WASG-Streit: Ein armseliges Schauspiel
Ist es eine Tragödie, was sich Bundes- und Landes-WASG derzeit liefern? Sind die erneuten Versuche beider Seiten, die andere schlecht zu reden, ihre eigene Schuld? Oder können Sie nicht anders, als öffentlich zum ungezählten Mal Gesprächsbereitschaft zu bekunden? Obwohl allen Beteiligten klar ist: Das wird nix mehr? Das wäre zwar tröstlich, ist aber falsch.
KOMMENTAR VON MATTHIAS LOHRE
Vielleicht stecken die Konkurrenten um den rechten Weg nach links ja in einer „Schicksalstragödie“. Das wäre ganz praktisch. In diesem Fall ist laut Lexikon „die Notwendigkeit der tragischen Schuld nicht im Charakter des Helden begründet, sondern durch äußere Mächte herbeigeführt“. Kurz: „Das Geschehen wird vom Schicksal gelenkt.“ Weder Bundes- noch Landes-WASG trügen in dem Fall Schuld am Streit, der dem rot-roten Senat die Macht kosten kann. Aber so einfach ist es nicht: Die Berliner WASG will ja bewusst das Ende der Koalition herbeistreiten.
Auf den hiesigen Landesvorstand passt eher das Bild vom „tragischen Helden“. Dessen Isolation wird laut einer anderen Definition „als Selbstüberhebung bestraft, so, als ob der Held sich aus Stolz aus der Gesellschaft ausschließt“. Die Wahlalternative hat sich für die politische Isolation entschieden. Sie will Opposition sein. Egal, gegen wen.
Tragödien haben bekanntlich unschöne Enden. Der Held wird bestraft. In diesem Fall wird die WASG mit Bedeutungslosigkeit nach der Abgeordnetenhauswahl büßen.
Eine Übersetzung für Tragödie lautet „Trauerspiel“. Beide Worte sind nicht deckungsgleich. Aber für das trübe, vorhersehbare Theater beider WASG-Seiten passt es perfekt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen