: Aktivisten sprechen jetzt von mehr als 100.000 Toten
SYRIEN Beobachtungsstelle legt detaillierte Zahlen vor. Aussichten auf Konferenz schwinden
BEIRUT afp | Die Zahl der Opfer im syrischen Bürgerkrieg hat nach Angaben von Aktivisten die Schwelle von 100.000 überschritten. Seit Beginn des Aufstands gegen Präsident Baschar al-Assad im März 2011 seien insgesamt 100.191 Menschen getötet worden, darunter 36.661 Zivilisten, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Mittwoch.
Nach Angaben der Beobachtungsstelle waren unter den zivilen Opfern 3.330 Frauen und 5.144 Kinder. Zudem seien 18.072 Rebellen, 25.407 Soldaten und 17.311 regierungstreue Milizionäre getötet worden. Die der Opposition nahestehende Gruppe in London bezieht ihre Informationen von Ärzten und Aktivisten. Demnach waren unter den getöteten Rebellen 13.539 Zivilisten, die zu den Waffen gegriffen hatten, sowie 2.518 ausländische Kämpfer und 2.015 Deserteure.
2.571 Todesopfer seien nicht identifiziert worden, und das Schicksal von mehr als 10.000 Gefangenen der Regierung sowie von Hunderten Soldaten in der Hand der Rebellen sei ungeklärt. Die an den Kämpfen beteiligte libanesische Hisbollah verzeichnete den Angaben zufolge 169 Tote. Während die schiitische Miliz inzwischen offen an der Seite Assads kämpft, werden die mehrheitlich sunnitischen Rebellen unter anderem von Katar und Saudi-Arabien unterstützt.
Die Aussicht auf die baldige Abhaltung einer Friedenskonferenz zu Syrien schwindet unterdessen weiter. Der Sondergesandte der UNO und der Arabischen Liga, Lakhdar Brahimi, hatte am Dienstag in Genf Vertreter Russlands und der USA getroffen und sich skeptisch geäußert, dass die Konferenz noch im Juli stattfinden werde. Das US-Außenministerium mied es, einen möglichen Termin zu nennen. Nach Angaben von UN-Diplomaten wurde ein Treffen zwischen US-Außenminister John Kerry und seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow für kommende Woche vereinbart.
In der libanesischen Hauptstadt Beirut wurden am Mittwoch mindestens 20 Syrer verletzt. Drei Autos hätten den Kleinbus der Syrer im Viertel al-Wati angehalten, hieß es aus Polizeikreisen. Acht mit Messern bewaffnete Männer hätten die Syrer angegriffen. Den Medien zufolge handelte es sich um Musiker, die auf dem Weg zum Studio waren, um syrische Volksmusik aufzunehmen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen