: Arten so wichtig wie das Klima
Heute stimmt das EU-Parlament ab, wie das Artensterben gebremst werden kann
BERLIN taz ■ Die Sache klingt schlüssig: ohne Wiesenknopf kein Wiesenknopf-Ameisenbläuling. Ob der Falter mit dem Doppelnamen auch künftig in Deutschland umherflattert, hängt davon ab, ob seine Futterpflanze zur Blüte kommt. Werden Wiesen oft gemäht, ist das nicht der Fall. Vielfach sind Landwirte aber auf die Einnahmen angewiesen, die aus dem oftmaligen Mähen resultieren – auch deshalb zählt der Wiesenknopf-Ameisenbläuling in Deutschland zu den bedrohten Arten.
Er könnte bald einer jener über hundert Tier- und Pflanzenarten sein, die täglich weltweit aussterben. Am heutigen Tag der biologischen Vielfalt wird das EU-Parlament über die Biodiversitätsstrategie der EU-Kommission abstimmen – und dieser voraussichtlich zustimmen.
Bis zum Jahr 2010 solle der Artenverlust gestoppt werden, haben die Mitgliedstaaten 2001 beschlossen. Bei der Frage, was getan werden sollte, will das Parlament die Vorschläge der Kommission ergänzt wissen: Das Problem des Artensterbens sei ebenso wichtig wie der Klimawandel, zitiert der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) das Papier, das heute zur Abstimmung steht. So sollen mehr Mittel für jene Betriebe in Landwirtschaft und Fischerei bereitgestellt werden, die auf den Artenschutz achten.
Die Vorschläge fließen unter anderem in die Halbzeitbewertung der EU-Agrarpolitik ein. „Die Mitteilung ist ein wichtiges politisches Signal“, sagt Bund-Naturschutzexperte Friedrich Wulf. „Sie macht deutlich, dass gehandelt werden muss.“ Übereinkünfte gebe es bereits, wie die Ursachen für den Artenschwund bekämpften werden könnten.
Für Gatersleben gilt das allerdings noch nicht. Hier laufen derzeit Freisetzungsversuche mit genveränderten Weizen und Erbsen. Diese könnten die ortsansässige Genbank des Leibniz-Instituts gefährden, befürchten die 150 Bauern und Umweltschützer, die gestern dagegen demonstrierten. Das wäre ein GAU für die Artenvielfalt. Denn mit einem Bestand von 150.000 Mustersamen zählt die Genbank zu den weltweit größten Einrichtungen zum Erhalt der Biodiversität. CHRISTINE ZEINER
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