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Panik nach dem Abpfiff

UNTERSUCHUNG Nach dem Unfall wurde ein externer Gutachter verpflichtet

Nach dem 3:2-Sieg des SV Werder Bremen gegen den HSV am Samstagabend im Weserstadion, brach gegen 20 Uhr im Block der HSV-Fans Panik aus. Anhänger aus dem Hamburger Umland wurden länger als die vereinbarten 20 Minuten im Gästeblock festgehalten und fürchteten, ihre Anschlusszüge in Hamburg zu verpassen. Etwa 20 HSV-Fans versuchten, die Sperren der Polizei zu durchbrechen, um die Busse, die sie zum Bahnhof bringen sollten, zu erreichen. An einer Treppe kamen HSV-Fans ins Stolpern, fielen hin, andere trampelten über sie hinweg. Auch Polizisten wurden mitgerissen.

Sieben Fans des HSV und 17 Polizisten wurden verletzt. Alle konnten das Krankenhaus inzwischen verlassen bis auf einen 44-Jährigen aus Neumünster, der mit Quetschungen, wie Bremens Polizeisprecher Ronald Walther mitteilt, „weiterhin in einem künstlichen Koma gehalten wird“. Sein Zustand, so Walther, wird von den Ärzten auch nach zwei Tagen „als weiterhin kritisch“ bezeichnet.

Die Bremer Polizei hatte bereits am Sonntag eine interne Untersuchung der Vorfälle angekündigt. Gestern am späten Nachmittag dann die Kehrtwende: In einem Treffen hatten sich Bremens Innen- und Sportsenator Ulrich Mäurer (SPD), Werder-Vorstand Klaus-Dieter Fischer und Polizeichef Holger Münch darauf geeinigt, externen Sachverstand hinzuzuziehen. Der Panikforscher Michael Schreckenberger, Professor an der Universität Duisburg-Essen, soll noch in dieser Woche seine Arbeit aufnehmen. Er soll das Besucherverhalten und die Kommunikationsstrukturen und abläufe im Stadion ebenso analysieren wie die logistischen Bedingungen und baulichen Gegebenheiten. „Bei der Untersuchung darf es keine Tabus geben“, sagte Mäurer. ROR

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