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Gutachter zu MassentierhaltungAlle Ställe sollen öko werden

Regierungsberater empfehlen, Tieren in konventionellen Betrieben so viel Platz wie auf Biohöfen zu geben. Die Branche verliere sonst an Akzeptanz.

Schweine (mit amputierten Ringelschwänzen) auf der Wiese Bild: dpa

BERLIN taz | Nach Tierschützern fordern jetzt sogar vom Bundesagrarministerium eingesetzte Gutachter eine radikale Wende in der Tierhaltung. Der wissenschaftliche Beirat für Landwirtschaftspolitik erklärte die Haltungsbedingungen „eines Großteils der Nutztiere“ in einer am Mittwoch präsentierten Studie für „nicht zukunftsfähig“.

Es müssten „erhebliche Defizite“ vor allem beim Tierschutz behoben werden – und die Menschen im Schnitt weniger Fleisch essen. Denn die Probleme hätten zu einem „massiven Vertrauensverlust“ in der Bevölkerung geführt, der die Akzeptanz gefährde.

Im Einzelnen empfehlen die Experten von Universitäten und wissenschaftlichen Behörden zum Beispiel, dass künftig alle Nutztiere Zugang zu verschiedenen Klimazonen, „vorzugsweise Außenklima“, haben – also zum Beispiel Auslauf im Freien oder Ställe mit offenen Wänden. Milchkühe sollten auf die Weide und nicht nur – wie derzeit rund 40 Prozent dieser Tiere – drinnen gehalten werden.

Auch müssten Tiere mehr Platz bekommen – ungefähr so viel wie im Bio-Landbau. „Bei dem Mehrplatzbedarf ist das häufig so in der Größenordnung von 50 Prozent, teilweise aber auch mehr“, sagte Beiratsvorsitzender Harald Grethe.

Nur leichte Preissteigerungen

Zudem raten die Experten, auf Amputationen zu verzichten. In der konventionellen Landwirtschaft werden den meisten Schweinen die Ringelschwänze abgeschnitten und Hühnern die Oberschnäbel gekürzt, damit sie sich in den engen, monotonen Ställen nicht gegenseitig verletzen.

Die Umsetzung der Empfehlungen würde die Produktionskosten nach Schätzung der Experten um 13 bis 23 Prozent erhöhen – „insgesamt etwa 3 bis 5 Mrd. Euro jährlich“. Da die Agrarwirtschaft aber nur ein Viertel des Endpreises kassiert, müssten die Konsumenten lediglich rund 3 bis 6 Prozent mehr bezahlen.

Damit dann Teile der Fleisch- und Milchwirtschaft nicht in Länder mit geringeren Standards abwandern, muss die EU den Wissenschaftlern zufolge auf deutsche Initiative hin die Gesetze verschärfen. Der Bund sollte zudem stärker über die Tierhaltung in Deutschland informieren und ein staatliches Siegel für artgerechter erzeugte Produkte einführen.

Weiterhin müsse Berlin, wie von der EU bereits erlaubt, mehr Agrarsubventionen für Tierschutz in der Landwirtschaft und weniger für Direktzahlungen ausgeben, die je Hektar Land gezahlt werden. Ausdrücklich empfehlen die Gutachter dem Bund, sofort das deutsche Tierschutzrecht zu ergänzen – also zu verschärfen. Bislang könnten höchstens 25.000 Euro Bußgeld wegen Tierschutzverstößen verhängt werden. Angesichts der heutigen Großbetriebe sei das einfach zu wenig.

EU-Entscheidungen vorgreifen

Von den Bundesländern fordern die Wissenschaftler, dass sie das Tierschutzrecht konsequenter durchsetzen. Vor allem müssten sie „klar kommunizieren“, dass sie den Verzicht auf Amputationen innerhalb von 3 Jahren durchsetzen.

All das bezeichnen die Fachleute als „Sofortmaßnahmen“. Offenbar erwarten sie, dass Deutschland nicht auf die EU wartet, sondern gegebenenfalls allein vorangeht.

„Mit dem Gutachten ist der Endpunkt der vielen Worte erreicht. Jetzt muss auch Bundesminister Schmidt liefern. Das heißt: Wir brauchen jetzt Taten“, sagte der Präsident des Tierschutzbundes, Thomas Schröder, der taz. Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesagrarministerium, Peter Bleser, erklärte in einer ersten Reaktion auf die Studie aber, die Regierung habe schon viele der empfohlenen Vorhaben auf den Weg gebracht. So gebe es bereits einen Arbeitskreis mit Experten und man arbeite an einer Zulassungsverordnung für Stalleinrichtungen für Legehennen.

