: Kontrolle am Kai
SEEFAHRT Internationale Transportarbeiter-Föderation beendet ihre Aktionswoche gegen Billigflaggenschiffe. Wohl aus Angst vor einem Boykott in den Häfen schlossen etliche Reeder noch rasch Tarifverträge ab
Von einem vollen Erfolg spricht Bernd Losch, Kampagnenleiter bei der Internationalen Transportarbeiterföderation (ITF). Er meint die jetzt zu Ende gegangene Aktionswoche gegen Billigflaggenschiffe: Insgesamt 50 Seeschiffe in Hamburg, Bremen, Bremerhaven, Wilhelmshaven, Wismar und Rostock wurden im Rahmen dieser „Baltic Week“ von ITF-Trupps und -Inspekteuren aufgesucht. „In Hamburg haben wir nicht eine Beanstandung gehabt“, sagt Losch der taz.
Einen ähnlichen Trend gebe es auch in den anderen Häfen, wo auch nur minimale Verstöße gegen die ITF-Normen von 1.600 Dollar Heuer pro Monat festgestellt wurden. „Die ausstehende Heuer ist dann sofort an Bord ausgezahlt worden“, sagt Losch. Zum ersten Mal in der Geschichte der ITF-Aktionswoche sei es nicht notwendig gewesen, die Hilfe der Hafenarbeiter in Anspruch zu nehmen und durch einen Boykott der Lösch-und Ladearbeiten den Reeder zur Tariftreue zu zwingen. Dennoch sei in mehreren Fällen eine „Notice of Warning“ ausgesprochen worden, da die Reeder erst kurz vor Beginn der ITF-Woche Verträge für ihre Schiffe mit der ITF abgeschlossen hätten.
Dass die Aktionswoche eine derartige Wirkung zeigt, führt Losch darauf zurück, dass alle ITF-Gewerkschaften der Ostsee-Anrainerstaaten mitgemacht hätten und auch in den Häfen Kopenhagen, Göteborg, Stockholm und Helsinki, in St. Petersburg und im estländischen Tallinn oder im lettischen Riga Schiffe kontrolliert hätten.
Es sei auch dafür gesorgt worden, dass die drei Maersk-Schiffe „Valetta“, „Vigo“ und „Vancouver“, die Wochen vor Wangerooge auf Reede gelegen hatten, in Wilhelmshaven an die Kette kamen. Damit soll den Heuer-Forderungen der 41 Seeleute über 350.000 US-Dollar gegenüber dem Eigner Nachdruck verliehen werden.KAI VON APPEN
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