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zoo will presse gängelnViel mehr als ein Einzelfall

Leider muss es an dieser Stelle grundsätzlich werden. Das ist nicht leicht, geht es vordergründig doch nicht um mehr als ein Formular des Zoologischen Gartens. In der einseitigen „Vereinbarung“ fordert die Zooverwaltung Fotografen und Kameraleute auf, ihre „Aufnahmen nicht für Darstellung[en] zu verwenden oder zu überlassen, die die Zoologische Garten AG oder ihre Mitarbeiter in einem ungünstigen Licht erscheinen lassen“. Doch wie gesagt: Hier wird Grundsätzliches berührt.

KOMMENTAR VON MATTHIAS LOHRE

Es geht nicht um harmlose Bilder eines das Großhirn lähmenden Eisbärenbabys. Auch nicht darum, vertuschte Skandale im Affenhaus aufzudecken. Die sollen recht selten sein. Es geht darum, dass ein Privatunternehmen sich anmaßt, die Berichterstattung von Pressevertretern zu seinen Gunsten zu beeinflussen. Das ist nicht hinnehmbar.

Dass insbesondere Boulevardmedien Ähnliches bei ihrem Prominentenklatsch sehr wohl hinnehmen, zeugt vom Ausmaß dieses Problems. Im vergangenen Jahr weigerten sich Agenturfotografen geschlossen, dieses Spiel bei der Stadiontournee von Robbie Williams in Deutschland mitzumachen. Ein seltener Vorgang, der offenbart, wie dreist Unternehmen mit ihren Produkten pokern. Und dass Widerstand dagegen Erfolg haben kann, wenn Medienvertreter und eine informierte Öffentlichkeit sich geschlossen verweigern.

Zugegeben: Das klingt reichlich pathetisch angesichts eines süßen Eisbärenbabys und eines nicht mehr ganz so süßen Musikers. Aber gerade Knuts Berühmtheit bildet den idealen Hintergrund, um zu zeigen: Hier droht sich etwas Bedenkliches in den Köpfen von Unternehmen und Medien zu etablieren. Gerade weil es schwerfällt, sich Berlins Bärenmarke „in einem ungünstigen Licht“ vorzustellen, erweisen sich Zensurforderungen wie die des Zoos als Kontrollwut ohne Maß und Ziel. Fürs „ungünstige Licht“ haben die Zooleute auf diese Weise selbst gesorgt. Nicht die Medien.

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