Der Bauernverband kritisierte die Empfehlungen als „leichtfertig und praxisfern“. Er bezweifelte, dass die Verbraucher die Kosten für mehr Tierschutz tragen wollten. Die Konsumenten würden eher zu billigeren Produkten aus dem Ausland greifen.

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46 Kommentare

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  • Also nur ein Ideologischer Kampfbegriff.

  • Auf dem Floß der Meduse waren 150 Seeleute auf 140 Quadratmetern zusammengepfercht. Die haben sich schon nach ein paar Tagen gegenseitig totgeschlagen, bis bei der Rettung nach knapp zwei Wochen nur noch 15 übrig waren. Nun, nach der Logik der Massentierhalter hätte man dem vorbeugen können, in dem man Seeleuten grundsätzlich die Finger amputierte.

    • @Friedrich Zoller:

      Können Sie Massentierhaltung mal bitte definieren, ab welcher Tierzahl fängt Sie an, oder ist es nur ein Ideologischer Kampfbegriff.

      • @Jörg 70:

        Es kommt nicht auf den Begriff an, sondern auf die realen Umstände der Unterbringung und deren Folgen.

        • @Friedrich Zoller:

          exakt!

  • Noch vor gar nicht langer Zeit wurde in unserer Region regelmäßig über die Ökohennenhaltung abgelästert, aus Unkenntnis der Rahmenbedingungen , aus Ignoranz und Geringschätzigkeit. Heute stehen sehr viele große Ökoställe bei uns.Es geht hier nicht um Verbote, sondern um die reale Möglichkeit andere Wirtschaftformen zu etablieren. Also hört endlich auf zu sagen . Das geht nicht!

    • @Jandebuur:

      Es geht nicht darum zu sagen "es geht nicht", sondern um klar zustellen das es keinen Königsweg gibt denn wir nur beschreiten müssen und alle Probleme für alle Betriebe lösen sich ganz von selbst.

      Wer das Glaubt, ist Verbohrt und hat keine, aber auch gar keine Ahnung von der Praktischen Tierhaltung.

  • Massentierhaltung verbieten!

    Tierprodukte rationieren!

    Herstellung, Import und Verkauf von Tierquälerausrüstung unter Strafe stellen!

    Tieren und Menschen die selben Lebensschutzrechte!

  • Abgefressene Schweineschwänze sind nicht das Ergebnis einer bestimmten Haltungsform, vielmehr haben auch Biobetreibe diese Probleme.

    Ohne eine genaue Analyse für die Gründe, wird der Tierschutz auf der Strecke bleiben, nur die Populisten gewinnen ein weiteres mal, aber die interessiert eh nur das Spendenaufkommen

    • @Jörg 70:

      Dem Artikel liegt doch eine genaue Analyse zugrunde. Aber ich verstehe schon: Die ist halt nicht nach Ihrem Geschmack.

  • Die Lösung ist ganz einfach.

     

    Die Supermärkte werden verpflichtet, ihre Produkte nach den Mastbedingungen zu sortieren und für jede Kategorie ein paar repräsentative Fotos anzubringen.

     

    Und dann wird sich sehr schnell zeigen, welche Art der Fleischproduktion die Kunden wollen.

     

    Das erspart der Politik das Rumraten und den Streit, und wer damit ein Problem hat, für den gehören Lügen und Täuschen offenbar zum Geschäftsmodell.

  • Warum sind eigentlich viele Menschen immer noch süchtig danach (...) Tierleichen zu essen? Liegts am "Duft" z. B. einer Bratwurst, den beigemengten Kräutern, die oft über Generationen Schlachterfamiliengeheimnisse sind?

    • @Gion :

      Ich denke dass hat neben dem von Dhimitry vorgetragenen Grund tatsächlich auch mit dem Geschmack zu tun. Umami (Glutaminsäure), als 5. Geschmacksrichtung, ist v.a. gegarten Fleischerzeugnissen zu eigen. Pflanzliche Lebensmittel enthalten U. in weit geringerem Maße. Künstlich hergestelle Glutaminsäure (z.B. deren Salz Glutamat) wird wiederum vielen länger haltbaren Fleischerzeugnissen zugegegben (Salami). Die Wirkung von Glutamat kennt jeder, der schon vergebens versucht hat die Tüte Chips nicht leer zu essen.

