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Fluggesellschaft GermanwingsKatastrophe in harter Zeit

Mit ihrer Tochter Germanwings will Lufthansa Billigfliegern Konkurrenz machen. Die Piloten verdienen dort bis zu 20 Prozent weniger.

Selbst mit einem Zeppelin ging Germanwings gegen die Billigfliegerkonkurrenz in die Luft (Archivbild vom 1. Ballonfestival in Bonn 2009). Bild: ap

BERLIN taz | Flugzeuge aus Deutschland stürzen extrem selten ab. Der Germanwings-Absturz ist der erste einer Maschine aus der Flotte der 2002 gegründeten Airline. Die Lufthansa, der die Billiglinie gehört, gilt als sehr sicher.

Die Flotte der Lufthansa besteht aus 615 Maschinen, 148 davon fliegen unter Germanwings-Flagge, darunter 42 A320 und 17 der Langversion A321. Zwischen der Lufthansa und ihrer billigeren Tochter bestehen einige Unterschiede. Aus Pilotenkreisen ist zu erfahren, dass die Flugzeuge nicht nur von der Lufthansa-Technik gewartet werden, sondern auch von einer eigenen Wartungsfirma.

Piloten, die bei der deutschen Prestige-Airline fliegen, haben die Ausbildung in der Lufthansa-Flugschule in Bremen und Phoenix, Arizona, durchlaufen. Dort sind die Einstellungskriterien höher als für Flugschüler, die an anderen Flugschulen ihre Ausbildung machen, um später bei anderen deutschen Airlines zu fliegen. Germanwings-Piloten kommen häufig von diesen Flugschulen oder werden von anderen Fluggesellschaften übernommen.

Eine Ausnahme bilden Piloten, die Germanwings direkt von der Lufthansa anwerben konnte – mit dem Angebot, bei dem Billigflieger sofort Flugkapitän zu werden und trotzdem den Lufthansa-Tarifvertrag inklusive lukrativer Renten zu behalten. Diese Piloten sind es dann auch, die sich derzeit an den Streiks der Kollegen bei der Muttergesellschaft beteiligen. Von außen angeworbene Piloten verdienen bis zu 20 Prozent weniger.

Germanwings wurde 2002 gegründet. 2015 sollte die Linie erstmals schwarze Zahlen schreiben. „Germanwings geht unverändert davon aus, nach der deutlichen Verringerung der Verluste im abgelaufenen Geschäftsjahr die Gewinnschwelle 2015 zu erreichen“, heißt es im Geschäftsbericht der Lufthansa vom 12. März 2014. Die wirtschaftlichen Ergebnisse von Germanwings fließen voll in die Bilanz der Lufthansa ein. Der materielle Schaden durch den Absturz ist versichert. Aber der Imageschaden ist enorm. Es ist also unwahrscheinlich, dass Germanwings dieses Jahr das anvisierte Ziel erreicht.

Wirtschaftlich schwierige Lage

Die Lufthansa steckt in einer wirtschaftlich schwierigen Lage. Aus der wollte sich das Unternehmen befreien – mit Hilfe von Germanwings und der ab Ende 2015 fliegenden Partner-Linie Eurowings. Das Problem ist die zunehmende Konkurrenz: Billigflieger wie die irische Ryanair oder Easy Jet zahlen geringere Gehälter und haben niedrigere Betriebskosten.

Ryanair transportierte im vergangenen Jahr 86 Millionen Passagiere, Lufthansa und Germanwings zusammen knapp 78 Millionen. Die Konkurrenz sorgt für sinkende Ticketpreise – allein im vergangenen Jahr um 3 Prozent. Von niedrigen Kerosinpreisen profitiert Lufthansa kaum, weil ein Großteil ihres Sprits gegen Preisschwankungen abgesichert ist.

Ausländische Billigflieger erreichen einen Rekordgewinn nach dem anderen – die Lufthansa ist froh, wenn sie 2015 im europäischen Verkehr abseits der großen Knotenpunkte erstmals schwarze Zahlen erreicht. Dazu hat sie alle Verbindungen, abgesehen derer von den Drehkreuzen Frankfurt und München, auf Germanwings verlagert.

Wettbewerbsdruck nimmt zu

„Der Wettbewerbsdruck für unsere Fluggesellschaften wird weiter zunehmen“, so der Vorsitzende des Lufthansa-Vorstands, Carsten Spohr, bei der Vorlage der Bilanz. Er will die Lufthansa zur Edelmarke umbauen, neben Germanwings soll künftig Eurowings für Profit sorgen.

