: Zündelnde Kriegsgegner
BEKENNERSCHREIBEN Antimilitaristen der Gruppe „Rebels of Engagement“ übernehmen die Verantwortung für einen Brandanschlag auf mehrere Pkws vor dem Kreiswehrersatzamt in Hamburg-Harvestehude
MIRKO STREIBER, POLIZEI HAMBURG
Ein Brandanschlag auf drei Pkws in der Nacht zum Montag in Hamburg-Harvestehude hat wohl als erster in einer langen Brandserie einen politischen Hintergrund. Diesen Schluss lässt ein Bekennerschreiben zu, das am Dienstag bei der Hamburger Morgenpost eingegangen ist. Darin übernimmt die Gruppe „Rebels of Engagement“ die Verantwortung für die Zündelei: „Unsere Aufgabe als Antimilitaristen ist es, die reibungslosen Abläufe der Kriege so wirkungsvoll wie möglich zu stören.“
Bei dem Anschlag vor dem Kreiswehrersatzamt war nicht nur ein Bundeswehrfahrzeug ausgebrannt, sondern auch – wohl eher zufällig – das Saab-Cabrio der Ehefrau des Hamburger CDU-Chefs, Frank Schira.
Die Antimilitaristen verweisen in ihrem Schreiben ausdrücklich auf die Ereignisse am 4. September 2009 im Kundus, als Bundeswehr-Oberst Georg Klein den Befehl erteilt hat, zwei von den Taliban entführte Tanklastwagen durch US-Jets bombardieren zu lassen, wodurch 140 Menschen ums Leben kamen. „Dieser Angriff, bei der die Zivilbevölkerung besonders stark getroffen worden ist, kann als verheerendste und tödlichste ‚Operation‘ seit dem zweiten Weltkrieg mit Beteiligung deutscher Soldaten angesehen werden“, heißt es weiter. Seit der Verschärfung der Aufstandsbekämpfung und der sogenannte Taschenkarten „Rules of Engagements“ steige die Zahl der Toten ständig, beklagen die Kriegsgegner, „durch die Ausweitung der Befugnisse wurde die Hürde für Einsätze herabgesetzt“.
Die Polizei nimmt den Bekennerbrief ernst, sagt Polizeisprecher Mirko Streiber. „Er wird zurzeit vom Staats- und Verfassungsschutz geprüft.“ Zwar enthalte der Brief falsche Daten, der Bezug auf den Kundus-Jahrestag und das Kreiswehrersatzamt lasse aber eine gewisse Authentizität erkennen, so Streiber. Der zerstörte Bundeswehr-Kombi sei als solcher „deutlich erkennbar gewesen“. KAI VON APPEN
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