      • @reich_und_links:

        Chips können sehr wohl dosiert genossen werden. Man füllt ein kleines Schüsselchen und ist nur dieses leer, der Rest bleibt in der Tüte. Das Glutamat trifft keine Schuld - es dient nur als Alibi für jene, die sich nicht beherrschen können.

    • @Gion :

      Ich glaube, die meisten Menschen haben schlicht das Kochen verlernt. Ne Wurst inne Pfanne und niemand braucht nachdenken. Außerdem isses ja gesund. Prophylaktisches Antibiotika ist nicht zu unterschätzen...

  • Zum Foto: Offensichtlich sind die Ringelschwänze nicht mehr in voller Länge vorhanden. Doch wie das zustande kam, geht aus dem Foto nicht hervor: Das zweite Schwein von links hat nur noch einen Stummel, beim zweiten Schwein von rechts ist die Spitze des Restschwanzes schwarz. Eine Nekrose? Das spricht eher für einen abgekauten Schwanz. Dieses Verhalten kommt übrigens in allen Haltungsformen vor - sogar bei Wildschweinen.

    • @Susanne Günther:

      die Information, dass Schwanzbeißen bei Wildschweinen ein Problem sein soll, finde ich nur auf der Seite von Herrn Stein - wie kommen Sie darauf ?

  • Teil 1

     

    Eine ähnlich niederschmetternde Studie zum Thema Schwanzverbiss bei Bioschweinen wird zur Zeit vom Landwirtschaftsministerium NRW noch zurückgehalten.

     

    Zu kurzes Kupieren ist unnötige Tierquälerei für die kleinen Ferkel - allerdings: wer das kupieren selbst der Schwanzspitze der Schweine generell verbieten will um damit einen Hebel zur radikalen Umgestaltung in den Haltungsbedingungen zu erhalten ist mitverantwortlich für in der Praxis hunderttausendfaches Tierleid durch Schwanzverbiss bei den größeren Mastsschweinen. Zieht eine Entzündung von einem verbissenen Schwanz ins Rückgrad ist meist "Feierabend" für das Tier - egal ob auf einem Bio oder konventionellen Betrieb.

     

    Das wäre sozusagen einen Revolution auf Kosten des verlängerten Rückgrades der Tiere!

    • @Waage69:

      Das war die Ergänzung zu @Manfred Stein weiter unten.

    • @Waage69:

      Teil 2

       

      Abgesehehen davon: 50 Prozent mehr Platz wie vom Beirat gefordert vor allem in der Endmastphase findet meine volle Zustimmung. Wir praktizieren das seit Jahren mit besten Ergebnissen. Die Übersicht bei der Betreuung in den 45er Großgruppen ist besser, das Stallklima vor allem in der warmen Jahreszeit ist besser (geringere Lufgeschwindikeiten), die Tiere sind vitaler, bewegen sich mehr, strukturieren ihren Stall ausgeprägter in unterschiedliche Kot/Bewegungs und Schlafbereiche, nehmen besser zu und man hat schlussendlich weniger Verluste.

       

      Ob Außenklima oder geschlossene Ställe besser sind darüber kann endlos diskutiert werden. Geschlossene Ställe sind durch inzwischen genau gesteuerte und effektive Belüftungssysteme im Hochsommer und Beheizung im kalten Winter für die Tiere ganz sicher nicht unvorteilhaft.

      Außenklimaställe haben auch ihre Berechtigung "laufen" am besten in den in den Übergangszeiten mit mäßigen Temperaturen also vor allem im Frühjahr und Herbst. In kalten Wintern kann zwar nicht geheizt aber dafür extradick eingestreut werden, die Einstreu ist aber im heißen Hochsommer für die Tiere eher ein Problem.

       

      Ideal wären natürlich klimatisierte und beheizte Ställe mit zusätzlichem Terassenaußenauslauf - allerdings: wer soll das bezahlen...

