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Wolke trübt den Kunsthimmel

Über die Finanzierung der auf dem Schlossplatz geplanten wolkenförmigen Kunsthalle gibt es Streit: Unterstützer wollen vom Senat dafür 750.000 Euro. Doch Kulturstaatssekretär Schmitz blockt ab

Von Nina Apin

Die neue Kunsthalle in Form einer Wolke ist bislang nur eine hübsche Computeranimation auf den Laptops der Architekten. Doch schon in der Planungsphase verdunkelt der weiße Schalenbau, der nach den Entwürfen des Architekturbüros Graft in zwei Jahren den Schlossplatz zieren wird, den Himmel über Berlin. Das Land und die privaten Förderer der Kunsthallenidee sind sich uneins darüber, wer die schicke Kunstwolke bezahlen soll, die Zeit und Raum zwischen dem Abriss des Palastes der Republik und dem geplanten Humboldt-Forum füllen soll.

Kulturstaatssekretär André Schmitz, der die Idee einer temporären Kunsthalle kürzlich noch als „grandios“ lobte, wird recht nüchtern, wenn es um die Finanzen geht. „Das Land wird die Realisierung nach Kräften unterstützen“, sagte er gestern der taz. „Aber Geld wird es dafür nicht geben – weder vom Regierenden Bürgermeister noch aus einer der Senatsverwaltungen.“ Damit erteilte Schmitz Hoffnungen eine Absage, das Land werde in die künstlerische Zwischennutzung auf dem Schlossplatz investieren. „Es handelt sich hier um ein begrüßenswertes, aber rein privates Projekt“, bekräftigte er.

Das sehen die Initiatoren offenbar anders. Der Kunstförderer Peter Raue, prominentester Befürworter der Kunstwolke, rechnet fest damit, dass sich das Land mit mindestens 750.000 Euro an den veranschlagten Baukosten für die temporäre Ausstellungsarchitektur beteiligt (s. Interview unten). Insgesamt soll die Halle zwischen 1 und 3 Millionen Euro kosten .

Die Idee, nach dem Abriss des Palastes einen „White Cube“ auf den Schlossplatz zu stellen, der mit Baubeginn des Humboldt-Forums in andere Städte weiterziehen soll, entsprang einem Gestaltungswettbewerb der Kunstzeitschrift Monopol. Dass einer der im Sommer vorgestellten Entwürfe jetzt überhaupt Chancen auf Realisierung hat, ist den Unwägbarkeiten auf der Baustelle Schlossplatz geschuldet. Denn der Abriss verzögert sich weiter, voraussichtlich bis Ende 2008.

Das geplante Humboldt-Forum dagegen könnte schneller kommen als erwartet: Das Bundesbauministerium rechnet mit einem Baubeginn schon ab 2010, nicht erst 2012, wie lange angenommen. Damit könnte die Zeitspanne zwischen Abriss und Neubau so kurz werden, dass sich das Anlegen der ursprünglich für die Fläche vorgesehenen Rasen-Zwischennutzung nicht mehr lohnt.

Erst im September dieses Jahres hatte das Landschaftsarchitektenbüro Relais die öffentliche Ausschreibung für eine 2,1 Millionen teure Begrünung des Areals gewonnen. „Einen Rasen zu pflanzen, der nach anderthalb Jahren untergepflügt wird, kann nicht im Sinn des Steuerzahlers sein“, sagt Petra Rohland, Sprecherin von Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD). Sie hatte den Rasenwettbewerb ausgelobt. „Wir sind für Alternativen offen“, sagte sie gestern.

Dass der Schlossplatz einige Jahre lang nicht zu einer Liegewiese, sondern zu einem Kunstmagneten werden soll, klingt für staatliche Ohren aber nur „grandios“, solange es nichts kostet. Das Land, das sich an dem urbanen Kunstrasen mit 750.000 Euro beteiligen sollte, möchte das Geld nun lieber einsparen. Kulturstaatsminister Schmitz schwebt für den Betrieb privates Sponsoring vor. Und Rohland fordert: „Die Initiatoren müssen eine solide Privatfinanzierung vorweisen. Dann können wir gern über Wolken reden.“

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