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Wem gehört Altona?

NEUE MITTE Was auf dem Gelände nördlich des Altonaer Bahnhofs entstehen soll, ist noch nicht heraus: Während die Eigentümer Gewerbeflächen favorisieren, fordert eine Initiative sozialen Wohnungsbau

Bis November haben die Planungsbüros Zeit, ihre Konzepte auszuarbeiten

Im Wettbewerbsverfahren für die „neue Mitte Altonas“ am ehemaligen Güterbahnhof hat die Stadtentwicklungsbehörde am Freitag einen ersten Zwischenbericht vorgestellt. Alle Teilnehmer am Wettbewerb nähmen „den Denkmalbestand“ und den Wasserturm auf dem Bahngelände „als identitätsstiftend in ihre Entwürfe auf“, sagte Uwe Drost von dem mit der Durchführung des Wettbewerbs beauftragten Planungsbüro. Es gehe darum, ein „städtebauliches Image“ zu liefern.

Das neue Quartier ist mit rund 75 Hektar etwa halb so groß wie die Hafencity und liegt größtenteils auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs und der angrenzenden Bahngleise. Die konkrete Ausgestaltung sei noch offen, hieß es bei der Vorstellung am Freitag. Das Gelände befindet sich im Besitz von Deutscher Bahn, dem Immobilienunternehmen Aurelis Real Estate GmbH und der Holsten-Brauerei. Während Aurelis auf ihrer Internetseite für die gewerbliche Nutzung der Güter- und Lagerhallen wirbt, erklärte Johannes Gerdelmann von der Stadtentwicklungsbehörde, dass es in Hamburg vor allem an Wohnraum mangele.

Eine Frage ist dabei die nach dem Verhältnis von sozialem und frei finanziertem Wohnungsbau. Während Drost vom ausrichtenden Planungsbüro Wert auf „familienfreundliches Wohnen“ legt, fordert eine Initiative zum Bahnhofsgelände mindestens 30 Prozent sozialen Wohnungsbau. Die Initiative kritisierte den Zeitdruck des Verfahrens: Es sei „nicht nachvollziehbar“, dass noch nicht einmal die Ergebnisse der vorbereitenden Untersuchungen abgewartet werden, sagte ein Aktivist. Die Veranstaltung sei zwar informativ gewesen, habe aber „mit einer qualifizierten Bürgerbeteiligung nichts zu tun“. Das gewählte Verfahren sehe nicht einmal die rudimentären Beteiligungsformen vor, die etwa bei einem Sanierungsgebiet gegeben sind.

Der Zeitplan sieht vor, in einer ersten Phase das nicht mehr als Bahngelände ausgewiesene Areal um den Güterbahnhof an der Harkortstraße zu entwickeln. Erst in den nächsten Jahren würde sich dann das an Ottensen angrenzende Gebiet anschließen – falls die Bahn sich entscheidet, ihren Fernbahnhof von Altona an den Diebsteich zu verlegen.

Am Wettbewerb nehmen zehn ausgewählte Planungsbüros teil. Sie seien angehalten, „auch die geplante Verbindungsstraße zwischen Harkort- und Haubachstraße einzubeziehen“, sagt Gerdelmann von der Stadtentwicklungsbehörde.

Bis November haben die Planungsbüros Zeit, ihre Konzepte auszuarbeiten. Dann Entscheidet ein Preisgericht über die Entwürfe. Am 24. November sollen die Wettbewerbsergebnisse der Öffentlichkeit präsentiert werden. LENA KAISER

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