      • @Waage69:

        Es gibt Bauern die in aufgelassenen Fahrsilos aus den siebzigern in großen Gruppen Schweine halten unter einfachsten Bedingungen Kosten max. 100 Euro /platz .Wir haben zu wenig experimentelle Landwirtschaft ,sondern eine technisch und wissenschaftliche überformte Herangehensweise, die einseitig auf Profit ausgerichtet und vollständig von Konzernen abhängig macht.Tierwohl und ein auskömmlicher Verdienst basieren nicht auf Krediten und hohen Investitionen.

  • Auf Amputationen verzichten? Bei Puten werden wir das Ende der Schnabelbehandlung zu unseren Lebzeiten nicht erleben. Federpicken und Kannibalismus sind kein neues Phänomen der modernen Geflügelhaltung. Bereits im Jahre 1873 (!) beschrieb Robert Oettel in seinem Buch „Der Hühner- oder Geflügelhof“ Gefiederschäden und Kannibalismus.

    Hier noch ein Bericht vom FLI:

    https://www.youtube.com/watch?v=nGvUjsh-Ijs

     

    Auch die auslösenden Faktoren des Schwanzkannibalismus bei Schweinen sind ungeklärt. Auch die Bedingungen des Ökolandbaus können der Schwanzkannibalismus nicht verhindern:

    http://www.animal-health-online.de/gross/?p=29587

    • @Manfred Stein:

      Die kleine Nebenerwerbslandwirtschaft meiner Großeltern hat über Jahrzehnte hinweg null Probleme mit Hühnerkannibalismus oder Schwanzbeißereien gehabt. Offenbar wurde das Vieh ausreichend artgerecht behandelt, wodurch sich eben auch kein psychotisches Verhalten entwickelte.

       

      Pferchen Sie mal 100 Leute ein Jahr lang in einem kleinen Stall zusammen, ob die dann nicht auch aggressiv werden. Und was wollen Sie dann tun? Ihnen die Finger amputieren?

       

      Regelrecht LEBENSfremd, was sich die Tierindustrie-Lobby da wieder aus den Fingern saugt.

      • @Friedrich Zoller:

        Das Ihre Großelten ihre Tiere gut gehalten haben nehme ich Ihnen ab - warum auch nicht?

         

        Fragen Sie aber mal ihre Eltern und die können sich sicher erinnern, das Ihre Großeltern, wenn sie selber Zuchtsauen hatten, den Ferkeln nach der Geburt die Schwanzspitzen kupiert haben.

        • @Waage69:

          Quatsch. Alle Sauen hatten vollwertige Schwänze. Die Hasen hatten ihre langen Ohren und die Hühner ihre Schnäbel, die Kühe ihre Hörner.

          • @Friedrich Zoller:

            Hasen mit Ohren - klar, Kühe mit Hörnern - damals auch klar, Hühner (selbst die hochrangigen Aggrotanten) mit kompletten Schnäbeln - meinetwegen auch.

             

            Das mit den Sauen glaube ich Ihnen erst wenn sie nachgefragt haben, Ihre eigenen Kindheitserinnerungen könnte täuschen weil...

             

            ...wenn bei der Sau als Ferkel nur die Spitzen kupiert wurden (wie das damals allgemein ülich war) hatten die Sauen nämlich immer noch Ringelschwänze - bei ganz alten Sauen entwickelt sich sogar wieder ein Quast.

             

            Also rufen Sie Ihre Eltern doch mal an, die freuen sich - ist doch bald Ostern!

        • @Waage69:

          Da fällt mir noch auf: ein Jahr werden die Mastschweine nicht am Stück zusammengestallt schlichtweg darum weil ein Mastschwein nur ein halbes Jahr (+/- öko/konventionell) lebt. Die Zuchtsauen werden älter - anderes Thema - zurück zum Mastschwein:

           

          ca. 2 Monate Saugferkel und Aufzuchtphase 1,5kg bis 25 kg, zwei Monate Vormastphase 25kg - 50kg, zwei Monate Endmast bis um ca.100kg. Für langsamwachsende Tier schließt sich eventuell noch eine bis 4 wöchige Nachmastpase an.

           

          In dieser Zeit wechseln die Tiere mindestens 2 mal (vom Abferkelstall in den Aufzuchtstall dann in den Maststall), bei zweigeteilter Mast 3 mal (zusätzlich vom Vor- in den größeren Endmaststall).

          Bei uns findet die Nachmast in einem eigenen Stall statt, also wechseln einige Schweine sogar 4 mal.

