: Explosive Mischung
UNTERSCHLUPF Camps und Waffenschmuggel
DERNA taz | Libyen ist längst zur Basis vieler Al-Qaida-naher Gruppen geworden. Auch der algerische AQIM-Kommandeur Mokhtar Belmokhtar soll sich inzwischen hier befinden, vermuten französische Geheimdienstler. Belmokhtar hatte den Angriff auf die Gasförderanlage In Amenas Anfang 2013 geleitet, bei dem viele ausländische Ingenieure und Techniker starben.
In verschiedenen Camps außerhalb von Derna trainieren seit der libyschen Revolution von 2011 Dschihadisten aus Libyen, Tunesien, Algerien, Marokko, Somalia, Mali, Pakistan und Afghanistan. Die Stadt mit ihren 80.000 Einwohnern liegt 260 Kilometer östlich von Bengasi am Mittelmeer.
Angeworbene Jugendliche aus Derna werden für den Kampf in Syrien ausgebildet. Mehr als 3.000 Libyer kämpfen bei den radikalen Dschabat al-Nusra- oder Isis-Einheiten.
Von Derna werden Waffentransporte nach Mali organisiert, über Sirte und Obari in Südlibyen, dann entlang der algerischen Grenze. Die unterschiedlichen Milizen Dernas fusionierten vor drei Wochen zu der „Islamischen Scharia Jugend“. Die Gesamtzahl der Islamisten in Derna ist unbekannt.
Ihr mächtigster Anführer ist Sufian bin Qumu, der zusammen mit seinem Afghanistan-Kampfgenossen Abdul Basit Azuz die Logistikkette von der Zentralafrikanischen Republik bis Syrien befiehlt. Ihr erklärtes Ziel ist die Schaffung eines nordafrikanischen Kalifats.
Azuz und anderen ist es gelungen, Ansar-al-Scharia-Stützpunkte in weiteren libyschen Städten einzurichten: in Bengasi, Sirte, Sabratah, Sebha und Obari. Täglich werden am Himmel der Provinz Cyrenaika US-Drohnen gesichtet, bereits im Juni 2012 sollen sie die mittlerweile mit Beton befestigten Bunker von Ansar Scharia angegriffen haben. In den Vororten Masra und Sidi Khaled gingen Munitionslager Anfang April in Flammen auf.
Im Schatten einer großen Parade in der Stadt wurden offenbar viele Waffen umgelagert. In der örtlichen Textilfabrik lagern nach Angaben von Anwohnern 14,5-mm-Flugabwehrgeschütze und Kurzstreckenraketen. Die amerikanische Regierung beschuldigt Ansar al-Scharia und bin Qumu, persönlich den Sturm auf die Botschaft im Jahr 2012 durchgeführt zu haben, bei dem der US-Botschafter Chris Stevens starb. Bin Qumu bestreitet dies. Anfang Januar wurde der 54-Jährige auf eine US-Fahndungsliste gesetzt. MIRCO KEILBERTH
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