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Braucht Solidarität die Medien?

BERLIN taz ■ Diese Frage ist nicht eindeutig zu bejahen. „In normalen Jahren werden in Deutschland für karitative Zwecke rund 2,4 Milliarden Euro gespendet – ohne wesentliche Beteiligung der Medien“ sagt Burkhard Wilke, Geschäftsführer des Deutschen Instituts für soziale Fragen (DZI). 2005 stieg die Summe auf etwa 2,9 Milliarden. „Die große Stunde der Medien kommt, wenn Katastrophen als Sonderthemen aufgemacht werden“, so Wilke.

Einer Studie des Kölner Politologen Thomas Jäger zufolge präsentierte die ARD-„Tagesschau“ 15 Tage hintereinander den Tsunami als Topthema. Die Berichterstattung übertraf selbst jene über die Elbeflut im August 2002 (14 Tage) und über die Terroranschläge vom 11. September 2001 (13 Tage).

Bei den Tsunami-Berichten gab es laut Wilke besondere Bedingungen: Die nachrichtenarme Zeit, die ungewohnten Bilder eines zerstörten Urlaubsparadieses und die Betroffenheit von Deutschen. Das alles förderte die Spendenbereitschaft. Zudem war die Bevölkerung noch in großherziger Weihnachtsstimmung.

All diese Faktoren fehlten bei dem Erdbeben in Pakistan. Außerdem sind Erdbeben viel gewöhnlicher als ein Tsunami.

Dass erst Fernsehbilder aus einer Katastrophe ein Ereignis machen, das zum Handeln drängt, wird „CNN-Effekt“ genannt. Doch es gebe auch medial überlieferte Katastrophen, die trotzdem kein Thema würden, weil sie „wie Aids im südlichen Afrika alltäglich sind“, sagt Wilke. Hinderlich seien ebenfalls diffuse Nachrichtenlagen. So gilt der Krieg im Kongo als zu kompliziert. Der Tsunami hingegen ließ sich auf das leicht vermittelbare Thema „Mensch gegen Natur“ reduzieren. SVEN HANSEN

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