           

          Bei jedem Wechsel geht es in ein zuvor komplett bis in die letzte Ecke nass gereinigtes, desinfiziertes, anschließend einige Tage getrocknetes und schlussendlich in Herbst/Winter//Frühjahr vorgeheitzes Stallabteil. Der Strohstall für die Nachmast oder zwischenzeitlich erkrankte Tiere wird zuvor ausgemistet und frisch gestreut - so entspricht das inzwischen (allgemein!) der guten fachlichen Praxis.

           

          Herr Zoller- bringen Sie sich auf den neuesten Stand und besichtigen sie Höfe. Eventuell gibt es in ihrer nähe auch ein staatliches Lehr- und Versuchsgut wie z.B. "Haus Düsse" in Oestinghausen. Dort kann man die gesamte Bandbreite moderner Haltungsstandards bei Kühen und Schweinen konventionell und "öko" besichtigen.

           

          Sie werden nach dem Besuch sicher noch einiges zu Kritisieren haben - aber Ihre Kritik wird dann sachlicher - garantiert!

    • @Manfred Stein:

      Ich finde bereits die Begriffe "Amputation", "Kupieren" oder "Kürzen" in Zusammenhang mit der Schnabelbehandlung für Puten falsch. Noch in der Brüterei wird beim Küken auf die Schnabelspitze ein Infrarotimpuls gesetzt, wodurch Nerven und Blutgefäße verödet werden. Das führt dazu, dass sich die obere Schnabelspitze nicht voll ausbildet. Das Küken wird durch die Behandlung nicht beeinträchtigt. Die Tiere fangen sofort nach dem Einstallen an zu fressen und zu saufen. Diese Behandlung ist einfach das kleinere Übel. Puten sind neugierig, die bepicken einfach alles, das ist natürliches Erkundungsverhalten und lässt sich nicht abgewöhnen - es sei denn, man hält die Tiere im Dunkeln, aber das kann doch nicht die Alternative sein!

      • @Susanne Günther:

        Die bessere Alternative wäre, gleich gar keine Puten zu züchten.

    • @Manfred Stein:

      Herr Stein ,angemessene Haltung und Fütterung bei angemessenen gerechten Preisen verhindert das Sc hwanzbeissen bei Schweinen ,auch wenn sie gebetsmühlenartig das Gegenteil behaupten und dazu braucht ein Betrieb noch nicht mal Öko sein. Ich war vor einigen Tagen auf einem Betrieb mit 500 Mastschweinen, der selbst Schweine unterschiedlicher Größe und unterschiedlichen Alters zusammen in Buchten bis zu 50 Tieren hält. Keine Probleme mit Kannibalen oder sonstigen verhaltensgestörten Tieren ( und Menschen )!

      • @Jandebuur:

        Sie wollen mir hier wirklich eine unbewiesene Einzelfallbeobachtung als Beleg für die Machbarkeit eines flächendeckenden Ausstiegs aus dem Schwänzekürzen anbieten? Damit haben Sie sich endgültig fachlich disqualifiziert!

        • @Manfred Stein:

          jetzt noch einmal.Bieten sie dem Landwirt einen angemessenen preis. Der landwirt findet dann die Lösung für sich , ob in einfachen Sytemen oder in modernen Anlagen. Bio oder Konv. Der Landwirt an sich ist viel kompetenter und verantwortungsbewußter als sein Ruf in der Bevölkerung.Was die Landwirtschaft ganz sicher nicht gebraucht, sind Theoretiker wie Sie,praxisfremde Vorschriften und Bürokraten.

        • @Manfred Stein:

          Tiersklavenhalter disqualifizieren sich von vornherein. Jeder Schweinebauer sollte bei sich mit dem Kastrieren anfangen, bevor er sich an unschuldigen Lebewesen vergreift!

      • @Jandebuur:

        Schön für Sie.

        Ich war auf dem Ökobetrieb meines Kumpels, dort sieht man Abgefressene Schweineschwänze trotz 2 Quadratmeter Platz je Tier, Auslauf und Berge von besten Biostroh.

      • @Jandebuur:

        Optimale Haltungsbedingungen entschärfen das Problem. Frag aber noch mal nach ob der Betrieb wirklich unkupierte Tiere hat. Wenn nur die nur mit wenig Nerven besetzen letzten 1- 2 cm beim Ferkel kupiert werden entwickeln die Tiere immer noch einen Ringelschwanz allerdings ohne den haarigen "Quast".

