die sache betrachten, netanjahu ist in den augen vieler ein

            " flip flopper ", der für seine glaubwürdigkeit dem wahlsieg geopfert hat."

            Ist es denn völlig ausgeschlossen, daß diejenigen, die so denken, ihn auch vorher nicht wirklich gemocht haben?

            • @Werner W.:

              seit wann muß mensch politiker*innen "wirklich" mögen?

              erinnert an 'weil mama papa liebt, wählt sie CDU'.

  • Hat die taz eigentlich nichts Besseres zu tun, als einen antisemitischen Artikel nach dem anderen zu dieser Wahl rauszuhauen? In Bezug auf Israel benehmt ihr euch schlimmer, als die deutschkonservativen Medien sich in Bezug auf Griechenland benommen haben. Dass eine deutsche Tageszeitung den israelischen Juden ihre Religion, ihre Lage und die richtige politische Wahl erklärt, ist eine dümmliche Dreistigkeit.

    Da phantasiert sich der Autor tatsächlich herbei, dass die "aufgeklärten" Juden (also die, die seiner Meinung sind und die er mal eben für sich vereinnahmt) Israel die Solidarität entziehen werden (müssen) - und "beweist" es tatsächlich mit einem Zitat in dem es heißt: "It means loving Israel more than ever"

    Der Realitätsverlust im Namen legitimster ISraelkritik setzt sich dann konsequent in der Behauptung fort, dass die Solidarität mit Israel nur bzgl. des Iran ungebrochen bleiben müsse, weil man antisemitische Vernichtungsphantasien ernst nehmen müsste. Die Vernichtungsphantasien der Hamas ... gibts wohl nich', kennt der Autor nich', interessiert ihn nich'.

    • @Micha:

      MICHA na, so haut man kopflos auf vernünftige Kommentare. Dann kommt nur noch das Argument "Selbsthass der Juden". MICHA, sag doch mal, ob Du in Israel warst und die unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen in diesem herrlichen Land kennst, Siedlungen im Westjordanland, palästinensische Städte, Hebron, Ramallah, Bethlehem und Gaza?

      Wer dieses Land nicht kennt, der ist kaum in der Lage, etwas für die Friedenspolitik zu unternehmen. Wenn es einen Emigrant wie Willy Brandt in Deutschland und Berlin nicht gegeben hätte, gäbe es hier auch nur Stacheldraht und Mauer zwischen Ost und West!

    • @Micha:

      Eine "dümmliche Dreistigkeit" ist es vor allem, Juden als Antisemiten zu bezeichnen, wenn einem deren Meinung nicht past.

    • @Micha:

      Manche Leute denken auch, dass jemand nur dann kein Antisemit ist, wenn er alles, was Netanjahu sagt und tut, gut heißt. Das geht dann nämlich so weit, dass ein vermutlich deutscher mit christlichem Background einem Schweizer bzw. Deutschen mit jüdischen Eltern Antisemitismus vorwirft.

      Wie Albrecht Pohlmann ja schon anmerkte: Micha Brumlik macht keinen Hehl aus seiner grundsätzlichen Solidarität mit Israel. Und das ist auch gut so. Dennoch ist es sein gutes Recht, Bibi Netanjahu zu kritisieren, wie er es für richtig hält. Ich möchte der taz gratulieren, Micha Brumlik als regelmäßigen Autoren im Team zu haben. Ich finde seine Artikel immer sehr lesenswert und seine Sichtweisen äußerst interessant.

      Dieser Artikel hat mit Antisemitismus nichts zu tun, das ist mit die abstruseste Anschuldigung eines Lesers gegen einen Artikel bzw. dessen Autor, die ich seit langer Zeit hier auf taz.de habe lesen „dürfen“

    • @Micha:

      Das ist die Antisemitismuskeule, die wie eine Abseitsfalle im Fußball zuschnappt, wenn die israeilische Politik und ihr derzeitiger Protagonist Netanjahu kritisiert werden. Was ist denn eine Alternative für das palästinensiche VOLK (nicht die zerstrittenen Machteliten), das mit Billigung der UN enteignet und vertrieben wurde, wenn weder eine Zweistaatenlösung gewollt ist, noch ein nicht ausdrücklich jüdischer Staat vorstellbar ist, in dem nach zig Jahren Krieg alle Bevölkerungsgruppen und Religionen plötzlich friedlich miteinander zusammenleben sollen. Ich kann mich zumindest des Eindrucks nicht erwehren, daß Netanjahu und seine Anhänger am liebsten hätten, daß sich die Palästinenser einfach in Luft auflösen. Wie nennt man sowas?

    • @Micha:

      Diesen "antisemitischen Artikel", den die TAZ hier angeblich "heraushaut", hat ein langjähriger Autor dieser Zeitung geschrieben: Micha Brumliks Texte zeichnen sich durch Differenzierungsvermögen und Sachlichkeit aus, obgleich er aus seiner grundsätzlichen Solidarität mit Israel nie einen Hehl gemacht hat. Ich schätze ihn außerordentlich, obgleich ich oft anderer Meinung bin. Wer seine Texte und seine politische und wissenschaftliche Vita kennt, wird die Verunglimpfung Brumliks als "Antisemiten" absurd finden.

      • @Albrecht Pohlmann:

        Antisemitismus? Manchmal denke ich (*1945), daß ich erst dann politisch erwachsen bin, wenn ich z. B. Menschen wie Henry Kissinger ob ihrer TATEN kritisieren kann, bzw. darf, ohne mich gleich selbst als Antisemit zu bezichtigen...

      • @Albrecht Pohlmann:

        @ micha: wo ist denn in diesem artikel antisemitismus zu finden? bitte zeige mir die stelle, denn ich sehe keine.

        man kann an der regierung jedes landes kritik üben, warum soll das bei der person netanjahu nicht so sein?

        für mich geht es in der israelfrage nur um eins: um menschen. egal welcher religion, rasse usw. sie angehören.

        alle parteien müssen etwas tun, damit dieser wahnsinn endlich aufhört.

        und meiner meinung nach ist netanjahu nicht der richtige für diese aufgabe.

        das ist alles.

        • @pekibu:

          kürzlich lasen wirt hier in der taz, daß ein hoher nazi beim nürberger kriegsverbrecher tribunal sagte: "eigentlich müßte luther hier sitzen, an ihm haben wir uns orientiert". er meinte die hetze luthers gegen die juden als ursache für den holocaust.

           

          sogar erich honecker stellte ihn zum ende der ddr wieder auf den sockel.

          thomas müntzer mußte mit dem kleinen 5-mark-spielgeld-scheinchen der ddr notenbank vorlieb nehmen. marx sahen wir auf dem hunderter - wie es sich für einen antikapitalisten gehört...