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Mordanschlag auf Parlamentarier in Sri Lanka

Mit der Ermordung von Nadarajah Raviraj sind nun schon drei tamilische Abgeordnete in Sri Lanka umgebracht worden

WIEN taz ■ Nadarajah Raviraj hatte gerade sein Haus verlassen, um zur Arbeit zu gehen, als seine Mörder von einem Motorrad aus die tödlichen Schüsse abfeuerten. Auch der Leibwächter des tamilischen Abgeordneten starb bei dem brutalen Angriff, der sich gestern in Sri Lankas Hauptstadt Colombo ereignete.

Raviraj ist innerhalb eines Jahres der dritte tamilische Parlamentarier in Sri Lanka, der ermordet worden ist. Bislang hat sich niemand zu dem Attentat bekannt. Selvam Adaikalanathan, der wie Raviraj der Tamil National Alliance (TNA) angehört, macht die srilankische Armee oder aber auch tamilische Paramilitärs für das Verbrechen verantwortlich.

Ravirajs Gegner könnte erzürnt haben, dass der Parlamentarier am Vorabend an einer Demonstration gegen einen Artillerieangriff der srilankischen Armee auf ein Flüchtlingslager teilgenommen hatte. Bei der Attacke im Nordosten des Landes waren am Montag 47 Zivilisten, darunter zahlreiche Kinder, getötet worden.

Nadarajah Raviraj, Anwalt und ehemaliger Bürgermeister der Stadt Jaffna im tamilischen Norden, war ein wichtiger Mann im schwierigen Friedensprozess Sri Lankas. Die TNA, für die er im Kongress saß, pflegt ein enges Verhältnis zur „Befreiungsorganisation der Tamilischen Tiger“ (LTTE), die für einen eigenen Tamilenstaat auf der Insel kämpft. Raviraj hatte sich aber immer für eine friedliche Lösung des Konflikts eingesetzt. Der Jurist war Mitglied eines vor kurzem gebildeten Freiwilligenkomitees zur Untersuchung von Verschleppungen und außergerichtlichen Tötungen. Außerdem nahm er an Mediationsseminaren zur Konflikttransformation teil, die vom österreichischen Institut IICP organisiert wurden. Bei diesen Seminaren, wo Modelle einer für alle Seiten akzeptablen Autonomielösung diskutiert werden, fungierte er als wichtiger Verbindungsmann zwischen Singhalesen und Tamilen.

Der seit Februar 2002 geltende Waffenstillstand in Sri Lanka wird seit der Wahl von Präsident Mahinda Rajapakse vor einem Jahr ständig verletzt. Mehr als 3.000 Menschen, großenteils Zivilisten, wurden seither Opfer der Gewalt. Eine Gesprächsrunde in Genf zwischen Regierung und LTTE endete am letzten Oktoberwochenende ergebnislos. Zentraler Streitpunkt war die Freigabe der von der Armee blockierten Straße, die den tamilisch besiedelten Norden mit dem Rest des Landes verbindet. Die tamilische Bevölkerung leidet dadurch unter Lebensmittelknappheit. RALF LEONHARD

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