piwik no script img

KOMMENTAR VON ANDREAS RÜTTENAUER ÜBER DIE EUROPA-CSUSorry

Martin Schulz, der sozialdemokratische Supereuropäer, ist also ein Sünder, einer der gegen den Willen Gottes handelt. So sieht es Markus Ferber. Der ist einer der zahlreichen deutschen Spitzenkandidaten für die Europawahl. Ferber ist der Chef der CSU-Landesgruppe im Europäischen Parlament. Ja, die gibt es tatsächlich. Aus acht Abgeordneten besteht sie. Damit das so bleibt, setzt die CSU auf die bewährte populistische Karte. Auf ihrem Parteitag in Nürnberg präsentierte sie sich als antieuropäische Europapartei, als Kämpferin wider das Böse aus Brüssel.

Das verkörpert für Markus Ferber der Präsident des Europäischen Parlaments, Martin Schulz. Als Christsozialer hat Ferber keine Probleme damit, dessen Ansichten als contra deum zu bezeichnen. „Ein potenzieller Kommissionspräsident, der sich für Eurobonds und Schuldentilgungsfonds einsetzt, versündigt sich an den Menschen in Europa“, sagte er. Und: „Die Fassade und die Person stammen aus Deutschland, aber die Stimme und die Inhalte stammen aus den Schuldenländern.“ Staats- und Parteichef Horst Seehofer soll genüsslich gegrinst haben, als er das hörte. Er sieht seine Partei bekanntlich in einer großen Koalition mit dem Volk – mit dem bayerischen, versteht sich. Verschuldete Südeuropäer haben da keinen Platz.

Flüchtlinge aus anderen Erdteilen schon gar nicht. Ferber muss es regelrecht geschüttelt haben, als er Martin Schulz hat sagen hören, er wünsche sich eine EU, in der jeder willkommen sei. „Die Schlepperbanden in Afrika haben damit einen Geschäftsführer bekommen“, sagte er in Nürnberg. Oh, mein Gott!

Weiter wollen wir Herrn Ferber an dieser Stelle nicht zu Wort kommen lassen. Vielmehr möchten wir um Entschuldigung bitten. In der Auflistung der rechtspopulistischen Parteien in der Wochenendausgabe haben wir die CSU nicht aufgelistet. Wir geloben Besserung.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen