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Halber Lohn für mehr Arbeit

Telekom will durch Auslagerung von 50.000 Arbeitsplätzen Gehälter um bis zu 42 Prozent senken – bei steigender Arbeitszeit. Ab heute neue Tarifrunde mit Ver.di

BONN ap/rtr ■ In einem in der Bundesrepublik fast beispiellosen Schritt will die Deutsche Telekom die Einstiegsgehälter für Service-Mitarbeiter um bis zu 42 Prozent senken. Gleichzeitig soll die Arbeitszeit von 34 auf mindestens 38 Stunden verlängert werden. Telekom-Personalchef Karl-Gerhard Eick sagte gestern, nur durch die drastische Verringerung der Personalkosten sei es möglich, die betroffenen Arbeitsplätze in Callcentern und im technischen Service im Konzern zu erhalten.

Einen Tag vor der zweiten Tarifrunde über die Ausgliederung von rund 50.000 Telekom-Mitarbeitern in drei T-Service-Gesellschaften gab Eick damit erstmals einen detaillierten Einblick in die Pläne des Telekommunikationsriesen. Ziel des Konzerns sei es, die Kostenstrukturen an die der Konkurrenten anzunähern, betonte der Manager.

Wie drastisch dabei die Folgen für die Beschäftigten sein können, zeigt ein Beispiel: Erhielten Berufsanfänger in Callcentern der Festnetztochter T-Com bisher bei einer Wochenarbeitszeit von 34 Stunden ein Einstiegsgehalt von 34.000 Euro jährlich, will die Telekom Berufsanfängern künftig nur noch 20.000 Euro zahlen – bei einer längeren Arbeitszeit. Ähnlich hoch sollen die Einschnitte bei Berufsanfängern in den Sparten Technischer Service und Netzbetrieb ausfallen. „Bliebe es bei den derzeitigen hohen Einstiegslöhnen, könnten wir künftig niemanden mehr einstellen“, sagte Eick.

Doch nicht nur die Berufsanfänger sollen Opfer bringen, auch von den vorhandenen rund 50.000 Beschäftigen der drei Sparten erwartet der Konzern deutliche Zugeständnisse. Hier setzt der Konzern allerdings in erster Linie auf Arbeitszeitverlängerung. Statt bislang 34 Stunden sollen künftig ohne Lohnausgleich 38 oder mehr Stunden gearbeitet werden. Je länger die Arbeitszeit ausfalle, desto weniger Einschnitte seien darüber hinaus bei der Bezahlung notwendig, meinte Eick. Doch sei auch hier eine Annäherung an das allgemeine Marktniveau unvermeidlich.

Der Manager betonte mit Blick auf den immer härter werdenden Preiskampf auf dem Telekommunikationsmarkt: „Wir haben überhaupt keine andere Alternative als Regelungen, wie sie die Gewerkschaft mit unserer Konkurrenz abgeschlossen hat. Eick verwies darauf, dass Ver.di bei Telekom-Konkurrenten Tarifverträge akzeptiert hätte, die sogar Einstiegsgehälter von lediglich 17.000 Euro vorsähen – bei deutlich höherer Wochenarbeitszeit. Im Gegenzug zu den Einsparungen stellt die Telekom der Gewerkschaft eine Verlängerung des Kündigungsverzichts über 2008 hinaus in Aussicht. Außerdem könnten tausende von Arbeitsplätzen, die in den vergangenen Jahren von der Telekom ausgelagert worden seien, ins Unternehmen zurückgeholt werden.

Die Verhandlungen über die geplante Auslagerung der 50.000 Telekom-Arbeitsplätze werden heute fortgesetzt. „Zieltermin ist der 1. Juli. Den halten wir für anspruchsvoll, aber auch für machbar“, so Eick. Mit der Auslagerung will die Telekom bis 2010 bis zu 900 Millionen Euro jährlich einsparen. Der Manager hofft, noch in diesem Monat zu einer Einigung mit Ver.di zu kommen. Dort bereitet man indessen einen Streik vor. „Wir halten uns definitiv für einen Streik bereit“, sagte eine Verdi-Sprecherin. Die Vorschläge der Telekom seien nicht brauchbar, um den Service zu verbessern und die Probleme der Telekom zu lösen. Von den Streikdrohungen zeigte sich der Telekom-Personalvorstand unbeeindruckt. Schließlich habe die Gewerkschaft die gleichen Forderungen beim T-Mobile-Kundenservice bereits akzeptiert.

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