         

        Ich tippe darauf dass das bei dem von dir besichtigtem Stall der Fall war.

         

        Bleibt der weitgehend gefühllose"Quast" aber dran gib es (zumindest bei den heute gebräuchlichen Schweinezuchtlinien) immer wieder Verbiss - mal mehr mal weniger, egal ob Bio oder konventionell und wie viel Beschäftigungsmöglichkeiten und Auslauf die Tiere haben.

        • @Waage69:

          Lieber Kollege ,die Schwänze waren nicht kupiert! Die Forschungen u. a.des Prof. Blaha verfolge ich auch mit Interesse.

          • @Jandebuur:

            Wenn es so ist dann drücke ich dem von Ihnen besuchten Betrieb die Daumen, dass auch weiter alles im grünen Bereich bleibt.

             

            50er Gruppen gemischten Alters hört sich spannend an.

            Abgesehen davon das bei der Fütterung die Anpassung der Eiweißkurve/Rohfaserkurve nicht ganz einfach sein dürfte hat die Altersmischung für das Sozialverhalten sicher auch positive Auswirkungen.

             

            Altersgemischte Gruppen gibt es bei uns nur im Krankenstall und da bilden sich tatsächlich manchmal echte "Freundschaften" zwischen den Kleinen und Großen aus. Ich denke das liegt daran dass die Rangreihenfolge sehr schnell klar ist und dadurch die Konkurrenssituation entschärft.

            • @Waage69:

              Es gibt Bauern ,die nicht von der Preis -und Qualitätsmaske der Konzerne abhängig sind! Das ist wohl die wichtigste Grundbedingung.Wer glaubt, für 3.00 Euro kg/Sg für Tönnies Bio-Schweine halten zu müssen, wird das wohl nicht können.

              • @Jandebuur:

                Die Biobtierhalter sind bei den klassischen Anbauverbänden besser aufgehoben.

                 

                95% der Betriebe hängen dagegen aber nun mal an der Maske und im konventionellen Bereich bekommt man z.zT. soga nur ca. 1,40Euro kg/Sg plus.

                Ein QS (Qualität und Sicherheit) zertifizierter Betrieb bekommt noch 5 Cent/kg dazu. Hier in diesem Bereich müssen wir vor allem zu Fortschritten in den Haltungsbedingungen kommen und nachdem in Punkto Luft, Licht, Selbstränken, Böden (Spaltenmaße) schon viel erreicht wurde ist eben jetzt der Faktor "Platz dran.

                 

                Eventuell lässt sich ja hier wirlich was mit der TierwohlInitiative anschieben, aber ganz sicher nicht wenn Top Betriebe wegen kupierter Schwänze keine Freigabe bekommen.

                 

                Zu den Fahrsilos:

                Ihre experimentelle Low Input Schweinehaltung in allen Ehren. Bei manchen Betriebsleitern auf Betrieben mit Tierhaltung als Nebenzweig funktioniert das verblüffend gut und man denkt sich "warum machen das nicht alle so?"

                 

                Bei anderen Betrieben besteht auch schon mal die Gefahr das der Bauer irgendwann vor lauter Improvisation selber nicht mehr durchsteigt - ob das dann toll für die Tiere ist?

                • @Waage69:

                  Sie scheinen ja ein engagierter Schweinehalter zu sein, daher meine Frage an Sie: Sehen Sie sich auf Ihrem Betrieb längerfristig in der Lage, auf das Schwänzekupieren zu verzichten, wenn der Preis keine Rolle spielt? Ab welchem Preis wäre für Sie auf Ihrem Betrieb die Umsetzung möglich?

                  • @Jandebuur:

                    Ganz ehrlich: ich halte mich an alle gesetzlichen Regelungen. Sollte das Schwanzkupieren (auch das der Schwanzspitzen) verboten werden würde ich das auch in der Praxis umsetzen.

                     

                    Eventuell könnte man in Zukunft durch Kammeraüberwachung im Stall Schwanzbeißer schneller lokalisieren und aussortieren. Leere Kleingruppenbuchten, Einzel- und Krankenställe müssten dann zusätzlich vorgehalten werden um schnell eine akut betroffene Großgruppe mit mehreren Beißern aufzuteilen. Die sind bei mir vorhanden.

