: Weine nicht, wenn der Regen fällt
Tag des offenen Denkmals widmet sich diesmal chronisch offenen Denkmälern: Den Parks. Sinnvoll ist er dennoch
Dem Wetter gilt die Hauptsorge der Denkmalpfleger. Normalerweise nicht, aber am Sonntag schon. Denn da ist „Tag des offen Denkmals“ und der ist diesmal den Gartendenkmalen gewidmet. Auch in Bremen. Und wenn es da regnen würde, dann würde die große Konservatoren-Werbeaktion wohl ein Misserfolg.
Nun könnte man sagen: Wie, was, Gartendenkmale? Bräuchte man doch keinen Extra-Tag für. Sind doch eh immer offen. Aber, so verspricht Werner Damke, „wir wollen uns in einem besonderen Sinne öffnen.“ Nämlich für den Verstand. Damit die Besucher bitt’schön mal kapieren, dass ein Park „ein Kunstwerk ist“.
Damke spricht aus Erfahrung, schließlich ist er Direktor des größten und offensten Bremer Gartendenkmals – des Bürgerparks. Und oft hat er miterleben müssen, dass die BesucherInnen die Grünanlage zwar als angenehm für Körper und Seele empfinden – aber das war’s. Wer hätte schon einen Blick für die Durchblicke, wer kennte die Probleme des Baumbeschnitts, und wer sähe die liebevoll angelegten Sichtachsen, die Dramaturgie der Wegführung?
„Bei französischen Parks“, so der behördliche Gartendenkmalpfleger Rolf Kirsch, „wäre das deutlicher.“ Deren Symmetrien, Buchsbaumkugeln und Koniferen-Kegel hält niemand für Natur. Aber für französische Parks müsste man schon bis Hannover fahren: Bremen ist in Sachen Gartenbau romantisch-angelsächsisch orientiert. Heißt: Die Landschafts-Inszenierungen sollen aussehen wie Natur.
Also wird es aufklärerische Führungen geben, nicht nur im Bürgerpark, sondern – nur um 11 Uhr – auch durch den jüdischen Friedhof in Hastedt, den Friedhof Osterholz und durch die an der Oberneulander Landstraße aufgereihten Villen-Gärten: Heinekens Park, Landhaus Ichon, Höpkens Ruh, Haus Hohenkamp, und um die Ecke Gut Hodenberg: In all diese großbourgeoisen Mini-Paradiese, die einst dem gemeinen Habenichts gänzlich verschlossen waren, darf der Plebs am Sonntag zu bestimmten Zeiten die Nase stecken: So also riecht Reichtum! bes
Beginn: So., 11 Uhr, Bürgerpark. Termine: www.bremen.de/denkmalpflege
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen