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SPORTPLATZEin Kick vom neuen Sponsor

FRAUENFUSSBALL Unternehmer Celal Bingöl will das Team von Al-Dersimspor unterstützen

Neulich hat es Celal Bingöl wieder getan. „Spiel doch den Ball zu deinem Nebenmann“, rief er auf den Lilli-Henoch-Sportplatz am Anhalter Bahnhof. „Das ist doch kein Mann, das ist eine Frau“, korrigierte ihn eine Zuschauerin. Das Umschalten von Männer- auf Frauenfußball fällt dem früheren Profi Bingöl offenbar nicht leicht. Sieben Jahre lang, bis in die Spielzeit 2009/2010, steuerte der Unternehmer als Präsident von Türkiyemspor Kreuzbergs Fußballflaggschiff. Dort steht die erste Männermannschaft im Zentrum, die Frauen- und Mädchen-Abteilung fristen ein Schattendasein.

Jetzt ist Bingöl entschlossen, den entgegengesetzten Weg zu gehen: Der 40-Jährige wird die Frauen von Al-Dersimspor als Sponsor fördern, die in ihrem von Männern dominierten Club ebenfalls keinen leichten Stand haben. Cheftrainerin Safiye Kok beschreibt die Lage als ausbaufähig: „Anerkennung ja – finanzielle Unterstützung nein. Wir bekommen Sachleistungen wie Trikots oder Trainingsanzüge.“ Die Vorstandsmänner ließen sich bei den Auftritten der Frauen in der Verbandsliga selten sehen.

Geschichte geschrieben

Und das, obwohl die Kreuzbergerinnen bereits Fußballgeschichte geschrieben haben: 2006 spielten sie vor mehr als 1.000 Iranerinnen in Teheran gegen das Frauenteam des Landes – es war das erste offizielle Frauenfußballspiel in Iran seit der islamischen Revolution 1979. Dokumentiert ist der historische Auftritt von zwei verschleierten Frauschaften im Dokumentarfilm „Football Under Cover“ aus dem Jahr 2008.

Bingöls angekündigtes Engagement findet Anklang. „Celal wäre der beste Unterstützer. Er kennt uns und hat selber Fußball gespielt“, sagt Mehtap Ardahanli, Al-Dersimspors Kotrainerin, die früher bei Tennis Borussia Berlin in der Frauenbundesliga aktiv war. Bingöl will die Situation der Frauen verbessern und seine Vorstellung vom sportlichen Erfolg mit einer intakten Multikulti-Gemeinschaft verwirklichen. Zahlreiche Spielerinnen Al-Dersimspors haben Wurzeln im arabischen Raum, in der Türkei oder Exjugoslawien. Zudem beabsichtigt der Unternehmer, Leiter der Frauenabteilung bei Al-Dersimspor zu werden. Spätestens auf der Mitgliederversammlung am 14. Mai will er das zur Sprache bringen.

Falls die Kreuzberger Frauen den sicher scheinenden Aufstieg in die nordostdeutsche Regionalliga schaffen, warten längere Touren bis ins Erzgebirge. „Wir haben ja auch Frauen mit Privatautos, vielleicht könnten die fahren“, erzählt Trainerin Kok. „In der Regionalliga fahren wir definitiv mit dem Bus“, entgegnet Bingöl, der Sponsor in spe. „Das ist gut für die Moral.“

Aus seiner Zeit bei Türkiyemspor weiß Bingöl, dass Männer in einer ähnlichen Situation anders argumentierten. „Die würden sagen: Wir brauchen einen Bus! Frauen sind da bescheidener.“ Auf 10.000 Euro Etat dürfte der Finanzbedarf der Al-Dersimspor-Frauen in der Regionalliga klettern. Das ist deutlich mehr als bisher, aber immer noch ein Pappenstiel im Vergleich zur Herren-Regionalliga. Und doch treibt die Frauen eine Furcht um, wenn der Investor einsteigt. Bingöl weiß es: „Sie haben Angst, dass mit der höheren Spielklasse die familiäre Atmosphäre verloren ginge und Spielerinnen womöglich den Verein verlassen müssten.“ JÜRGEN SCHULZ

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