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Die erste Entschädigung

Jüdischer Besitz

Es ist soweit: Das Oldenburger Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte restituiert erstmals in seiner Geschichte ein Objekt seiner Sammlung. Es handelt sich um eine Fayence, ein „Alborello“ aus dem 17. Jahrhundert, für das nun die Erben des jüdischen Vorbesitzers entschädigt werden: ein vasenförmiges Apotheken-Gefäß, in dem Heilkräuter aufbewahrt wurden.

1947 stand die Restitution schon einmal auf der Tagesordnung. Doch der damalige Museumsdirektor Walter Müller-Wulckow wehrte eine Rückgabe wort- und erfolgreich ab. Er selbst war es gewesen, der den Alborello 1942 aus Amsterdam mitgebracht hatte. Müller-Wulckow zahlte einen einigermaßen fairen Preis – doch der Verkäufer, Mozes Mogrobi, konnte über den Erlös nicht verfügen: Seine Kunsthandlung stand unter Zwangsverwaltung der deutschen Besatzer. Zwei Jahre später starb Mogrobi in Auschwitz.

Mit Hilfe der Oldenburgischen Landschaft werden Mogrobis Enkel nun entschädigt, damit der Alborello in Oldenburg bleiben kann. Die Höhe der Summe wird nicht genannt. „Aber es geht auch gar nicht um die finanziellen Werte“, sagt der Oldenburger Provenienzforscher Marcus Kenzler, „sondern ums Prinzip“.

Das Prinzip, dass sich die Museen selbst und von sich aus um mögliche unmoralische Provenienzen in ihren Sammlungen kümmern, hat Rainer Stamm in Oldenburg etabliert. Der Direktor des Landesmuseums hatte bereits in Bremen, wo er die Kunstsammlungen Böttcherstraße leitete, als erster für eine systematische Durchsicht der Bestände gesorgt. In Oldenburg sind die quantitativen Dimensionen allerdings andere: Bis zu 15.000 Objekte wurden nach 1933 erworben und vor 1945 hergestellt. Kenzler wird bis zum Auslaufen seiner Provenienz-Stelle im Herbst 2015 die Herkunft von maximal 250 Werken erforscht haben können.

Neben dem Alborello und einer altniederländischen Kachel, die ebenfalls von Mogrobi stammt, hat Kenzler bislang vier Kunstwerke ausgemacht, die ihren Vorbesitzern verfolgungsbedingt entzogen wurden. Doch zu denen muss er noch Erben finden. Die bisherigen Spuren enden in Jerusalem, Hollywood und New York.

Wer also, zum Beispiel, hat Anspruch auf die Wasch-Kommode aus dem Jahr 1790, die 1940 ins Landesmuseum kam – und zuvor der jüdischen Witwe Rosalie Israels im ostfriesischen Weener gehörte? Die 80-Jährige wurde aus ihrem Heimatort vertrieben und lebte zwei Monate in Oldenburg, bevor sie über Berlin ins KZ Theresienstadt deportiert wurde. In Oldenburg wurde ihr Hausstand vom ortsansässigen Auktionator versteigert. Kenzler hat noch jede Menge Recherchen vor sich – deren Finanzierung allerdings in den Sternen steht.  HB

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