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Dialog statt Kontroverse

STROMAUTOBAHN

Die Schleswig-Holsteiner und der Wind – das ist eine schwierige Beziehung. Mal nennt er sich Xaver, zerzaust die Bäume und wirft Wellen an die Deiche. Mal weht er nur als laues Lüftchen, wenn er eigentlich Turbinen antreiben sollte. Dabei ist der Wind als Bündnispartner für die Energiewende eingeplant: Mittelfristig sollen 1,5 Prozent der Landesfläche mit Windrädern zugestellt sein, bereits 2015 werden sie 9.000 Megawatt Strom liefern – weit mehr, als die 2,8 Millionen Menschen verbrauchen können.

Schleswig-Holstein könnte also Strom exportieren, wenn es Leitungen gäbe, über die er in die süddeutschen Industriezentren geführt werden könnte. Warum der Ausbau der Trassen schleppend vorangeht, darüber könnte am Montagabend die„Ergebniskonferenz“ des Dialogverfahrens zur Trasse „Sued.Link“ von Schleswig-Holstein nach Baden-Württemberg Aufschluss geben.

Mit einer „beeindruckenden Zahl von Konsultationsbeiträgen haben sich die Bürgerinnen und Bürger der Region am Dialogverfahren beteiligt“, lobt Energiewendeminister Robert Habeck (Grüne). Die Landesregierung aus SPD, Grünen und SSW will mit der frühzeitigen Einbeziehung der Anwohner vermeiden, dass es später Protest gegen die Hochspannungsmasten gibt, die sich als „Stromautobahnen“ an den Äckern und Dörfern der Westküste entlangziehen werden.

Nicht nur mit Worten, sondern auch mit Geld sollten sich die Westküstenbewohner an der Trasse beteiligen. Nach dem Modell der erfolgreichen „Bürgerwindparks“ sollten Anwohner auch für die Leitungen Anteile zeichnen dürfen. Das gelang aber nur mäßig, wie der Netzbetreiber Tennet vor einigen Tagen mitteilte. Anteile für knapp sechs Millionen Euro wollte die Firma verkaufen, 833.000 Euro kamen am Ende zusammen. Obwohl in Umfragen grundsätzlich Sympathie geäußert wurde, fanden die Befragten das Risiko eines Totalverlusts zu hoch und die Chance auf Rendite zu gering. Außerdem sei das Produkt zu schwer zu verstehen.

Es bleiben also Fragen offen, denen sich Habeck und die Vertreter von Tennet und Eon-Netze am Montag stellen müssen. Veranstaltungsort ist das Husumer Messezentrum, eigens erbaut für die internationale Windmesse, die in Husum erfunden wurde, aber nun leider nach Hamburg davongeflogen ist. Es ist eben nicht leicht mit dem Wind und den Schleswig-Holsteinern.  EST

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