: Assad und Abdallah auf Versöhnungsmission in Beirut
LIBANON Mit einem symbolträchtigen Besuch wollen der syrische Präsident und der saudische König die angespannte Lage im Libanon entschärfen. Denn seit Hisbollah-Mitgliedern eine Anklage wegen des Hariri-Mordes droht, wird dort neue Gewalt befürchtet
VON KARIM EL-GAWHARY
Sie sind in einer Art Präventivdiplomatie gekommen. Das zumindest hofften die meisten Libanesen, als Syriens Präsident Baschar al-Assad und der saudische König Abdallah gemeinsam den roten Teppich auf dem Flughafen Beirut entlangschritten, bevor sie zu ihrem ersten Treffen mit dem libanesischen Präsidenten Michel Suleiman und dem Ministerpräsidenten Saad Hariri eilten.
Die beiden Besucher könnten unterschiedlicher nicht sein. Doch gerade darin liegt die Chance für den Libanon. Sie repräsentieren die beiden politischen Extreme der polarisierten arabischen Welt: Der Syrer, unterstützt vom Iran, ist einer der Sponsoren der Hisbollah und all jener Organisationen, die den sogenannten Widerstand gegen Israel und die US-Politik auf ihre Fahnen geschrieben haben. Der Saudi hingegen ist einer der wichtigsten US-Verbündeten in der Region.
Setzen sich die beiden Staatsoberhäupter zusammen, bedeutet das für die Region, dass die Signale auf ruhige Zeiten gestellt sind. Doch streiten sie sich, wird es in der ganzen Region turbulent. Treffen sich die beiden wie am Freitag für fünf Stunden ausgerechnet im Libanon, werfen sie ihr ganzes politisches Gewicht in die Waagschale, um zur Stabilisierung des Landes beizutragen.
Im Libanon unterstützt Assad die schiitische Hisbollah, Abdallah hingegen den libanesischen Premier Saad Hariri. Es ist Assads erster Besuch in Beirut seit dem Mord an dem libanesischen Ex-Ministerpräsidenten Rafiq Hariri und dem Rückzug der syrischen Truppen aus dem Libanon vor fünf Jahren.
Das Treffen fand vor dem Hintergrund wachsender Spannungen der beiden politischen Lager im Libanon statt. Es wird erwartet, dass vor dem UN-Tribunal zum Mord an Hariri einzelne Hisbollah-Mitglieder angeklagt werden, nachdem ursprünglich der Verdacht auf Mitglieder des syrischen Geheimdiensts gefallen war. Hisbollah-Generalsekretär Hassan Nasrallah hatte letzte Woche gewarnt, er werde nicht hinnehmen, dass seine Organisation, wie er es nannte, „aus politischen Gründen“ in den Hariri-Mord verwickelt würde.
Damit wird die mühevoll vor zwei Jahren zusammengezimmerte Einheitsregierung in Beirut, in der sowohl Saad Hariri als auch die Vertreter der Hisbollah sitzen, wieder von der Vergangenheit eingeholt. Die alten Risse zwischen den beiden politischen Lagern könnten wieder aufbrechen. Denn eine Anklage gegen die Hisbollah im Mordfall Hariri würde die Tat in den Augen vieler Sunniten des Landes als schiitisches Komplott erscheinen lassen. Dann drohte dem politisch fragilen Land ein erneutes Bürgerkriegsszenario. Das Versöhnungstreffen von Assad und Abdallah in Beirut ist deshalb der Versuch, einer solchen Entwicklung vorzubeugen.
Gleichzeitig erteilte die Arabische Liga in Kairo Palästinenserpräsident Mahmud Abbas das prinzipielle Mandat, mit Israel direkt zu verhandeln. Aber mit einigen wichtigen Einschränkungen: Israel muss sich deutlich zu einem weiteren Siedlungsbaustopp verpflichten.
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