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Traditionell für den guten Zweck

Zum zehnten Mal organisieren Herrchens Frauchen vom Polittbüro ihr Benefiz zugunsten minderjähriger Flüchtlinge

Klein, dick und trotzdem sexy. Das behauptet Gustav-Peter Wöhler von sich, und Lisa Politt findet, das stimmt auch. Gemeinsam mit Herrchens Frauchen, Trampert und Ebermann wird Wöhler samt Band am kommenden Dienstag in der Altonaer Fabrik in Ottensen zum Solikonzert für unbegleitete jugendliche Flüchtlinge aufspielen.

Flüchtlinge haben in diesem Land nicht viel zu lachen. Noch schlimmer ergeht es allerdings den minderjährigen Flüchtlingen. Etwa 60 Jugendliche zwischen 16 und 18 Jahren kommen Jahr für Jahr unbegleitet, also ohne Eltern oder Verwandte in die Hansestadt. Und während für junge Deutsche meist besondere Regelungen gelten, werden minderjährige Flüchtlinge bereits mit 16 wie Erwachsene behandelt. Ohne jeden Schutz oder besondere Betreuung müssen sie das Asylverfahren über sich ergehen lassen.

Das kann unter Umständen so einiges an zusätzlichen persönlichen und/oder finanziellen Härten beinhalten: Sind die Jugendlichen beispielsweise mindestens 16 Jahre alt oder haben die Behörden mithilfe recht dubioser Verfahren dieses Alter amtlich „geschätzt“, können sie zur Entlastung der Hamburger Finanzen in andere Bundesländer verschoben werden. „Verstoßen“ die Minderjährigen gegen das Mitwirkungsgebot im Asylverfahren – wenn sie zum Beispiel keinen Reisepass vorzeigen können –, wird die ihnen zustehende monatliche Sozialhilfe schnell von 217 Euro auf nur noch 168 Euro reduziert. Von diesem Geld müssen sie sämtliche Ausgaben bestreiten, lediglich die Miete für die Unterbringung in einer Jugend-Wohngemeinschaft wird vom Sozialamt übernommen. Noch härter kommt es ab Januar: Um zu den Sprach- und Berufsvorbereitungskursen zu kommen, sind die Kids auf Schülermonatskarten angewiesen. Die Kosten dafür hat bislang der Senat übernommen. Ab dem neuen Jahr müssen die jungen Menschen aus Togo und Sierra Leone, aus Afghanistan, Aserbaidschan oder Tschetschenien nun auch noch die 37 Euro für die Monatsfahrkarte selbst bezahlen. Gerade mal 131 Euro bleiben ihnen dann, um über die Runden zu kommen.

Gründe genug also, gerade diesem Personenkreis und den Projekten, die sich um ihn kümmern, zu helfen. Zum nunmehr zehnten Mal organisieren Lisa Politt und Gunter Schmidt, als Herrchens Frauchen und Betreiber des Polittbüros bekannt, ihr jährliches Benefiz zugunsten der minderjährigen Flüchtlinge und der AWO-Jugendwohnungen. Unterstützt werden sie von Rainer Trampert und Thomas Ebermann, die mit Auszügen aus ihrem erst vor wenigen Wochen uraufgeführten Programm „Zu Gast bei Freunden“ aufwarten werden.

Besonderes Highlight aber wird ganz sicher die Gustav-Peter Wöhler Band sein. Mit Songs von den Beatles über James Taylor bis Van Morrison und von Rio Reiser über Udo Lindenberg bis Rocko Schamoni reicht das Repertoire des „Gangster of Love“, wie Wöhler auch genannt wird. Singt er nicht, ist er Schauspieler und den meisten vermutlich aus zahlreichen TV-Produktionen und Kinofilmen wie „SK Kölsch“, „Bin ich Schön?“ und „Erleuchtung garantiert“ von Doris Dörrie bekannt. Singt er, so sagt man ihm nach, dass er seinem Publikum mit seiner enormen Stimme und Musikalität ein unbeschreibbares Glücksgefühl beschert. Das ist wie Weihnachten. Dirk Seifert

27. 12., 20 Uhr, Fabrik, Barnerstraße 36, Eintritt VV 15 Euro, AK18, erm. 10 Euro (nur im Polittbüro, Steindamm 45, ☎28 05 54 67)

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