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Atomriese sponsert FH-Lehrstuhl

Eon spendiert Politikerreisen, EnBW stiftet eine Professur: Lehrstuhlinhaber an der Fachhochschule Düsseldorf ist ein Ex-Vorstand der vom Energiekonzern aufgekauften Stadtwerke Düsseldorf

VON MARTIN TEIGELER

Mit der Antrittsvorlesung von Dieter Oesterwind beginnt am 1. Februar offiziell eine besondere Professur an der Fachhochschule Düsseldorf. Unterstützt wurde der Lehrstuhl für „Innovative Energiesysteme“ mit über fünf Millionen Euro von Energie Baden-Württemberg (EnBW). Professor Oesterwind ist Ex-Vorstand der Stadtwerke Düsseldorf, die zwischen 2002 und 2005 schrittweise an den viertgrößten deutschen Energiekonzern verkauft worden waren (siehe Kasten). „EnBW hat bei der Berufung des Professors keine Rolle gespielt“, so eine Sprecherin der FH gestern auf Anfrage.

Dennoch könnten Oesterwinds wissenschaftliche Erkenntnisse dem stiftenden Konzern gefallen. Gehört EnBW doch zu 45 Prozent dem französischen Atomkonzern Electricité de France (EdF) und forderte erst gestern eine längere Laufzeit beim Kraftwerk Neckarwestheim. In einem Beitrag für das Fachblatt VDI Nachrichten hat Oesterwind jetzt über Energiepolitik geschrieben. „Erneuerbare Energien werden erst nach 2030 eine größere Rolle einnehmen“, heißt es da.

Zur Atomenergie wurde Oesterwind so zitiert: „Nach neueren Prognosen der Internationalen Atomenergiebehörde wird die Nutzung der Kernenergie auf der ganzen Welt bis 2020 um 46 Prozent und bis 2030 um 70 Prozent zunehmen.“ Die Gründe seien „sowohl in einer wirtschaftlichen und effizienten Umweltpolitik als auch in der Sicherheitspolitik“ zu suchen.

„Ich beschreibe nur die Situation“, so Oesterwind gestern zur taz. Man könne vor diesen Entwicklungen nicht die Augen verschließen. Der EnBW-Konzern habe im übrigen niemals in seine wissenschaftliche Arbeit „reingeredet“, sagte Oesterwind.

An der FH Düsseldorf gibt es dagegen interne Kritik an der gesponserten Professur. Als die akademische Wahl im vergangenen Jahr auf den promovierten Wirtschaftswissenschaftler Oesterwind fiel, zitierte eine Düsseldorfer Lokalzeitung einen anderen Bewerber, der angesichts des Jobwechsels ein „Geschmäckle“ verspürte. Oesterwind habe als Gegner der zwischenzeitlich unsicheren Stadtwerke-Privatisierung abgefunden werden müssen, so eine Version aus FH-Kreisen.

Der selbstbewusste Oesterwind sei angeblich noch als Stadtwerke-Vorstand durchaus eigennützig für eine Stiftungsprofessur eingetreten, mutmaßt dagegen ein Düsseldorfer Kommunalpolitiker. Oberbürgermeister Joachim Erwin (CDU) soll dem Karlsruher Energieunternehmen die teure Professur als Gegenleistung für den politisch heiß umkämpften Stadtwerke-Deal abgerungen haben, lautet eine dritte Theorie.

„Wir waren schon vor Beginn der Stiftungsprofessur gegen die Privatisierung von Bildung“, sagt Thomas Kremer vom Allgemeinen StudentInnenausschuss (AstA) der FH Düsseldorf. Falls Oesterwind der Wunschkandidat von EnBW gewesen sein sollte, fühle man sich bestätigt.

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