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Hannover 96Mit Konsequenz in die Sackgasse

Hannover 96 verliert trotz einer anständigen Leistung gegen Borussia Dortmund. Der erfolglose Trainer Tayfun Korkut darf aber bleiben - vorerst-

Muss sich warm anziehen: Hannovers Trainer Tayfun Korkut Bild: dpa

HANNOVER taz | Die Aufarbeitung ließ nicht lange auf sich warten. Wenn Martin Kind, der strenge Präsident des ehrgeizigen Fußball-Bundesligisten Hannover 96, an einem sonnigen Sonntagmittag zum Dienstgespräch bittet, hat das selten gute Gründe. Doch der jüngste Krisengipfel ergab: Tayfun Korkut bleibt bis auf weiteres Trainer von Hannover 96.

Ja, die jüngste Heimniederlage, ein 2:3 gegen Borussia Dortmund, hat die Krise bei dem niedersächsischen Fußball-Bundesligisten verschärft. "Ich kann die Ergebnisse nicht ignorieren", sagt der Trainer, "spüre aber immer noch das Vertrauen." Erstmal darf der 40-Jährige aufatmen: Vereinsboss Kind ließ nach einer Dreierrunde mit Korkut und Sportdirektor Dirk Dufner kommunizieren, dass eine vorzeitige Trennung derzeit kein Thema sei.

Große Ratlosigkeit

Nach der Pleite gegen Dortmund, einer Partie mit hohem Unterhaltungswert, herrscht in Hannover umso größere Ratlosigkeit. Denn das Team hat eine starke Leistung gezeigt. "Mit elf Spielern gewinnen wir hier", sagte Mittelfeldspieler Leonardo Bittencourt und machte ein betroffenes Gesicht. Der frühere Dortmunder hatte eine überragende 1. Halbzeit gespielt, das 1:1 durch Lars Stindl (31. Minute) mustergültig vorbereitet und voller Elan mit einer Dummheit die Wende eingeleitet.

Wegen wiederholten Foulspiels sah Bittencourt in der 55. Minute die Gelb-Rote Karte und wurde zum Wegbereiter für den Sieg der Borussia. Tore von Pierre-Emerick Aubameyang (19./61.) und Shinji Kagawa (57.) reichten dem BVB, um vor rund 49.000 Zuschauern viele Schwächen vergessen zu machen. "Wir hatten ein paar wunderschöne und ein paar dumme Momente", gestand Dortmunds Trainer Jürgen Klopp. Weil Hannover durch Stindl in Unterzahl sogar noch auf 2:3 (82.) verkürzte, musste der Sieger bis zur letzten Sekunde um den Erfolg zittern.

Wie verworren und kompliziert die Gemengelage in Hannover ist, zeigten die Szenen direkt nach dem Schlusspfiff: Die Mannschaft um den starken Stindl war zunächst völlig entkräftet zu Boden gegangen und danach mit hängenden Köpfen in Richtung eigener Fankurve geschlichen. Dort hätte man eigentlich kein Lob erwarten dürfen, sondern vielmehr Ärger. Der harte Kern der 96-Anhänger fordert weiter vehement, dass Präsident Kind sein Amt räumt. Jede weitere Niederlage dient seinen Kritikern als neues Futter.

Aber in diesem Augenblick, als die Verlierer des 26. Bundesliga-Spieltags zur Abstimmung mit den Händen antraten, gab es lauten und lang anhaltenden Applaus. ,Wir sind überzeugt von unserem Trainer", sagte Torhüter Ron-Robert Zieler. Er gehört zu jenen Spielern, die vom eigenen Aufritt überzeugt waren und Korkut weiter den Rücken stärken.

Übereilte Trennungen

Die Vereinshistorie von Hannover 96 ist gespickt mit Beispielen für übereilte Trennungen von Trainern. Das Scheitern von Dieter Hecking etwa, der im Sommer 2009 entnervt aufgeben musste und jetzt mit dem VfL Wolfsburg Karriere macht, bedauert die 96-Vereinsführung bis heute. Korkut wiederum folgte Ende 2013 auf den erfolglosen Mirko Slomka, weil man ihm zutraute, dass er als Neuling in der Bundesliga ein Mann mit Perspektive ist.

Präsident Kind ringt sichtlich mit sich, wenn er jetzt gefragt wird, wie Besserung eintreten soll und wie viele Fehler Korkut noch machen darf. Einer davon war bei der Heimniederlage gegen Dortmund offensichtlich: Der Trainer hatte mit Salif Sané über einen Wochen einen Mann in die Regionalliga-Elf strafversetzt, der überragende Leistungen zeigt. Der 24-Jährige gewann auch im Duell mit der Borussia Zweikämpfe in Serie. Korkut aber mochte ihn lange Zeit nicht berücksichtigen.

Der Trainer gilt als stur, aber auch stabil. Er bleibt seinem Kurs treu, hat mehr Struktur in das Spielsystem von Hannover 96 gebracht und muss dennoch einen Mangel an Erfolgen verantworten. Es ist fast bewundernswert, wie konsequent Korkut seinen Weg geht - und wie ihn die Vereinsführung darin bestärkt, ihn weiterzugehen.

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