                     

                    Sollte ich trotz intensiver Betreuung und optimaler Haltungsbedingungen wegen dennoch verbissener Schwänze gezwungen sein regelmäßig unbehandelbare Tiere notzuschlachten oder nach gescheiterten Behandlungsversuchen vom Tierarzt einschläfern zu lassen würde ich aus der Haltung aussteigen, ich kann mir sowas nur begrenzt anschauen und aushalten.

                     

                    Ich denke es ist keine Sache des Preises, gerade Haltungsformen wie die Großgruppenhaltung welche eine stärkere Stallstrukturierung und sogar künftig Möglichkeiten des Außenaußlaufs bieten könnten würden konterkariert.

                     

                    Ich warne wirklich davor sich von Seiten des Tierschutzes dermaßen an der Kupiererei festzubeißen, ein Schwein kann auch ohne langen Ringelschwanz Spass haben wenn alles andere passt - darauf müssen wir hinarbeiten!!!

                     

                    Kupierverzicht freiwillig: super!

                    Ein generelles Verbot würde ich aber nicht mal für die Biohaltung vorschreiben wollen.

                    • @Waage69:

                      Das Schwanzbeißen ist eines der wichtigsten Indizien für grobe Fehler im gesamten System. Stimmen sie dem zu ? Mit Kupieren werden sie nur verdrängt,aber nicht beseitigt.

                      • @Jandebuur:

                        Jede Nekrose durch Schwanzbeißen, die wenn sie ins Rückenmark zieht wenn überhaupt nur durch eine Hammerantibiose zu stoppen ist ist eine zu viel, das ist schon mal klar.

                         

                        Zur Frage, ich versuche es mal so zu formulieren:

                        Überbelegung, schlechtes Stallklima, fehlendes Beschäftigungsmaterial können zu vermehrtem bis massivem Schwanzbeißen SELBST bei zuvor kurz kupierten Schwänzen führen.

                         

                        Auffälligerweise oft zum Ende der Mastphase (bei zweiphasiger Mast auch schon zum Ende der Vormastphase vor dem Umstallen) wenn es im Stall besonders eng wird und die Tiere dadurch gestresst sind.

                         

                        Das habe in meiner Ausbildungszeit (80er Jahre) in den vollgepfropften, teilweise fensterlosen Ställen (... man dachte kein Licht wäre auch eine Lösung...) oft genug erleben müssen und daraus habe ich für meinen Betrieb die Konsequenzen gezogen: MEHR PLATZ!!!

                         

                        Das kann aber eben nicht zum Umkehrschluss führen, dass bei "perfekten" Haltungsbedingungen der Schwanzverbiss auch bei unkupierten Schwänzen komplett aus der Welt zu schaffen ist. Sonst wäre dieses Problem in guten Biobetrieben schlichtweg unbekannt.

                         

                        Das hat meiner Ansicht auch etwas mit den heute üblichen magerfleischbetonten schnellwüchsigen und deshalb latent "aggressiv verfressenen" Zuchtlinien zu tun die konventionell und öko genutzt werden.

                        Für die Ökos wären eh die kleinwürfigen gemütlichen alten Rassen besser, allerdings lässt sich deren fettdurchwachsenes (marmoriertes) Fleisch leider kaum an den Kunden bzw. vor allem die Kundin bringen.

                         

                        Wünschenswert wäre es wenn bei den konventionellen Zuchtlinien der "Dampf" etwas aus den biologischen Leistungen (große Würfe, bis zu 900 Gramm Zunahme am Tag) herausgenommen würde und dafür mehr Augenmerk auf guten Knochenaufbau, Muttereigenschaften und weniger aggressives Verhalten gelegt würde.

                         

                        Das ist meine Meinung vor meinem Erfahrungshintergrund...

                        ...genauer krieg ich es nicht auf den Punkt sonst wird es wieder schwammig!

                         

                        MfG

                        • @Waage69:

                          Danke für die Antwort.Also durch perfekte Haltung und Abkehr von ungeeigneten Rassen Z.B. (dem dänischen Kampfschwein)kommen wir einer Lösung schon näher Dann bleiben noch der PREIS und der VERBRAUCHER. Darum sollten wir uns gemeinsam kümmern ,anstatt den Propheten aus Vermarktung und Industrie zu folgen.