DIE GESELLSCHAFTSKRITIK: Der menschliche Faktor
WAS SAGT UNS DAS? Der NSA-Whistleblower Edward Snowden enthüllt seine eigene Identität, denn er will die Regeln des Spiels bestimmen
Er war’s: Edward Snowden hat sich geoutet – in einem Videointerview, das er der britischen Zeitung Guardian gegeben hat, präsentiert er sich als der Whistleblower, der die entscheidenden Dokumente über die weltweite Internetüberwachung des US-Nachrichtendienstes NSA durchgestoßen hat.
Snowden hat sich klar für eine andere Strategie als der Wikileaks-Informant Bradley Manning entschieden, der gerade in den USA vor Gericht steht. Snowden wartet nicht ängstlich im Stillen, ob er enttarnt wird, sondern sucht vorbereitet die Öffentlichkeit. Er will selbst erzählen, was ihn zu dem Leak bewegt hat. Und wohl auch dafür sorgen, dass nicht irgendein Assange der eigentlichen Enthüllung die mediale Show stiehlt. Dabei vertraut Snowden ganz konventionell auf Journalisten, lud sein Material nicht auf einer Leaking-Plattform ab, sondern bei Zeitungen.
Das Vertrauen in die Sicherheit von Informanten durch technische Lösungen ist geschwunden. Auf dem Zenit der Wikileaks-Veröffentlichungen schien es, als könne man den unwägbaren Faktor Mensch, der so häufig das schwächste Glied in der Geheimhaltungskette war, ausschalten. Mehrere Jahre und viel zerdeppertes Assange-Porzellan später zeigt Snowdens Scoop: Das war nicht mehr als eine Illusion von Tech-Utopisten. Menschen können womöglich besser geheim halten und schützen als Maschinen. MLA
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