… DIE LEGIONELLE?: Die Polizei angreifen
Eigentlich sollte sich die Berliner Polizei mit der Verfolgung von Verbrechern herumschlagen. Dummerweise haben die Beamten gerade einen weiteren Feind hinzugewonnen, der ihre Aufmerksamkeit beansprucht. Es ist eine kleine, aber gemeine Kreatur: die Legionelle.
Seit Freitag sind auf dem Polizeigelände an der Ruppiner Chaussee in Reinickendorf wegen Legionellenbefall die Duschen gesperrt. Die Zeichen standen auf Angriff: Die Legionelle ist eine Bakterie, die im besten Fall eine recht milde Erkrankung mit Husten, Schnupfen und erhöhter Temperatur auslöst. Doch bis zu 15 Prozent der Infizierten bekommen laut Robert-Koch-Institut eine schwere Lungenentzündung – die sogenannte Legionärskrankheit. Ihre Symptome reichen von hohem Fieber über Atemnot bis hin zu Erbrechen. Im schlimmsten Fall kann die Krankheit tödlich enden.
Der Fall in Reinickendorf liegt nun so: Bereits Ende Januar waren auf dem Polizeigelände die Heizungen ausgefallen. Währenddessen konnten die Beamten nicht warm duschen. Dummerweise bilden sich Legionellen, wenn das Wasser still in den Leitungen steht. So konnten sich während des Heizungsausfalls die Bakterien in aller Ruhe in der nicht genutzten Warmwasserleitung bilden und vermehren. Als die Leitungen nun wieder genutzt wurden, fielen die Legionellen aus den Duschköpfen über die Beamten her.
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) macht den Senat für das Legionellenproblem verantwortlich. Zornig fordert Silvia Brinkhaus, Sprecherin der GdP: „Das Kaputtsparen muss ein sofortiges Ende haben. Die Gesundheit und Sicherheit der Polizistinnen und Polizisten steht auf dem Spiel!“ Die maroden Gebäude sollten schnellstens von „unterirdisch“ auf „Normalniveau“ gebracht werden.
Fest steht: Ihre Schusswaffen werden den Polizisten beim Kampf gegen den neuen Feind Legionelle nicht weiter helfen. Um die Legionelle dingfest zu machen, sollte die Polizei also neue Komplizen finden. Vielleicht sitzen die im Senat. SF
Foto: O’Neill/CC
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