: Chefinnentaumel
Es wird vorbei sein; bye-bye, Männerkram, bye-bye, Geschlechterwahn. Die Aufregung um die deutsche Frau, wenn sie Widerworte gibt, also einen Führungsanspruch anmeldet, obwohl sie noch fuckable ist, wie meine Freunde sagen, wenn wir uns gut verstehen. Wir werden neue Obsessionen finden, keine Sorge, aber diese Aufregung wird sich legen.
Denn die fleißigen und wohlmunitionierten Frauen aus der Mittelschicht, sie werden einziehen in die bisher so erfolgreich gegen sie verteidigten Führungsetagen, sie werden Geld scheffeln, Kinder, Männer, Geliebte haben und kriegen, sie werden die Arbeitszeit den Familienzeiten und den Fitnessstunden anpassen; die verglasten Männertoiletten oben im 30. Stock, sie werden ein oder zwei Kabinen abgeben müssen. Und warum haben uns Frauenkörper in Siegerpose früher so aufgeregt? Wir wissen es nicht mehr. Wir haben andere Probleme.
Acht Jahre braucht es noch, bis die überbezahlte Hodenkultur aufgemischt ist. Die werden unschön, denn die Rückzugsgefechte des weißen Mannes werden Hunderttausende von beleidigten Anzugträgern in die mittleren Etagen und in die U-Bahn spülen, und die werden ihren Kindern und sonstigen Mitmenschen zum Zeitvertreib die Laune verderben. Dem Hausfrauensyndrom wächst ein Schwanz.
Doch dann, 2018, die erste Generation des neuen Jahrtausends ist endlich volljährig und vielsprachig auch in Deutschland, 2018 wird Macht viele Geschlechter haben. Die Muttergeneration wird noch ein bisschen feiern, wird vorlaut sein, in schicken Elektroautos sitzen und schlechte Witze erzählen, ihre Kinder werden sich fremdschämen. Und sich mit Unterstützung der Alten ein neues Kampfgebiet suchen: die Ungewaschenen, die Armen. Wie haben sie das Elend satt! Nach unten treten war schon vorher Volkssport, aber er wird noch beliebter. Er löst das Fußballfieber ab, die ganz Bösen kaufen sich augenzwinkernd Tickets für Arenenspielchen spätrömischen Stils. Ich freu mich schon. INES KAPPERT
Sie leitet das Meinungsressort in der taz.
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