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„Klima der Angst“

ÜBERWACHUNG Ein Vortrag erklärt die Lage der Einwanderer im stalinistischen Terrorsystem

Reinhard Müller

■ 66, ist seit 2010 wissenschaftlicher Mitarbeiter der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur.

taz: Herr Müller, was ist die „Menschenfalle Moskau“?

Reinhard Müller: In meinem Vortrag geht es zunächst mal allgemein um stalinistischen Terror. Der Ausdruck „Menschenfalle“ beschreibt die totale Überwachung und das Gefühl, aus Moskau nie mehr herauszukommen. Und tatsächlich gab es nur wenige Auswege – sich als Freiwilliger im Spanischen Bürgerkrieg zu rekrutieren etwa. Näher eingehen werde ich auf die Verfolgung der deutschen PolitemigrantInnen, speziell auf das Schicksal des Bremer Künstlers Heinrich Vogeler.

Wie drückte sich diese Überwachung aus?

Mit den Flüchtlingen wurde eine Gesinnungsprüfung durchgeführt, obwohl es sich meist um Parteiangehörige der KPD handelte. Lebensläufe mussten vorgelegt, Bürgen aufgetrieben werden. Das Klima war von Angst beherrscht. Sowohl Denunziationen der Flüchtlinge untereinander als auch durch die Geheimpolizei standen an der Tagesordnung. Viele wurden wieder ausgewiesen oder in Straflager deportiert.

Warum die Verfolgung politisch Gleichgesinnter?

Die KPDSU fing in den Dreißigern an, in den eigenen Reihen zu „säubern“. Das übertrug sich auf die Emigranten. 1937 begann die „ethnische Säuberung“, Ausdruck derer war etwa die „Deutsche Operation“. 1938 waren im Rahmen dieser bereits 70 Prozent der deutschen EmigrantInnen verhaftet, deportiert oder erschossen worden.

Hielt diese Phase auch nach Kriegsbeginn an?

Die Milderung begann im Oktober 1938, als die „Deutsche Operation“ offiziell beendet war. Doch Verhaftungen, Verschwörungen und erfolterte Geständnisse hielten an. Vogeler etwa wurde 1941 deportiert und starb 1942 in Kasachstan.INTERVIEW: ELENA VON OHLEN

20 Uhr, Haus der Wissenschaft

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