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randale im freibadBadespaß muss sein

Wenige Tage nachdem die Polizei im Freibad Pankow für Ruhe sorgen musste, hat sich die Lage dort wieder einigermaßen entspannt. Ursache dafür ist vor allem eines: Eine eilends engagierte Sicherheitstruppe hält die Jugendlichen in Schach, die wie viele ihres Alters Grenzen austesten und Autoritäten, zum Beispiel die der Bademeister, in Frage stellen. Dennoch ist nicht auszuschließen, dass es wieder zu Gewaltausbrüchen im Schwimmbad kommt, das eigentlich ein Ort der Erholung und Entspannung sein sollte.

Kommentar von RICHARD ROTHER

Denn eines zeigt das Beispiel der Sicherheitstruppe in Pankow: Die Freibäder sind personell viel zu dünn ausgestattet. Wenn ein Bademeister mehr als tausend Badegäste zu betreuen hat, dann stimmt etwas nicht. Dass in einer solchen Situation niemand ertrinkt, ist wohl nur dem Umstand geschuldet, dass die Badenden doch aufeinander Rücksicht nehmen und aufpassen – auch wenn ein paar Jugendliche mal über die Stränge schlagen und manchem Aufpasser vielleicht die nötige Gelassenheit bei kleineren Provokationen fehlen sollte.

Kinder und Jugendliche brauchen Bewegung, Sport und Spiel. Dafür muss es Angebote geben: in Freibädern, Vereinen, Ferienlagern, vor allem aber in Kindergärten und Schulen. Leider werden überall dort, wo Kinder betreut werden, Stellen gestrichen, Mittel gekürzt und Einrichtungen geschlossen – weil der Senat kein Geld hat, weil unter anderem die Bundesregierung lieber Steuergeschenke an Unternehmen und Besserverdienende verteilt, als die Einnahmesituation von Ländern und Kommunen zu stabilisieren.

Eine Gesellschaft, die Kinderbetreuer – und damit auch Kinder – nur als Kostenfaktor definiert, braucht sich über Probleme mit dem Nachwuchs nicht zu wundern. Und vor allem darüber nicht, dass kaum noch jemand welchen aufziehen möchte.

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