: Suche nach Courage
Bremen ist bereits Deutschlands erste „Kommune ohne Rassismus“, jetzt wird auf Stadtteil-Ebene nachgelegt
Die Plakette am BesucherInneneingang der Bürgerschaft ist nicht sehr auffällig, kennzeichnet aber einen Superlativ: Bremen ist Deutschlands erste Kommune „ohne Rassismus“. Die Stadt darf den Titel führen, seit vergangenes Jahr zwei Drittel der Abgeordneten eine Antidiskriminierungs-Agenda unterschrieben. Jetzt soll die Kampagne mit Unterstützung des Berliner Büros „Aktion Courage“ in Gröpelingen fortgesetzt werden.
Seit die NPD im Bremer Westen nach einer Immobilie sucht, hat sich vor Ort ein breites Bündnis gebildet. Linke Initiativen, Seniorenvereinigungen, „Haus und Grund“ und Quartiersmanagement sind dabei, die „Aktion Courage“ soll weiteren Schwung in die anti-nationalistischen Anstrengungen bringen. Bislang ist deren Konzept vor allem an Schulen erprobt: Wenn 70 Prozent aller SchülerInnen, LehrerInnen und der anderen Angestellten die Selbstverpflichtung unterschreiben, anti-rassistische Arbeit zu fördern und Opfern von Übergriffen zu helfen, kann die Anerkennung als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ (SOR – SMR) beantragt werden.
Mit 18 Schulen hat Bremen bundesweit die höchste SOR-Dichte: Insgesamt gibt es derzeit 328, in Berlin 16, in ganz Hamburg nur eine SOR. Die Bremer Spitzenposition ist nach Ansicht von Eberhard Seidel, Geschäftsführer der „Aktion Courage“, auch auf das entsprechende Engagement der hiesigen Landeszentrale für politische Bildung zurück zu führen.
Für Seidel ist klar, dass eine 70-prozentige Selbstverpflichtung nicht von einem kompletten Stadtteil zu leisten ist: „Wir überlegen derzeit, welches Quorum auf Quartiersebene sinnvoll ist.“ In Chemnitz, gemeinsam mit Bremen Modellkommune als „Stadt ohne Rassismus“, scheiterte die Zwei-Drittel-Resolution an der Ablehnung durch die CDU. In Bremen hingegen hätten – abgesehen von zwei erkrankten – 100 Prozent der Abgeordneten unterschreiben, sagt Seidel. Auch Jens Tittmann von der DVU – obwohl der als Bremerhavener Mandatsträger kein Mitglieder der Stadtbürgerschaft ist, streng genommen also gar nicht hätte gefragt werden müssen. Seidel: „Er wollte aber unterschreiben, um auf die vermeintliche Diskriminierung seiner eigenen politischen Ansichten zu verweisen.“
Ob die Bürgerschaft ihre Plakette wieder abmontieren muss, falls im Mai eine rechtsextreme Partei in Fraktionsstärke ins Parlament einzieht, muss laut Seidel noch überlegt werden: „Dann hätten wir jedenfalls ein großes Problem.“ Henning Bleyl
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