piwik no script img

Furchtbare WaffenKommentar von Bettina Gaus

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch ist seriös und überaus zurückhaltend mit der Weitergabe von Informationen. Wenn sie Israel öffentlich den Einsatz von Streubomben vorwirft, dann ist davon auszugehen, dass dies stimmt.

Das israelische Militär hat den Sachverhalt zwar nicht bestätigt, sich aber immerhin zu dem Hinweis veranlasst gesehen, dass der Gebrauch derartiger Munition nicht gegen internationales Recht verstoße. Das trifft zu, ist sehr bedauerlich – und kaum anders denn als Eingeständnis zu werten. Man muss also annehmen: Israel hat Streubomben eingesetzt. Das ist eine fürchterliche Nachricht.

Fürchterlich vor allem für die Betroffenen. Denn Streubomben sind, wie schon der Name sagt, keine Präzisionswaffen. Kurz vor dem Aufschlag setzen sie viele kleine Sprengkörper frei, die sich auf einer großen Fläche verteilen. Sie bedrohen Zivilisten und Kombattanten gleichermaßen, sind hingegen für die Zerstörung militärischer Ziele ziemlich ungeeignet. Hinzu kommt: Etwa fünf Prozent der Munition explodiert nicht sofort. Die Wirkung dieser Blindgänger lässt sich mit der von Landminen vergleichen. Sie können ihre Opfer noch Jahre später treffen. Wahllos und zufällig.

Fürchterlich ist die Nachricht auch für alle, die Israel eine sichere und friedliche Existenz wünschen. Die Behauptung, mit den Angriffen auf den Libanon solle nur die Hisbollah geschwächt werden, lässt sich kaum besser widerlegen als durch den Einsatz von Streubomben. Der erlaubt nicht einmal den guten Glauben an Irrtümer und Versehen. Wer diese Waffen einsetzt, weiß, dass Zivilisten darunter leiden werden.

Wenn das Ziel der Angriffe nicht die Demoralisierung der libanesischen Bevölkerung ist – und das kann und darf es gerade der israelischen Logik zufolge nicht sein –, dann ist der Einsatz von Streubomben nicht nur moralisch verwerflich, sondern auch ganz einfach dumm. Wer aus Solidarität mit Israel sogar bereit war, diesen Krieg gutzuheißen, hat es nun noch schwerer als vorher. Was geht in den Köpfen israelischer Militärs eigentlich vor? Werden sie von der Politik überhaupt noch kontrolliert? Die Zweifel wachsen.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen