: „Das Geld ist gut investiert“
NEUSTADT-AKTION Tobias Wolf vom ADFC freut sich auf den „autofreien Stadtraum“ am Sonntag
■ 42, Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs Bremen (ADFC).
taz: Herr Wolf, ist der Aktionstag „Autofreier Stadtraum“ eine Wahlkampfveranstaltung, wie die CDU argwöhnt?
Tobias Wolf: Auf keinen Fall: Die Aktion war schon lange vor der Wahl geplant. Auch der ADFC Bremen hat dafür gekämpft.
Gegner kritisieren die Kosten von rund 100.000 Euro, zum Beispiel für die Absperrungen.
Die Absperrungen sind eben notwendig, wie bei jeder Demonstration auch. Außerdem ist das Geld gut investiert. Denn Werbung für das Fahrradfahren zu machen, lohnt sich.
Warum macht man die Aktion nicht in einem größeren Rahmen? Wenn man den autofreien Sonntag bundesweit aufzöge, erledigt sich das Absperrungsproblem.
Vor ein paar Jahren wurde auch in Bremen ein größerer Bereich abgesperrt. Natürlich lässt sich der Tag heute nicht mit den bundesweiten Aktionen nach der Ölkrise in den Siebzigerjahren vergleichen. Der kleinere Rahmen in der Neustadt soll den Fokus mehr auf die Veranstaltungen dort lenken und zeigen wie anders ein Straßenraum ohne Autos sein kann.
Wie beteiligt sich der ADFC?
Um 11 Uhr beginnen wir mit der Hochstraßentour. Die etwa 20 Kilometer lange Strecke ist komplett für Fahrradfahrer abgesperrt. Die Teilnehmer sollen erleben, wie toll es sein kann, wenn Fahrradfahrer so viel Platz und gute Fahrbahnen haben. Außerdem können sich Besucher auf der Fahrradmeile des ADFC Neuigkeiten des Fahrradmarkts anschauen, und ein Gebrauchtfahrradmarkt ist auch dabei.
Ist Bremen eine fahrradfreundliche Stadt?
Immer mehr Menschen fahren hier Rad, deswegen müssen sich die Bedingungen weiter verbessern. Auf der Kaisen-Brücke ist der Radweg zum Beispiel viel zu schmal. Autofahrer müssen in Zukunft mehr Platz an Fahrradfahrer abgeben.
Den Fahrradfahrern gehört also die Zukunft?
Ganz sicher! Derzeit sind 25 Prozent der Bremer Verkehrsteilnehmer Fahrradfahrer. Der Umweltsenator hat sich 30 Prozent als Ziel gesetzt. Ich glaube, das schaffen wir locker. Wir sollten uns als Ziel mindestens 50 Prozent Fahrradfahrer im Straßenverkehr vornehmen.
INTERVIEW: JURIK ISER
Rund um den Leibnizplatz sind am Sonntag die Straßen gesperrt. Um 11 Uhr beginnt ein Bühnenprogramm. Weitere Informationen auf Seite 47 und im Netz unter www.autofreierstadtraum.de
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