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Die Politpaten

Salvatore Cuffaro ist in Sizilien allgemein als „Küsschen-Küsschen-Cuffaro“ bekannt, weil er seine Wähler gern nach Kräften herzt und drückt. Die haben den Christdemokraten und Berlusconi-Verbündeten im Jahr 2001 mit einem deutlichen Vorsprung ins Amt des Regionspräsidenten Siziliens gehoben. Im Mai will Cuffaro erneut antreten. Weder seine Partei noch Berlusconi nehmen daran Anstoß, dass gegenwärtig in Palermo ein Prozess gegen Cuffaro läuft, der der Unterstützung einer mafiösen Vereinigung angeklagt ist; unter anderem soll er Mafiosi mehrfach über gegen sie laufende polizeiliche Abhöraktionen ins Bild gesetzt haben. In seiner Partei UDC muss das kein Schandfleck sein; auf ihrer Liste zog jetzt der frühere christdemokratische Minister Calogero Mannino in den Senat ein; Mannino ist in zweiter Instanz als Unterstützer der Mafia verurteilt. Wiedergewählt wurde auch Saverio Romano, Staatssekretär im Arbeitsministerium: Mitten im Wahlkampf wurde er von einem Kronzeugen schwer als Mann der Mafia beschuldigt – ohne Folgen in der Partei. Nicht wieder als Kandidat aufstellen wollte dagegen der nationale UDC-Vorsitzende und Präsident des Ab-geordnetenhauses, Pierferdinando Casini, einen anderen sizilianischen Abgeordneten, Massimo Grillo. Dieser hatte es wirklich zu bunt getrieben: Im Februar hatte Grillo sich glatt über Mafiaverstrickungen zahlreicher seiner Parteifreunde aus der UDC beschwert und gefordert, der Regionspräsident solle im Mai nicht wieder antreten. Zu viel für Casini: Er strich Grillo von der Kandidatenliste für die Parlamentswahl – und sprach dem armen Cuffaro seine Solidarität aus. Darin ist Casini geübt: Im Jahr 2004 hatte er sich, einen Tag vor der Verkündung des Urteils, bei dem Angeklagten Marcello Dell’Utri gemeldet und von der Höhe seines Staatsamtes herunter erklärt, er sei von Dell’Utris Unschuld überzeugt. Dem nützte diese Einmischung nichts: er wurde tags darauf zu neun Jahren verurteilt. MB

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