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die taz vor zehn jahren über die grünen und die lifestyle-ökologie

Welchen Stellenwert soll die Ökologie bei den Grünen haben? Wenn Ökologie als Politik gedacht wird, dann lassen sich zwei Formen unterscheiden: die Modernisierungs- und die Bewahrungsökologie. Die Agenda der ersteren wird von den Grünen (wie auch von Teilen der SPD) perfekt beherrscht. Stichworte: ökologische Steuerreform, Energieeffizienz, Dreiliterauto. Es ist in diesen Zeiten nicht das Schlechteste, wenn man seine Politik als modern, technologieorientiert und jobfördernd zugleich präsentieren kann. Zumal wenn das eigene Publikum – die urbanen Mittelschichten – diese Melodie gern hört.

Freilich sollten Ziel und Mittel nicht verwechselt werden. Wir müssen die natürlichen Lebensgrundlagen erhalten – unabhängig davon, ob damit Arbeitsplätze oder exportfähige Technologien entstehen. Man bedenke den Umkehrschluß. Der heißt: Ökologie nur, wenn sie neue Produkte und Arbeitsplätze schafft. Die andere Hälfte ökologischer Politik – das Bewahren – wird bei den Bündnisgrünen derzeit eher kleingeschrieben: der Erhalt von Bodenproduktivität, Landschaftsvielfalt und der Tier- und Pflanzenwelt, der Einsatz dafür, daß der Welt keine weiteren Wunden geschlagen werden. Vielleicht hält man diese Themen für vormodern, konservativ oder gar irgendwie religiös. Doch was bleibt von dem originär Grünen, wenn der Benzinverbrauch von Autos wichtiger wird als das Eintreten für Lebensinteressen? Mag sein, daß man mit einer „halbierten Ökologie“ im Parlament überleben kann. Aber eine reine „City-Ökologie“, die sich in Lifestyle-Trends erschöpft, reicht nicht. Die Grünen dürfen sich von der Globalisierungsdebatte nicht ins Bockshorn jagen lassen. Keineswegs ist es so, daß angesichts des Orkans, der auf den Weltmärkten tobt, in Deutschland ökologisch nichts mehr ginge. Kein Mensch kann uns daran hindern, unsere Häuser besser zu dämmen oder umweltverträglichen Landbau zu fördern. Reinhard Loskein der taz vom 12. 10. 1996

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