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Hybrid-Hype bedroht die Spritschlucker

Die Automobilhersteller üben auf dem Genfer Autosalon den Spagat zwischen Fahrspaß und Klimawandel. Japanische und französische Konzerne machen dem umweltbewussten Kunden neue Angebote, Audi und BMW hinken noch hinterher

Der kleine Chevrolet ist ein prima Klimafreund. Aber sexy ist er nicht

VON KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT

Luxus pur war schon immer das Markenzeichen des Genfer Autosalons, der gestern erneut seine Pforten öffnete. Und natürlich sind die spritfressenden Citygeländewagen und die Nobelkarossen von Jaguar mit eingebauter Fahrspaßgarantie trotz der latenten Debatte um den Klimawandel auch in diesem Jahr wieder die eigentlichen „Hingucker“. Der neue Porsche Cayenne Momentum etwa mit seinem 500 PS starken, 4,8-Liter-V8-Motor mit einem Durchschnittsverbrauch von knapp 16 Liter Sprit auf 100 Kilometer für 108.617 Euro. Oder der nach Herstellerangaben jetzt „noch sportlichere und aggressivere“ Jaguar XJ 08 mit knapp 400 PS. In all ihrer Schönheit zum Aussterben verurteilte Saurier einer Branche im – erzwungenen – Umbruch?

Vielleicht. Doch wie die Käufer der das Klima über Gebühr schädigenden „Bestien“ dazu bringen, sich in einen mit einem Hybridmotor ausgestatteten, eher hässlichen Japaner zu setzten? Oder in einen Corsa (Opel) mit Verbrauchswerten von rund 5 Litern Sprit und einem CO2-Ausstoß von unter 120 Gramm pro Kilometer umzusteigen?

Ein fast aussichtsloses Unterfangen, wissen Autoverkäufer zu berichten – und Psychologen. Über das Auto wird schließlich das Image des Fahrers transportiert. Und Sex sells.

Der sehr kleine Chevrolet Matiz von General Motors (GM) etwa, den die potenzielle grüne Kundschaft mit „Froschhüpfen“ billiger bekommt – 9.000 Euro minus gehüpfte Meter in Prozent – ist ganz sicher ein prima Klimafreund. Aber sexy ist es nicht. Früher baute Chevrolet noch Boliden für Zuhälter und reiche Polizisten in Miami: die legendäre Corvette. Doch auch in den Staaten grassiert aktuell die Angst vor dem Klimawandel. Gesetze dagegen und auch die steigenden Spritpreise zwingen die Hersteller zum Umdenken. In den USA steigt die Nachfrage nach japanischen Fahrzeugen mit Hybridantrieb und Autos mit geringem Verbrauch.

Das hat auch Porsche schon zu spüren bekommen. Der Markt dort sei „schwierig“ geworden, klagte das Unternehmen in dieser Woche. Im letzten Halbjahr 2006 fiel der Absatz in den USA im Vergleich mit den ersten sechs Monaten um 19,3 Prozent.

Weil auch in Europa die gesetzlichen Bestimmungen bald verschärft werden, ist in Genf ein Hype vor allem der Hersteller auf den Hybridantrieb zu konstatieren. Doch die deutschen Autobauer hinken dabei der Konkurrenz weit hinterher. Audi etwa will ein Auto mit Hybridmotor bis Ende 2008 „serienreif entwickelt“ haben; Mercedes und Porsche brauchen sogar noch ein Jahr länger. Weiter ist da schon Peugeot. Ganz ohne Hybrid schaffte es der französische Autobauer, einen Motor für seinen in Genf erstmals präsentierten neuen Geländewagen Peugeot 4007 zu entwickeln, der nur 7 Liter Sprit braucht und pro gefahrenem Kilometer unter 130 Gramm CO2 an die Umwelt abgibt. DaimlerChrysler dagegen hält das mit Blick auf seine S-Klasse für „physikalisch unmöglich“. Der Genfer Autosalon ist noch bis zum 18. März geöffnet.

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