: Günstigeres Gas in Norddeutschland
Kartellamt-Studie belegt: Die Gaspreise im Norden sind vergleichsweise niedriger als im Süden der Republik. Mangelnder Wettbewerb führt zu unverändert hohen Preisen. Ein Anbieterwechsel ist bislang nur in Hamburg möglich
Nichts ging mehr. Vorgestern brach die überlastete Hompage des Bundeskartellamts zusammen, war bis zum gestrigen Nachmittag nicht mehr aufzurufen. Der Grund: Die Behörde hatte einen aktuellen Preisvergleich von rund 700 deutschen Gasanbietern ins Netz gestellt – und tausende Verbraucher wollten sich diese Infos besorgen. Dabei stellten die Wettbewerbshüter erhebliche Preisunterschiede zwischen einzelnen Gaslieferanten und ein starkes Nord-Süd-Preisgefälle fest. Die Preisdifferenzen für die gleiche Strommenge betragen bis zu 59 Prozent. Die gute Nachricht: Gasverbraucher müssen im Norden nicht so tief in die Tasche greifen wie die Haushalte, die im Süden der Republik am Gashahn hängen.
Die größten Preisunterschiede ergaben sich bei einem geringen Jahresverbrauch von 7.000 Kilowattstunden, was etwa dem Bedarf einer Gastherme entspricht (siehe Kasten). Hier stammen vier der bundesweit günstigsten Anbieter aus Niedersachsen, zwei aus Schleswig-Holstein. Der bundesweit günstigste Versorger sind hier die Stadtwerke Soltau mit einem Preis von 381 Euro, während die baden-württembergische Gasversorgung Blaubeuren für die gleiche Menge 605,86 Euro abkassiert.
Im Mittelfeld des Rankings befinden sich die großen Energieversorger des Nordens. So steht die Bremer SWB-AG, deren Preiserhöhungsbegehren im vergangenen Jahr vor Gericht abgewehrt werden konnten, auf Platz 167 der Tabelle, die Stadtwerke Hannover auf Platz 237, die norddeutschen E.ON-Gastöchter auf den Rängen 332 und 336. Trotzdem: Ein Hamburger Gaskunde zahlt knapp 30 Prozent mehr als ein Abnehmer der Soltauer Stadtwerke.
Eine Erklärung für das Nord-Süd-Gefälle hat das Kartellamt nicht, sein Präsident Ulf Böge beklagt aber, dass auf dem Gasmarkt „der Wettbewerb trotz der Liberalisierung nur schleppend in Gang“ komme, und die „Gasversorger die marktbeherrschende Stellung in ihrem Versorgungsgebiet bei der Preissetzung missbräuchlich ausnutzen“. Denn zur Zeit können Gaskunden im Norden nur in Hamburg zwischen zwei Anbietern wählen – neben E.ON-Hanse ist hier auch der in Berlin ansässige Anbieter Nuon Deutschland auf dem Markt. Marco Carini
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