heute in bremen: „Völlig verfehlte Familienpolitik“
Auf einer Fachtagung will sich die CDU über Strategien informieren, Kinderarmut zu bekämpfen
taz: Woran liegt’s, dass so viele Kinder in Armut leben?
Hermann von Laer, Professor für Wirtschaftspolitik, Hochschule Vechta: Vor allem an einer völlig verfehlten Familienpolitik und zwar von allen Parteien. Es geht nur noch um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, was bedeutet, dass das Geld in den Ausbau der Kinderbetreuung gesteckt wird. Damit werden aber nur diejenigen gefördert, die trotz Kindern arbeiten wollen, beziehungsweise überhaupt Arbeit haben.
Und besser wäre?
Ich fordere, den Familien pro Kind 600 bis 700 Euro auszuzahlen und sie selbst entscheiden zu lassen, ob sie ihre Kinder selbst erziehen wollen oder nicht.
Das bekämpft Kinderarmut?
Ja. Alles andere nutzt vor allem denjenigen, die genügend Geld haben. Keine Lösung habe ich allerdings für die zweite Ursache der Kinderarmut.
Die wäre?
Eine verfehlte Einwanderungspolitik. Wenn arme Leute einwandern, muss man sich nicht wundern, dass sie auch arme Kinder haben.
Sie plädieren dafür, die Grenzen dichtzumachen?
Nein. Das ist eine Beschreibung der Tatsachen.
Ist es nicht verlogen, wenn die CDU sich das Thema Kinderarmut auf die Fahnen schreibt? Schließlich sind auch die Eltern arm, aber für die haben die Christdemokraten offenbar kein Herz.
Das sehe ich anders. Nach der Soziallehre der CDU funktioniert Armutsbekämpfung vor allem über Arbeit. Bei Kindern ist das anders, deren Unterhalt sollte weitgehend der Staat übernehmen. Man könnte auch sagen, dass mit so einem erhöhten Kindergeld das Kinderkriegen und -aufziehen als Leistung honoriert wird. Fragen: Eiken Bruhn
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