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MUSLIME MÜSSEN „IDOMENEO“ HINNEHMEN, ABER NICHT ANSCHAUENEhrlichkeit statt Opernzwang

Der Innenminister hat in dieser Woche zu Recht viel Lob bekommen. Mit der Einrichtung einer Islamkonferenz erkannte Wolfgang Schäuble die dauerhafte Anwesenheit und Bedeutung der Muslime in diesem Land ausdrücklich an – ein Schritt, den weder er selbst in seiner ersten Amtszeit noch sein Vorgänger gewagt hatten. Schäuble bewies mit vielen sensiblen Worten, dass er seine Haltung gegenüber den Muslimen geändert hat. Erwähnte er sie früher oft in einem Atemzug mit gewalttätigen Islamisten, was Vorurteile schürte, zeigt sich Schäuble nun bereit, den Muslimen zuzuhören und gemeinsam mit ihnen Vorurteile abzubauen.

Umso bedauerlicher, dass der Minister über das Ziel, möglichst viele positive Botschaften zu verkünden, hinausschoss. Es genügte Schäuble nicht, dass sich die Teilnehmer trotz unterschiedlicher Religiosität darauf verständigten, die Absetzung der Mozart-Oper „Idomeneo“ zu bedauern. Stolz berichtete der Gastgeber, sämtliche Teilnehmer würden sich die Oper gemeinsam ansehen, wenn sie wieder aufgeführt wird. Damit erreichte er einen immensen PR-Erfolg. „Islamkonferenz will ‚Idomeneo‘ besuchen“ – diese Nachricht dominierte die Medienberichte. Leider war sie falsch.

Wie inzwischen klar ist, war über den Vorschlag des gemeinsamen Opernbesuchs gar nicht diskutiert, geschweige denn abgestimmt worden. Dies lag am engen Zeitplan, aber auch an dem Druck, den die Mehrheit auf die Minderheit der strenggläubigen Muslime ausübte. Schäuble hat diesen Druck durch seine voreilige Ankündigung verstärkt. Wer sich, wie Islamratschef Kizilkaya, dem Opernbesuch verweigert, steht schnell als Spielverderber da. Zu Unrecht. Muslime in Deutschland müssen akzeptieren, dass Stücke wie „Idomeneo“ gezeigt werden. Sie müssen sie sich aber nicht selbst ansehen. Würde man von Bischöfen verlangen, sich öffentlich „Popetown“ reinzuziehen?

Ohne vorherige Diskussion vermeintliche Ergebnisse zu verkünden schadet der Glaubwürdigkeit der Verständigungsbemühung. Falls Schäuble nach der nächsten Konferenz verkündet, alle seien sich einig, dass muslimische Mädchen am Schwimmunterricht teilnehmen sollten, sind Zweifel angebracht. LUKAS WALLRAFF

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