: Alleine unter Männern
FUSSBALL, MACHT UND FRAUEN Frauen und Fußball? Aber bitte nur auf dem Rasen. Immer noch stehen ausschließlich Männer den Clubs vor. So gibt es in Deutschland nur ein weibliches Vorstandsmitglied – Katja Kraus vom HSV
VON ROGER REPPLINGER
Der Fußball war bis vor wenigen Jahren, und ist es in bestimmten Bereichen noch immer, eine Angelegenheit von Männern. In keinem der 21 Landesverbände des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) ist eine Frau Präsidentin. In keinem Regionalverband, in keinem Ligaverband.
So sitzt im Vorstand des DFB keine Frau. Das Präsidium bilden 18 Männer und eine Vizepräsidentin: Hannelore Ratzeburg aus Hamburg, für Frauen- und Mädchenfußball zuständig. Selbst den Kommissionen und Ausschüssen des DFB steht keine Frau vor, mit zwei Ausnahmen: Margit Stoppa leitet den Ausschuss für Frauen- und Mädchenfußball und Gül Keskinler ist seit Januar 2008 Vorsitzende der Kommission Integration.
Bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) ist es nicht anders. Sie setzt sich zusammen aus einem Präsidenten, zwei Vize-Präsidenten, acht Vorständen, sechs Aufsichtsräten und vier Geschäftsführern – alles Männer. Nicht einmal eine Quotenfrau gibt es.
Diese Herrenrunden, die neben dem prosperierenden Geschäftsverlauf nichts interessiert, außer ihrer Macht, wehren jede Reform ab. Geht es nun um weibliche Führungskräfte, den Fernsehbeweis, Chip im Ball oder Profischiedsrichter – Der DFB und die DFL blockieren jeglichen Wandel im Fußball.
Natürlich gab es immer mal wieder Präsidentinnen von Profivereinen. Etwa Gisela Oeri, die seit Mai 2006 den FC Basel führt. Die Hoffmann-La Roche-Erbin war zunächst Mäzenin und wurde dann die erste Präsidentin eines Profi-Fußballklubs der Schweiz. Auf die Frage, was sie von den Männern im Fußball gelernt habe, antwortet Oeri: „Ich brauchte nichts von den Männern zu lernen, was ich nicht schon von ihnen wusste.“
Auch in Italiens Serie A gibt es eine Präsidentin: Rosella Sensi vom AS Rom. Sie ist die Tochter von Franco Sensi, dem 51 Prozent an der Erdölgruppe Italpetroli gehörten, der wiederum der AS Rom gehört. Als Sensi 2008 starb, wurde seine Tochter Chefin. Weil Italpetroli Schulden hat, musste Rosella Sensi einige Spieler verkaufen und hat so die Fans der Roma gegen sich aufgebracht.
In Deutschland gab es mal Britta Steilmann als Managerin der SG Wattenscheid 09. Das war 1994 und Wattenscheid war noch in der Ersten Liga. Britta Steilmann war die Tochter des Milliarden schweren Vereinsmäzens und Textilunternehmers Klaus Steilmann. Als sie Trainer Hannes Bongartz entließ, rauschte es im deutschen Blätterwald. Die Bild-Zeitung schnaubte: „1.Trainer von Frau gefeuert.“
Indes gibt es nur ein bezahltes weibliches Vorstandsmitglied in Deutschland und Europa, das nicht durch Geld und Protektion in eine leitende Vereinsposition kam: Katja Kraus vom Hamburger SV. Die 39-Jährige ist für die sportlichen Belange der Profifußballer verantwortlich. Kraus hat Germanistik und Politik studiert und war Torhüterin beim Frauen-Bundesligisten FSV Frankfurt. Zunächst arbeitete sie im PR-Ressort von Adidas, dann wurde sie Pressesprecherin des Bundesligisten Eintracht Frankfurt. Seit März 2003 sitzt Kraus im Vorstand des HSV.
Es würde ja wenig nützen, wenn der einzige Unterschied zwischen Kraus und den Männern im Fußball der wäre, dass sie eine Frau ist. Dann bliebe alles gleich und schlecht. Den Eindruck hat man aber nicht. Dem DFB würde Katja Kraus gut tun, aber ihr der DFB sicher nicht.
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