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DER RECHTE RANDWER EIN LINKES JUGENDZENTRUM IN HAMBURG ATTACKIERTTerror in Bergedorf

Im Netz aktiv sieht anders aus: Aktuelle Berichte finden sich keine auf der Seite von „Hamburger Nationalkollektiv & Weisse Wölfe Terrorcrew Sektion Hamburg“. Umso umtriebiger ist die rechtsextreme Gruppe allerdings im Hamburger Stadtteil Bergedorf: „Bei Anschlägen haben Neonazis Aufkleber der Gruppe angebracht“, sagt Anja Marx* vom „Antifaschistischen Jugendbündnis Bergedorf“.

Wegen wiederholter Angriffe auf das selbstverwaltete Jugendzentrum „Unser Haus“ demonstrierten vergangenen Samstag knapp 200 Menschen. „Ein Erfolg“, sagt Marx – zumal man erst sehr kurzfristig mobilisiert hatte. „Ein Nazi aus dem Stadtteil erschien kurz, um zu schauen.“

Der erste Anschlag trug sich in der Nacht zum 29. Mai zu: Mehrere Scheiben gingen zu Bruch, ein Auto wurde demoliert. In der nächsten Nacht kamen die unbekannten Täter wieder, um zwischenzeitlich entfernte rechte Propaganda erneut zu verkleben. Am Morgen des 2. Juni wurden erneut Scheiben eingeworfen, zudem randalierten Unbekannte im Garten des Hauses. Als zwei Frauen sie dabei überraschten, wurden diese attackiert und mussten fliehen.

Seit 2011 agieren „Nationalkollektiv“ und „Terrorcrew“ in Hamburg zusammen. Den Kern sollen etwa zehn Personen bilden, die auch Kontakte ins niedersächsische und schleswig-holsteinische Umland haben. In Hamburg fiel die Gruppe in der Vergangenheit wegen militanter Aktionen auf: Sie griff Polizeikräfte an und marschierte maskiert und mit Fackeln durch Hamburg-Harburg. Ihre Gesinnung ist klar: Anlässlich bundesweiter Schweigeminuten für die Opfer des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) erklärte die Gruppe im Februar 2012, sie gedenke vielmehr der Opfer, „die durch Ausländergewalt gestorben sind!“ – und des 1930 zu Tode gekommenen SA-Manns Horst Wessel.

* Name geändert

Hinweis: ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland

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