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Zu viel Aufregung um ein Klischee

FAKE Islamisten wollen Frauen beschneiden? Meldung ist falsch

BERLIN taz | Wer Frauen den Schleier aufzwingt, Ungläubigen den Kopf abschlägt und ein islamisches Kalifat ausruft, der ist zu allerlei Schandtaten bereit. Nun wolle die Extremistengruppe Islamischer Staat (IS) alle Frauen und Mädchen in den von ihr in Syrien und im Irak kontrollierten Gebieten beschneiden lassen, hieß es am Donnerstag. Der selbst ernannte Kalif Abu Bakr al-Baghdadi höchstpersönlich habe das in einem religiösen Gutachten befohlen.

Aufmerksam gemacht auf die vermeintliche Fatwa hatte Jacqueline Badcock, stellvertretende UN-Gesandte im Irak. Die hatte Journalisten in einer Videokonferenz gesagt, die IS-Führung beabsichtige, Frauen im Alter zwischen 11 und 46 Jahren massenweise die Genitalien zu verstümmeln.

Die Granden der Presselandschaft bliesen die Nachricht hinaus. Die BBC brachte die Story, der Guardian, al-Dschasira. „Islamisten befehlen Genitalverstümmelung“, titelte die FAZ, und auch die taz veröffentlichte eine Meldung der Nachrichtenagentur AFP.

Komisch nur, dass die vermeintliche Fatwa, die im Netz kursiert und auf der offenbar auch Badcocks Märchen beruht, auf den 11. Juli 2013 datiert ist. Woher das Dokument stammt, ist unklar – und auch unwichtig, scheint es sich doch um eine Fälschung zu handeln. Nichts weist darauf hin, dass es wirklich von den IS-Extremisten kommt.

Noch am Abend ruderten die UN und viele Medien zurück: „UN zweifeln an Echtheit der Fatwa über Genitalverstümmelung“, lauteten die nun die Schlagzeilen. Die falschen Berichte verschwanden aus dem Netz. Beschämend aber bleibt die Leichtgläubigkeit der Medien.

JANNIS HAGMANN

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