2014 kam der Konzern auf einen Umsatz von 30 Milliarden Euro. Nach internationalen Bilanzstandards erwirtschaftete Lufthansa einen Gewinn von 55 Millionen Euro, nach den Regeln der deutschen Handelsbilanz aber einen Verlust von 732 Millionen Euro. Die Eigner bekommen deshalb keine Dividende, 2013 erhielten sie noch 45 Cent pro Aktie. Die Verluste stammen aus dem Kerngeschäftsfeld Passagier- und Frachtbeförderung. Bei Technik und Catering-Service für andere Fluggesellschaften macht die Firma Gewinn.

Lufthansa beschäftigt weltweit knapp 190.000 Mitarbeiter. Auch auf ihrem Rücken hat die Airline in der Vergangenheit kräftig Kosten gesenkt. Entsprechend hart laufen die aktuellen Tarifverhandlungen mit den Piloten. Vor dem Absturz lief alles auf einen weiteren Streik hinaus – den zwölften seit April 2014. Erst am Montag waren Tarifgespräche gescheitert.

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4 Kommentare

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  • Es gibt derzeit keinerlei Hinweise darauf, dass der Absturz in irgendeinem kausalen Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Situation der Fluglinie stehen könnte.

    Alles, was man derzeit sagen kann, ist doch Folgendes:

    Nach Erreichen der Flughöhe führte ein aussergewöhnliches Ereignis zu einem kontrollierten Sinkflug. Eine Kommunikation mit der Flugsicherung fand nicht mehr statt, obwohl der Sinkflug ganze 8 Minuten dauerte und die französische Flugsicherung noch versuchte, Kontakt aufzunehmen. Entweder waren die Piloten zu diesem Zeitpunkt gar nicht mehr im Cockpit, oder sie waren handlungsunfähig, weil sie entweder massiv behindert wurden, bewußtlos, oder bereits tot waren. Aus meiner Sicht darf man derzeit weder Materialfehler, noch Computerfehler, noch plötzlichen Druckabfall, noch Feuer an Bord, noch einen Terroranschlag, oder was auch immer mit Sicherheit ausschließen.

    Erst die zweite Blackbox kann darüber kurzfristig Klärung herbeiführen, wenn sie denn überhaupt jemals gefunden wird und noch brauchbare Daten liefern kann. Ansonsten wird die Aufklärung noch viele Jahre erfordern. Das hinterlässt natürlich kein gutes Gefühl bei denen, die häufig fliegen müssen.

  • Angesichts der Katastrophe finde ich einen Artikel über die wirtschaftliche Situation der Fluglinie reichlich deplatziert.

     

    Anton

  • Alle Informationen, die bisher zum Absturz vorliegen, deuten darauf hin:

    Vereiste Sensoren: Computerpanne schickte Lufthansa-Airbus in den Sturzflug

     

    www.spiegel.de/panorama/lufthansa-airbus-computerpanne-schickte-maschine-in-den-sturzflug-a-1024652.html

     

    Elektronische Problem waren zudem bekannt:

    Elektronik-Pannen: Airbus warnt vor Ausfällen der A320-Steuerung

    Die Airbus-Pechsträne geht weiter: Der Flugzeughersteller plant nun eine offizielle Warnung an Kunden der erfolgreichen A320-Serie. Elektronikprobleme können zum Ausfall der Steuerung führen. In einem Fall im August wurde ein Jet in der Luft für mehrere Minuten manövrierunfähig.

     

    http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/elektronik-pannen-airbus

    -warnt-vor-ausfaellen-der-a320-steuerung-a-728869.html

     

    Unglücke mit dem Airbus A320

    Seit seinem Erstflug kam es dem Aviation Safety Network zufolge zu bisher 27 Unfällen mit Maschinen vom Typ A320, bei denen die Flugzeuge zerstört oder so stark beschädigt wurden, dass sie nicht mehr einsetzbar waren. Der Flugzeugtyp kann damit als verhältnismäßig sicher gelten. Bei den Zwischenfällen kamen bis zuletzt insgesamt fast 1000 Menschen ums Leben.

     

    http://www.n-tv.de/panorama/Ungluecke-mit-dem-Airbus-A320-article1476

    6096.html

    • @Julianne:

      In diesem Fall unwahrscheinlich, denn es fehlen entsprechende Funksprüche der Piloten bzw. überhaupt irgendwelche.

       

      Für mich deuet es darauf hin, dass die Crew während der 8 Minuten Sinkflug handlungsunfähig war - z.B. bewusstlos.