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Anschlag auf US-Basis in Afghanistan

Selbstmordattentäter sprengt in Bagram mehrere Menschen in den Tod. US-Vizepräsident Dick Cheney bleibt unverletzt

DELHI taz ■ Ein Selbstmordanschlag außerhalb der US-Militärbasis von Bagram sechzig Kilometer nördlich von Kabul hat gestern bis zu zwölf Todesopfer gefordert. Nach Nato-Angaben wurde ein US-Soldat bei dem Anschlag getötet. Der zweite Soldat kam aus Südkorea, wie das Verteidigungsministerium in Seoul mitteilte. Das Attentat ereignete sich, als Vizepräsident Dick Cheney, der die Nacht auf dem Stützpunkt verbracht hatte, mit amerikanischen Soldaten beim Frühstück saß. Ein geplantes Treffen mit Präsident Hamid Karsai war wegen starken Schneefalls verschoben worden. Kurz nach dem Anschlag kam Cheney gestern in der Hauptstadt zu einem etwa 50-minütigen Gespräch mit Karsai zusammen.

Der Attentäter hatte sein mit Sprengstoff beladenes Fahrzeug in der Nähe des Kontrollpunkts am äußeren Perimeter der Luftwaffenbasis abgestellt. Dort müssen Afghanen die erste von mehreren Leibesvisitationen über sich ergehen lassen, bevor sie ins Innere der Basis zu ihrer Arbeit gefahren werden. Einige Beobachter werten den Anschlag als Ausdruck der Ohnmacht der Taliban. Unfähig, den militärischen Gegner ins Visier zu nehmen, machten sie schutzlose Landsleute zu Zielscheiben. Befürworter einer anderen Lesart verweisen darauf, dass die Taliban und al-Qaida die afghanischen Sicherheitskräfte bereits tief infiltriert hätten. Der Taliban-Experte Ahmed Raschid nannte den Anschlag einen „sehr provokativen“ Akt. Die Taliban hätten auf einen „hochrangigen Besuch“ gewartet. Obwohl die Visite Cheneys unter hoher Geheimhaltungsstufe vorbereitet worden sei, sei sie in Kabul und Islamabad in bestimmten Kreisen bekannt gewesen.

Cheney war am Montag in Pakistans Hauptstadt Islamabad eingetroffen. Die New York Times hatte berichtet, Präsident George W. Bush sende Musharraf eine „ungewöhnlich scharfe Botschaft“. Washingtons großzügige Finanzhilfe sei gefährdet, sollte Pakistan nicht endlich härter gegen radikalislamische Extremisten vorgehen. Ein pakistanischer Regierungssprecher bestätigte nach Cheneys Besuch, die Unterredung habe der Besorgnis der Alliierten gegolten, dass Taliban und Al-Qaida-Verbände von pakistanischem Territorium aus eine Frühlingsoffensive im Süden Afghanistans planten. Musharraf habe erwidert, das Problem sei im Wesentlichen ein innerafghanisches, und Pakistan habe bereits das „Maximum“ geleistet. Die USA, Großbritannien, Australien und Dänemark haben in den letzten Tagen erklärt, ihre Truppenzahl aufzustocken. In Kürze dürfte der Bestand ausländischer Verbände in Afghanistan auf über 50.000 steigen. Großbritannien wird nach der am Montag bekannt gegebenen Entsendung von 1.400 weiteren Soldaten nach Afghanistan dort erstmals mehr Truppen haben als im Irak. „Wenn es richtig schwierig wird, ist nur noch ein kleiner Teil der Verbündeten bereit, einen Schritt nach vorn zu machen“, zitierte gestern der International Herald Tribune den britischen Verteidigungsminister Des Browne. Kritik dieser Art richtet sich auch an Deutschland, dessen 2.900 Soldaten im relativ ruhigen Nordafghanistan eingesetzt sind. Zur Unterstützung der Nato-Partner im Süden hat das Kabinett in Berlin die Entsendung von sechs Tornado-Aufklärungsflugzeugen und den für ihren Einsatz benötigten 500 zusätzlichen Soldaten beschlossen. Am 9. März entscheidet das Parlament. BERNARD IMHASLY

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